Düsseldorf/Bottrop. Ein Bottroper Apotheker soll Arzneien für Krebstherapien in 60.000 Fällen unterdosiert haben. Fast tausend Düsseldorfer könnten betroffen sein.

Dieser Fall hat für einen riesigen Skandal gesorgt: Die Staatsanwaltschaft wirft einem Bottroper Apotheker vor, Infusionen für Krebsimmuntherapien entgegen den Rezepten der Ärzte mit zu niedrigen Arzneimitteldosen zubereitet zu haben. In mehr als 60.000 Fällen soll Peter S. gegen Vorschriften verstoßen und die Krankenkassen dabei um 56 Millionen Euro geprellt haben. Der 46-Jährige sitzt deshalb seit dem vergangenen November in Untersuchungshaft. Jetzt hat das Recherchezentrum "Correctiv" neue Details zu dem Fall veröffentlicht. Demnach sollen auch zwei Düsseldorfer Praxen ihre Medikamente von dem Bottroper Apotheker bezogen haben. Mehr als 900 Patienten sind betroffen, heißt es.

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Wie "Correctiv" berichtet, handelt es sich dabei um das Europäische Brustkrebszentrum, das an das Düsseldorfer Luisenkrankenhaus angegliedert ist und dessen Leitung der anerkannte Brustkrebs-Spezialist Mahdi Rezai inne hat. Peter S. soll die Infusionen für etwa 900 von Rezais Patientinnen gemischt haben, und das seit etwa seit 2011. Weiter soll der Apotheker die Urologie am Malkasten beliefert haben. Hier sollen etwa 33 Patienten betroffen sein. Die Namen dieser Praxen bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung auch die Stadt Düsseldorf.

Das örtliche Gesundheitsamt sei erst am vierten September über die Namen der belieferten Praxen informiert worden, sagte ein Sprecher der Stadt. Bleibt die Frage nach den betroffenen Patienten.

Patienten wurden noch nicht informiert

Die wurden laut einem Bericht des WDR bislang nicht informiert – weder vom Düsseldorfer Brustkrebszentrum, noch vom Gesundheitsministerium. Minister Karl-Josef Laumann hatte gegenüber dem WDR bereits vor Wochen angekündigt, möglicherweise betroffene Patienten schnellstmöglich zu informieren. Das ist bislang aber noch nicht geschehen.

Wie das NRW-Gesundheitsministerium in einem Statement gegenüber dieser Zeitung mitteilte, habe man die zuständigen Behörden und Institutionen angeschrieben und um Unterstützung gebeten, damit die betroffenen Patienten informiert werden können. Rückmeldungen habe man auf die Anfrage bislang aber noch nicht erhalten. (cfs)