Düsseldorf. . Der Verkehrsbetrieb will vor allem neue Straßenbahnen anschaffen und Stationen umbauen. Dazu kommt eine saftige Gehaltserhöhung für den Vorstand
Elektrobusse, Digitalisierung, Barrierefreiheit und neue Straßenbahnen: Rheinbahn-Vorstand Michael Clausecker hat in den nächsten vier Jahren viel vor mit dem Düsseldorfer Verkehrsbetrieb. Die Rheinbahn will bis 2022 über eine halbe Milliarde Euro (515 Millionen) investieren.
Rheinbahn hat zwei neue Großprojekte
Etwa die Hälfte, rund 258 Millionen Euro, sollen dabei in zwei Großprojekte fließen: Ein neues Straßenbahn-Modell als Ersatz für die ältesten Fahrzeuge aus der Flotte. Zudem plant der Verkehrbetrieb, Bahnstationen barrierefrei umzubauen.
„Bisher müssen gerade bei U-Bahnen an vielen Stationen noch zusätzliche Treppen ausgeklappt werden, um den Höhenunterschied zum Bahnsteig auszugleichen“, erklärte gestern Rheinbahn-Vorstand Michal Clausecker: „Das ist weder für Rollstuhlfahrer noch für Fahrgäste mit Kinderwagen ohne weiteres zugänglich.“ Im kommenden Jahr sollen drei Bahnsteige erhöht werden, die Haltestellen „Löricker Straße“, „Luegplatz“ und „Lierenfeld Btf“.
Die zweite große Investition fließt in eine neue Generation von Straßenbahnen. Allein 166 Millionen Euro will die Rheinbahn dafür ausgeben. Clausecker rechnet damit, dass die ersten Fahrzeuge des neuen Typs zwischen Sommer und Herbst des kommenden Jahres zum ersten Mal im Einsatz sind.
Dafür werden die ältesten Modelle aus den 1980er Jahren aussortiert. Ob es jedoch bei der veranschlagten Summe bleibt, ist fraglich. Denn die Diskussion, inwiefern weitere Fahrzeuge saniert oder für doppelt so hohe Kosten ebenfalls ersetzt werden, steht erst im kommenden Jahr an.
Neue Kredite bei niedrigen Zinsen
Für Rheinbahn-Chef Clausecker ist es der ideale Zeitpunkt, so umfassend zu investieren: „Wir profitieren davon, dass gerade alte Finanzierungen auslaufen. Bei der günstigen Zinslage wollten wir die Chance nutzen, für zehn bis 15 Jahre günstige Darlehen zu bekommen.“
Tatsächlich hat die Rheinbahn kräftig zugeschlagen: 130 Millionen mehr nimmt die Rheinbahn an Krediten auf. „Wir haben uns mit der Stadt auf ein Minimum von 25 Prozent Eigenkapital geeinigt, um unsere gute Bewertung zu halten“, versucht Clausecker zu beruhigen.
Vorstand investiert in sich selbst
Nicht nur sein Unternehmen hat das Vorstands-Duo aus Michael Clausecker und Klaus Klar mit üppigen Investitionen bedacht. Auch sich selbst wollte der Vorstand eine kräftige Gehaltserhöhung von sieben Prozent gönnen. Der Aufsichtsrat bremste Clausecker und Klar. Es wurde sich auf dreieinhalb Prozent und damit 7000 Euro mehr im Jahr geeinigt. Im eigenen Betrieb stieß der Vorstand auf viel Unverständnis.
Heiko Goebel, Vorsitzender der Nahverkehrsgewerkschaft und Mitglied im Aufsichtsrat, steht grundsätzlich hinter den Investitionen für den Betrieb, fordert aber mehr Geld für Rheinbahn-Angestellte: „Es kann nicht sein, dass einige Kollegen einen Vollzeitjob bei uns haben und trotzdem Zuschüsse vom Amt bekommen. Das ist unwürdig.“
Clausecker verteidigt Gehaltserhöhung
Clausecker selbst hält die Gehaltserhöhung für gerechtfertigt: „Wir haben das Unternehmen auf Wachstumskurs gebracht. Die Vorstandsgehälter sind im Vergleich zu anderen Unternehmen gering. Schauen sie nach Köln, die bewegen sich in ganz anderen Dimensionen.“ Clausecker und Klar beziehen jeweils rund 200 000 Euro Grundgehalt plus „erfolgsabhängiger“ Prämien zwischen 80 000 und 100 000 Euro im Jahr.
Ein Busfahrer der Rheinbahn bekommt im Schnitt etwa 2500 Euro brutto im Monat.
>>>> KOMMENTAR: Raffgier in der Chefetage – von Stephan Wappner
"Die Rheinbahn will in den nächsten Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro in den öffentlichen Nahverkehr stecken. Gut so, wird auch Zeit, denkt man sich. Leicht angewidert hört man allerdings von den Bemühungen der Vorstände, sich selbst die Taschen zu füllen. Michael Clausecker und Klaus Klar wollten jeweils eine Gehaltserhöhung von sieben Prozent, dies stoppte der Aufsichtsrat. Es gibt „nur“ 3,5 Prozent mehr.
Man fragt sich: Mit welcher Berechtigung verdient ein Vorstand zehnmal mehr als ein Busfahrer (2500 brutto im Monat), der jeden Tag hart arbeiten muss und im Verkehr eine große Verantwortung trägt? Man fragt sich: Warum kriegen die da oben den Hals nicht voll? Die Rheinbahn versucht in der Öffentlichkeit das Bild eines bodenständigen Unternehmens zu zeichnen. Mit Raffgier in der Chefetage wird das nichts."