Düsseldorf. Nach schweren Vorwürfen gegen die Düsseldorfer Polizei hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Wurden Morde von der Kripo nicht erkannt?
Schwere Vorwürfe gegen die Düsseldorfer Polizei. Sie soll mehrere Morde nicht als solche erkannt haben. Das zumindest behauptet Gerichtsmediziner Christian Matzenauer. Es habe in den vergangenen sechs Jahren etwa ein Dutzend Fälle gegeben, bei denen die Rechtsmedizin einen anderen Eindruck als die Kripo hatte und die den Fällen nicht weiter nachgegangen sei. Starker Tobak.
„Vertrauensvolle Zusammenarbeit“
„Es gibt eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Staatsanwaltschaft, der Polizei und den Gutachtern der Gerichtsmedizin“, sagte Andreas Czogalla von der Düsseldorfer Polizei. Bisher sei von der Gerichtsmedizin weder konkret noch pauschal irgendein entsprechender Hinweis gegeben worden. „Die durch den Gerichtsmediziner gemachte Aussage kommt für uns daher völlig überraschend“, so Czogalla. Die Polizei begrüßt ausdrücklich, dass die Staatsanwaltschaft nun die ersten Schritte zur Aufklärung eingeleitet hat.
Und tatsächlich: Gerichtsmediziner Matzenauer, der inzwischen nicht mehr in Düsseldorf sondern in Salzburg arbeitet, erhielt am Donnerstag eine Mail von der Staatsanwaltschaft. Darin wird er gebeten, sich zu seiner Aussage konkret zu äußern und Fälle zu benennen, bei denen es sich angeblich um Mord gehandelt habe, dies von der Polizei aber nicht entsprechend ermittelt wurde.
Tatsache ist: Der Leitung der Düsseldorfer Rechtsmedizin sind keinerlei ungeklärten Todesfälle bekannt, die Matzenauer der Polizei vorgeworfen hat. Und auch der Staatsanwaltschaft wurde aus Kreisen der Rechtsmedizin nie ein entsprechender Hinweis auf Morde gegeben, die von der Polizei angeblich nicht als solche geahndet wurden.
Gerichtsmediziner Matzenauer machte seine Aussage in einem Prozess in Gießen. Dort geht es auch um den Doppelmord an zwei Frauen in Bilk. Der von der Düsseldorfer Kripo zunächst als „erweiterte Suizid“ eingestuft und abgeschlossen wurde. Als Zeuge sagte der Gerichtsmediziner dort, Bilk sei „nicht der einzige Fall, in dem es um ein Tötungsdelikt ging und wo die Kripo das anders gesehen hat“.
Peinliche Panne aufgearbeitet
Tatsächlich gab es beim Bilker Doppelmord Pannen bei der Düsseldorfer Kripo. Erst Gießener Kollegen, die zwischenzeitlich wegen einer anderen Tötung eine 35-Jährige gefasst hatten, klärten den Bilker Fall dann als Doppelmord auf. Diese peinliche Panne und die Ermittlungsfehler seien aber intern aufgearbeitet, Arbeitsweisen verändert und verbessert worden, betonten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern.