DÜSSELDORF. . Zunehmende Gewalt gegen Beamte soll durch Bodycams reduziert werden. Düsseldorfer Polizei: Kamera habe deeskalierende Wirkung

Die Bundespolizei trägt die so genannten Bodycams schon seit mehr als einem halben Jahr. Jetzt zieht auch die Polizei in NRW nach. Die Polizeiinspektion in Düsseldorf-Mitte ist als Behörde bei diesem Pilotprojekt, das seit dem 1. Mai läuft, dabei. Das Ziel: Die Erprobung der Körperkameras im Dienstalltag.

„50 Kameras sind aktuell im Einsatz. Knapp die Hälfte der Schichten werden gefilmt und von der Fachhochschule Gelsenkirchen später wissenschaftlich ausgewertet“, sagte Polizeirat Thorsten Fleiß von der Polizeiinspektion Mitte am Freitag bei der Vorstellung der Bodycams in der Altstadt. Er hebt ausdrücklich den präventiven Charakter der Kameras hervor. Um eine erste Bilanz über den Nutzen der Bodycams zu ziehen, sei es aber noch zu früh, erklärt Fleiß. Die Düsseldorfer Polizei sei aber optimistisch, dass sich dadurch das Täterverhalten im Umgang mit Polizisten verändere.

Bodycams sollen helfen, dass Täter nicht zuschlagen
Bodycams sollen helfen, dass Täter nicht zuschlagen © Bieber

Bodycams sollen Täter abschrecken

Die Bodycams sollen dafür sorgen, dass die in den vergangenen Jahren gestiegenen körperlichen Angriffe (von leichter bis schwerer Körperverletzung) gegen Beamte und Beleidigungen gegenüber Polizisten nachlassen. „Wir stellen zunehmend Angriffe auf Kollegen bei Einsätzen zur häuslichen Gewalt oder bei Massenveranstaltungen in Zusammenhang mit Alkohol und Drogen fest“, so Fleiß.

Die Polizei verspricht sich durch die Bild- und Tonaufzeichnungen, dass sich ihr Gegenüber also künftig zweimal überlegt, Beamte anzugreifen oder zu beleidigen. „Das Ziel des Projektes ist ganz klar die Abschreckung und Deeskalation“, sagt daher auch Polizeipräsident Norbert Wesseler.

Täter sehen sich auf Display

Im Fall der Fälle sagen die Beamten ihrem Gegenüber eindeutig, dass sie ihren Einsatz filmen. „Die Kollegen entscheiden dabei selbst,wann sie eine Gefahr für sich oder Dritte erkennen und die Kameras einschalten“, sagt Wesseler. Der Kniff an der Sache ist zudem, dass der potenzielle Gewalttäter sich auf dem fast Zigarettenschachtel großen Display der Mini-Kameras mit hervorragender Bild- und Tonqualität sehen kann. „Wir halten sozusagen den Gewalttätern den eigenen Spiegel vor“, sagt Polizeirat Thorsten Fleiß.

Ein wesentlicher Nebeneffekt, so Polizeipräsident Wesseler, ist, dass die Bodycams ein zusätzliches Beweismittel bei Gewalttaten auf Polizisten und von Polizisten sind. „Vor Gericht können Bild- und Tonaufnahmen helfen.“ Jedoch gibt es klare Regeln, wann die Beamten die körpernah getragenen Aufzeichnungsgeräte verwenden dürfen. „Es muss eine akute Gefahr auf Leib und Leben bestehen“, sagt Fleiß.

Die rechtliche Grundlage liefert der Paragraf 15 c des Polizeigesetzes. Die nicht strafrechtlich relevanten Aufnahmen müssen zudem nach 14 Tagen gelöscht werden. In wie weit, Bodycams tatsächlich Gewalttäter abschrecken, soll bis Mitte 2018 erforscht werden. Dann werde über den weiteren Einsatz der Bobycams im Polizeialltag beraten werden.

Weiterführende Informationen zur Bodycam:

- Eine Kamera kostet mehr als 800 Euro, sagt ein Polizeisprecher am Freitag.

- Als erstes Bundesland hat Hessen die Bodycams 2013 ausgetestet. Seit 2015 sind sie dort flächendeckend im Einsatz.

- Im Jahr 2016 wurden nach einem Lagebericht des Landeskriminalamtes 16 710 Polizeibeamte attackiert, 2015 waren es noch 13 875. Die Gewalt gegen Polizisten in NRW ist 2016 somit auf ein Rekordniveau angestiegen.

- Die Bodycams werden auch noch in Duisburg, Köln, Wuppertal und im Kreis Siegen-Wittgenstein bis Juli 2018 getestet.