Düsseldorf. NRZ-Riesenrad-Interview mit den Düsseldorfer Grünen-Sprecherinnen Paula Elsholz und Mirja Cordes – über Politik, Ängste und Hoffnung.
Paula Elsholz und Mirja Cordes sind ziemlich unterschiedlich – jedenfalls was den Begeisterungsgrad betrifft, sich für ein Interview in eine Riesenrad-Gondel zu setzen. Während die eine der Düsseldorfer Grünendoppelspitze (Elsholz) sagt, sie möge es „gern hoch und schnell“, sagt die andere (Cordes) ...erstmal nichts mehr. Die Frau hat leichte bis mittlere Höhenangst. Doch am Ende des Interviews steigt sie aus und hat ihre Ängste überwunden: „Ich glaube, das hat gut getan!“ sagt sie. Für was die NRZ nicht alles gut ist.
Frau Elsholz, Frau Cordes, eine – vielleicht politisch naive – Frage vorweg: Warum, glauben Sie, werden die Grünen derzeit so wenig geliebt? Gerade Menschen mit Kindern oder Enkelkindern müssten doch das Thema Nachhaltigkeit und das Schonen von Ressourcen auf der Agenda haben, oder?
Elsholz: Wir tun ja alles, um die Menschen zu überzeugen oder um Dinge verständlich zu machen. Dass man den Blick nicht nur aufs Heute richten sollte, sondern dass wir alles dafür tun müssen, damit wir irgendwann in Sachen Umweltverschmutzung und Klimawandel nicht den Kollaps erleben.
Sie scheinen damit aber nicht viele Leute zu erreichen. Warum?
Cordes: Ich glaube nicht, dass dies unbedingt eine Frage des Verständnisses sein muss. Es läuft ja auch salopp gesagt, oft nach dem Motto: Alle wollen zurück zur Natur, aber nicht zu Fuß, das ist eben unbequem.
Haben die Grünen vielleicht auch ein Problem mit ihren Spitzen? Viele sagen ja, Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir seien jetzt nicht die charismatischsten Politiker, und die Botschaft an den Wähler käme da nicht immer an.
Cordes: Charisma allein reicht nicht, da sollte auch Inhalt kommen.
Elsholz: Ausstrahlung ist das eine. Zum anderen glaube ich aber, dass die Wähler auch danach entscheiden, ob sie einem Politiker vertrauen können. Und da sind wir Grünen mit unseren Spitzen sehr gut aufgestellt, da bin ich sicher.
Zu Düsseldorf: Wenn Sie jetzt sofort und ohne politische Mehrheit etwas in der Stadt ändern könnten – was wäre das?
Elsholz: Ich würde ganz profan dafür sorgen, dass kein Düsseldorfer unter die Armutsgrenze fällt, und dass die Bildungschancen für alle gerechter sind.
Cordes: Dann würde ich dafür sorgen, dass die Fahrradwege mehr und sicherer werden. Es sind nicht nur die fahrenden Autos, die Radler gefährden, sondern auch die geparkten. Ich selbst lebe jetzt seit vier Jahren in Düsseldorf und habe in dieser Zeit schon zwei schwere Unfälle mit dem Rad gehabt – einmal wegen einer plötzlich aufgerissenen Autotür, einmal, weil ein Autofahrer eine rote Ampel übersehen hat.
Stichwort Mobilität: Die Grünen setzen sich seit Jahren für den Ausbau der Radwege ein. Wie soll das angehen in einer verbastelten Stadt wie Düsseldorf, in der ohnehin Platzmangel herrscht?
Cordes: Das mit dem fehlenden Platz lasse ich nicht gelten. Ich habe eine Zeit lang in den Niederlanden gelebt, die mit etwa 400 Einwohnern pro Quadratkilometer Landfläche zu den am dichtesten besiedelten Flächenstaaten der Welt zählen. Die bauen ihre Radwege auch kontinuierlich aus.
Elsholz: Man kommt dann automatisch zur der Frage, ist der öffentliche Raum gerecht aufgeteilt? Oder wie geht man um mit der Autolobby. Car-Sharing ist eine gute Sache und – was die Radfahrer betrifft – dafür sorgen, dass von 3,5 Kilometern Radstrecke nicht nur 200 Meter sicher sind, sondern mehr. Das Areal rund um den Hauptbahnhof ist aktuell für keinen Radfahrer zu empfehlen. Auch so genannte protected bike lanes, also geschützte Radwege, die etwa durch kleine Mäuerchen abgegrenzt sind, halte ich an manchen Stellen für sinnvoll.
Mal was anderes: Sie sind beide Zugezogene. Sie, Frau Elsholz kamen vor etwa zehn Jahren aus Osnabrück, und Sie, Frau Cordes, sind in Hamburg aufgewachsen. Was schätzen Sie beide an Ihrer Wahlheimat?
Cordes: Ich weiß gar nicht, ob ich das sagen darf, aber ich fühle mich in Düsseldorf viel wohler, als ich es vor meinem Umzug erwartet habe. Düsseldorf ist für eine Stadt dieser Größe unglaublich international und weltoffen. Und ich mag auch die tolle Umgebung. Die ist zum Fahrradfahren dann wirklich ideal.
Elsholz: Düsseldorf hat ganz viel, das mir gefällt: das Wohnen am Fluss, den alten Stadtkern, die Historie, und vor allem die Leute – die sind so schön rockig-herzlich.
Und sind Sie Kirmesgängerinnen?
Elsholz: Ja, obwohl ich schon lange nicht mehr hier auf der Rheinkirmes war. Dieses Jahr werde ich wieder gehen.
Cordes: (guckt aus dem Fenster der Gondel) Ich mag die Kirmes, aber Fahrgeschäfte sind nichts für mich. Sind wir bald wieder unten?
Ja gleich – letzte Frage: Was mag Elsholz an Mirja Cordes, was schätzt Cordes an Paula Elsholz?
Elsholz: Ich mag Mirjas Strukturiertheit und Verlässlichkeit.
Cordes: Ich mag an Paula, dass sie Dinge zu Ende denkt. Dabei hilft sie mir auch sehr oft. Das macht uns zu einem guten Team.