Düsseldorf. . Düsseldorfs SPD-Chef Andreas Rimkus spricht im Riesenrad-Interview über seine Heimatstadt, Familie, Bier und rheinische Toleranz.
Die Einladung zum Riesenrad-Gespräch der NRZ hat Andreas Rimkus (54) gerne angenommen. Auch wenn es dazu zwei Anläufe benötigte. Den ersten Termin hatte er schlichtweg verschwitzt. Vielleicht war es auch gut so: Denn da hatte es geschüttet, es zog wie Hechtsuppe in der Gondel. Beim zweiten Riesenrad-Termin, bei dem der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Düsseldorfer SPD überpünktlich erschien, gab es nur Sonnenschein. Hoch über Düsseldorf plauderte der Bilker Jung Andreas Rimkus im Riesenrad Bellevue auf der Rheinkirmes unter anderem über diese Themen:
Kindheitserinnerungen an Kirmes: „An Kirmes habe ich intensive Erinnerungen“, erzählt Rimkus. Denn sein Vater war bei der städtischen Bauaufsicht und prüfte auf den Rummelplätzen in den Stadtteilen die Fahrgeschäfte. „Da war ich oft dabei und durfte dann schon Raupe oder Auto-Scooter fahren“, erinnert sich Rimkus.
Der Bundestagsabgeordnete Andreas Rimkus beim Riesenrad-Interview der NRZ in seiner Sappeur-Uniform. Foto: Götz Middeldorf Kirmes-Besuche heute: „Immer mal wieder“ geht Andreas Rimkus auch privat auf die Kirmes. Dabei mag er vor allem die Schausteller: „Die bringen als fahrendes Volk den Menschen viel Freude. Schausteller haben Freude daran, mit Menschen in Kontakt zu treten und sie sind sehr herzlich.“ Wenn es mal auf ein Fahrgeschäft geht, dann mag es Andreas Rimkus etwas gemächlicher. „Riesenrad ist schön. Das hat Höhe, aber niedrige Geschwindigkeit...“ Freifalltürme dagegen sind gar nicht sein Ding. Wenn überhaupt, dann mal Achterbahn, aber: „Nur die ohne Umdrehung.“
Düsseldorf: „Das sieht man doch am besten hier aus dem Riesenrad“, sagt Rimkus und zeigt nach unten. Da schlängelt sich der Rhein durch die Stadt, da ist viel Grün und die schöne Kulissen der Altstadt und von Oberkassel. „Es gibt nichts Schöneres als an den Kasematten zu sitzen, eine Frikadelle mit Mostert zu essen, ein Bier zu trinken und die Schiffe auf dem Rhein vorbeiziehen zu sehen“, gerät Andreas Rimkus ins Schwärmen. Und er mag die Menschen in unserer Stadt: „Die rheinische Lebensfreude ist einfach umwerfend.“ Sein Fazit: „Eigentlich kann man Düsseldorf nur lieben, es ist das größte Dorf der Welt.“
5 kurze Antworten
1. Mit wem würden Sie lieber essen gehen, Sahra Wagenknecht oder Frauke Petry? „Sahra Wagenknecht. Ich will mir ja nicht den Abend versauen...“
2. Mit wem trinken Sie lieber ein Bier? FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann oder CDU-Chef Thomas Jarzombek? „Mit Frau Strack-Zimmermann.“
3. Einen Teller Obst oder lieber eine Frikadelle mit deftigen Bratkartoffeln? „Erst die Frika mit Kartoffeln und zur Abrundung den Obst-Teller.“
4. Wie viel wiegen Sie? „Ich bin ein schwergewichtiger Politiker und habe inzwischen das karnevalistische Kampfgewicht überschritten...“
5. Wie heißt der nächste Bundeskanzler? „Martin Schulz.“
Familie: „Familie bedeutet alles für mich“, sagt Andreas Rimkus, der vor zwei Wochen mit seiner Frau Ute silberne Hochzeit feierte und zwei erwachsene Kinder hat: Anna (22) und Leon (20). „Alle drei halten mir immer den Rücken frei. Ohne sie wäre ich nicht, was ich bin“, erzählt der Politiker und fügt hinzu: „Das ist mir wieder ganz deutlich geworden, als ich jetzt silberne Hochzeit gefeiert habe.“ Übrigens ganz alleine mit seiner Frau auf Kreta. Eine bewusste Auszeit zu zweit...
Bier: „Ich bin kein Champagner-Typ, ein schönes Alt ist mir am liebsten.“ Und was hält er vom neuen Füchschen Pils? „Probiert habe ich es noch nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich das haben muss.“ Aber das sei es, was Düsseldorf auch ausmacht: „Wir haben unser leckeres Alt, sind vor anderen Sachen aber nicht fies.“ Deswegen wird in Düsseldorf auch Kölsch ausgeschenkt, deswegen wird hier nun auch ein Pils gebraut. In Köln sei das doch gar nicht möglich. Rimkus: „Das ist Düsseldorfs rheinische Toleranz.“
Und wie sieht es mit Bier in Berlin aus? „Da gibt es Alt nur im Supermarkt“, berichtet Rimkus. Selbst in der rheinischen Kneipe „Ständige Vertretung“ gibt es nur Kölsch. Was trinkt er dann, wenn er Sitzungswoche in Berlin hat? „Berliner Pils oder im Sommer gern mal eine Berliner Weisse.“ Dann nicht mit Frikadelle und Mostert, sondern mit Bulette und Senf...
Politische Vorbilder: Das ist vor allem Willy Brandt. „Den habe ich bewundert, weil er ein lebensbejahender Mensch gewesen ist. Es gibt ein Foto, auf dem er Gitarre spielt. Das hat mir als alter Pfadfinder gefallen. Denn es gibt ja den Spruch: ‚Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen kennen keine Lieder’...“ Auch politisch hat Willy Brandt den Düsseldorfer überzeugt. „Sein legendärer Kniefall von Warschau, seine Ostpolitik. Er hat sich schon sehr früh für ein europäisches Deutschland eingesetzt. Diese Art der Aussöhnung hat mich zutiefst beeindruckt.“ Auch Gerhard Schröder ist eines seiner politischen Vorbilder: „Schröders Politik der Mitte hat mich überzeugt. Ich habe ihn immer unterstützt, weil ich Helmut Kohl loswerden wollte“, erzählt Andreas Rimkus, der wegen Schröder und seiner Politik 1998 in die SPD eingetreten ist. „Ich fühlte mich von Gerhard Schröder abgeholt.“