Düsseldorf. Oberbürgermeister Thomas Geisel räumt ein, sich verkalkuliert zu haben – Düsseldorf soll von Image-Gewinn des Tour-Starts aber profitieren.
„Hätte, hätte, Fahrradkette“ – war der Leitsatz des am Mittwoch im Rathaus vorgestellten Abschlussberichts zum Grand Départ der Tour de France in Düsseldorf. „Hätte ich vorher gewusst, dass es das schlechteste Wetter des Sommers geben würde und Helmut Kohl am Tag des Grand Départ beigesetzt wird, dann hätte ich die Tour wohl nicht nach Düsseldorf geholt“, sagt Oberbürgermeister Thomas Geisel im Angesicht eines Verlusts von 7,8 Millionen Euro durch den Tour-Start.
Sicherheitsmaßnahmen waren teurer als erwartet
Während das Sponsoring der Stadt acht Millionen Euro einbrachte, stehen auf der Ausgabenseite 15,8 Millionen, die, so Geisel, durch „einen deutlich höheren Mehraufwand als geplant“ entstanden sind. Das Wort „verkalkuliert“ war daraufhin oft zu hören. Etwa in Bezug auf die Sicherheitsmaßnahmen wie Streckensicherungen, Beschilderung für Umleitungen und Brücken, die mit 2,3 Millionen Euro zu Buche schlugen.
Stadt hat sich auf den Verkauf von VIP-Tickets gestützt
Ebenso habe man sich beim Thema Hospitality stark verrechnet. Die Stadt hatte im Vorfeld VIP-Tickets mit exklusivem Blick auf die Strecke zu horrenden Preisen angeboten – scheinbar hatten die meisten Leute aber lieber Lust den Tour-Start kostenlos in der jubelnden Zuschauermenge statt im abgesperrten Bereich zu beobachten. „Die Gegenfinanzierung durch hohe Sponsoring-Gelder und den Verkauf von 10 000 VIP-Tickets hat nicht geklappt“, kommentiert Monika Lehmhaus, FDP-Ratsfrau und Mitglied der Kleinen Kommission Grand Départ die Fehleinschätzung.
Es bleibt zudem fraglich, ob besseres Wetter und mehr Plätze im VIP-Zelt die Ausgaben von knapp acht Millionen Euro wettgemacht hätten.
Marketing-Chef sieht Mehrwert für das Image der Stadt
Um die ökonomischen und fiskalischen Effekte der Tour auf Düsseldorf messen zu können, wurde eine Studie beim Consulting-Unternehmen Deloitte in Auftrag gegeben. Den Wirtschaftsprüfern zufolge soll der Grand Départ durch Shopping und Gastronomie zu realen Einnahmen von 63,8 Millionen Euro geführt haben – dadurch sollen 1,4 Millionen Euro durch Steuereinnahmen in die Stadtkasse gespült worden sein. Berechnet wurden die Zahlen aufgrund von 1000 befragten Personen, die an dem Tour-Wochenende in Düsseldorf unterwegs waren.
Auch wenn es auf dem Papier ein dickes Minus für die Einnahmen der Tour gibt, sieht der Düsseldorfer Marketingchef Frank Schrader nach wie vor einen riesigen Image-Gewinn für die Stadt: „ Viele Leute aus Europa haben keine richtige Vorstellung von Düsseldorf“, erklärte er zum wiederholten Mal, die vielen Fotos des Grand Départ sowie die Onlineartikel und Beiträge in sozialen Netzwerken hätten aber weltweit eine enorme Reichweite gehabt und dadurch einen enormen Image-Mehrwert für die Stadt erbracht.
>>> Teurer Spaß für Düsseldorf – ein Kommentar von Philipp Rose
Der Grand Départ ist für die Stadt ein zweischneidiges Schwert – ein tolles Event mit möglichem Image-Gewinn für Düsseldorf, aber auf dem Papier ein großer realer Geldverlust. Dabei können die rund acht Millionen Euro Miese auch nicht einfach auf das schlechte Wetter geschoben werden, da macht es sich Thomas Geisel etwas zu einfach. Zum einen hat man sich stark bei den Ausgaben verkalkuliert, auch war es falsch, sich auf den Verkauf von überteuerten VIP-Tickets zu verlassen. Zum anderen hatte es sich der OB schon im Vorfeld politisch verscherzt – durch mangelnde Absprachen verspielte er die Geschlossenheit der Ampel-Koalition und verlor die FDP als wichtigen politischen Partner für die Tour.