Düsseldorf. . Philipp Tacer ist für die SPD im Stadtrat aktiv. Er war auch mal Asta-Vorsitzender der Heine-Universität und gilt als Grüner bei den Roten.

Philipp Tacer trifft seine potentiellen Wähler bisweilen auf deren Balkon. „Sie kochen den Kaffee, ich bringe den Kuchen“ heißt eine Aktion, mit der der SPD-Bundestagskandidat Bürgern die Möglichkeit gibt, ihn zu sich einzuladen. Ein gutes Dutzend dieser besonderen Treffen wird er bis zum Wahltag erlebt haben. Mal diskutiert er mit Senioren über Diesel und Rente, mal mit Studenten in einer WG über Jobs und bezahlbares Wohnen oder eben mit dem Mitarbeiter einer Versicherung und dessen Kollegen abends auf dem Balkon. Da die Interessenten im Internet anklicken können, was Tacer mitbringen soll, bleibt es nicht bei Käse- oder Marmorkuchen, sondern wird auch mal ein Sechserpack Bier oder eine Flasche Sekt.

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Der 34-Jährige tritt zum zweiten Mal im Wahlkreis Düsseldorf I an. 2013 holte er 29,2 Prozent der Stimmen und unterlag Thomas Jarzombek. Seitdem arbeitet Tacer als Referent im Wahlkreisbüro des Bundestagsabgeordneten Andreas Rimkus und noch stärker als zuvor im Stadtrat. Nach zehn Jahren in der Bezirksvertretung 1 und als Mitglied im Kulturausschuss zog Tacer 2014 in den Rat ein und erhielt direkt den Vorsitz im Umweltausschuss.

Der Grüne bei den Roten

Dass der gebürtige Düsseldorfer der Grüne bei den Roten ist, zeigt eine andere Aktion im Wahlkampf. Tacer tauscht Plastiktüten gegen Jutebeutel und hat so schon einen halben Anhänger der umweltschädlichen Tragetaschen zusammengebracht, der in knapp drei Wochen zur Awista gebracht werden soll. „Umweltpolitik ist auch eine Frage der Gerechtigkeit. Menschen mit weniger Geld sind stärker von Verschmutzung und deren Folgen betroffen.“ Dass Tacer dennoch SPD- und kein Grünen-Mitglied ist, basiert auf einer sehr ausführlich getroffenen Entscheidung aus dem Jahr 2000.

Damals ließ sich der junge Politikinteressent die Parteiprogramme von SPD, FDP und Grünen (noch mit der Post) schicken, las alle und entschied sich schließlich fürs rote Parteibuch. Politik machte er dann zunächst mit den Jusos an der Heinrich-Heine-Universität, an der er unter anderem Vorsitzender einer sozial-liberalen Koalition war. Diese setzte das NRW-weite Semesterticket durch, bewirkte die Verlängerung der U79 zur Hochschule und kämpfte gegen Studiengebühren.

Politik wurde auf diesem Weg schließlich Tacers Beruf, das Studium hat er bis jetzt noch nicht abgeschlossen, „das will ich aber auf jeden Fall noch machen“. Sollte Tacer (Listenplatz 46) den Einzug in den Bundestag schaffen, kann er sich auf die Einlösung eines Versprechens freuen. Ein Genosse, der ihn zu vielen Wahlkampf-Terminen gefahren hat, hat angekündigt, ihn mit dem Auto nach Berlin zu bringen.

>>> Kurzinfo zur Person:

Philipp Tacer ist 34 Jahre alt, geboren in Derendorf, seit 2000 Mitglied der SPD, Studium der Politik- und Geschichtswissenschaft, seit 2014 im Stadtrat und Vorsitzender des Umweltausschusses.