Düsseldorf. . Das Stahlwerk in Düsseldorf-Lierenfeld: Wie der Namens-Ärger mit der Band Kraftwerk die Event-Location erst richtig nach vorne brachte.
Hinter den rot-braunen Mauern, die das alte Stahlwerk umschließen, befindet sich ein großer Außenbereich im Beach-Look. Nach dem Winter wird dieser zur Zeit erst einmal wieder aufgefrischt, so dass das „Treibgut“ mit seinen Außenveranstaltungen auch in diesem Jahr wieder durchstarten kann.
Und auch in der Halle des Stahlwerks sind die Menschen fleißig – es wird ausgemistet, aufgeräumt und alles für das nächste Event organisiert. Disco-Kugeln hängen neben schweren Kronleuchtern von der Decke, Vielfalt steht grundsätzlich auf dem Programm des Stahlwerks. Denn dort finden wilde Partys, Konzerte, Flohmärkte, Food-Festivals und vieles mehr statt.
Unscheinbares Treppenhaus, riesige Büros
Aber nicht nur Halle und Außenbereich können angemietet werden. Ein Restaurant- und Barbereich, ein Club und das imposante Büro inklusive Besprechungsraum ist mietbar. Denn folgt man auf dem Gelände den Schildern „Turm“, gelangt man – über ein sehr unscheinbares Treppenhaus mit eiserner Wendeltreppe – in ein Büro, das vor Helligkeit und Größe nur so strotzt. Riesige Fenster, massive Holztische und große Kunstwerke machen den Charme der Arbeitsplätze aus. Hier könnensich selbst große Menschen klein fühlen.
Das „Event“-Stahlwerk – frühere Mannesmannröhren-Werke – existiert nun seit 24 Jahren, anfangs hieß es noch „Kraftwerk“. Der Name sollte eine Hommage an die gleichnamige Band sein. Der Schuss ging jedoch nach hinten los. Denn die Band wollte den Namen der neuen Veranstaltungshalle nicht akzeptieren.
Erst Rockpalast, dann 80er Jahre-Partys
„Ich war damals ein Fan von der Band. Leider haben sie dann aber nachträglich ein Patent auf den Namen angemeldet und versucht, dies per einstweiliger Verfügung durchzusetzen“, sagt Stefan Prill, Betriebsleiter des Stahlwerks. Vollkommen lächerlich und sehr schade sei die Aktion gewesen, habe ihm aber eine Menge PR für den neuen Laden eingebracht, sagt Prill weiter. Und so beginnt die Geschichte des neuen Stahlwerks.
Gestartet als fixe Idee verwandelte Stefan Prill, der vorher bereits drei Jahre in direkter Nachbarschaft im „Tor 3“ gearbeitet hat, die damals sehr heruntergekommene Ruine mit herausgerissenen Toiletten, Kabeln und Fenstern in eine Partylocation. Jeden Samstag füllten Rockbands im „Rockpalast“ die Hallen mit Musik. Als sich die Musikrichtung veränderte, ersetzten 80er- und 90er Jahre-Partys die Veranstaltung. Ende der 90er Jahre kaufte die Düsseldorfer Familie Gossmann die Immobilie. Prill: „Die Familie bringt sich hier sehr ein und investiert viel.“
Abriss von „Les Halles“ als Armutszeugnis für Düsseldorf
Damals sei der Wettbewerb noch groß gewesen, heute sei nicht mehr viel davon übrig geblieben. Als Beispiel nennt der 49-jährige Betriebsleiter das Café „Les Halles“, das für die Neubauten des „Quartier Central“ weichen musste. „Das ist ein Armutszeugnis für Düsseldorf und sehr schade, denn ich schätze Wettbewerb“, sagt Prill. „Wir halten immer noch die Fahne hoch. Aber auch wir würden vermutlich nicht überlegen, wenn wir nur die Halle hätten, denn im Sommer ausschließlich eine Halle zu betreiben, macht keinen Sinn. Der Außenbereich ist wichtig.“
Vor allem beim internationalen Publikum würde das „Treibgut“ hohe Akzeptanz finden. Spanier, Brasilianer und Engländer liefen dort im Sommer auf und würden somit auch die Düsseldorfer anziehen. Das Publikum sei grundsätzlich sehr angenehm, Stress hätte es in den 24 Jahren so gut wie nie gegeben. Dafür versucht Stefan Prill auch „hochwertige“ Veranstaltungen anzubieten.
„Essen ist das neue Feiern“
Geplant sind einige neue Projekte. Das Thema Essen soll dabei eine große Rolle spielen, etwa in Pop Up-Restaurants. Das bedeutet, dass zeitlich befristet ein Restaurant eröffnet wird. Stefan Prill denkt dabei an Premium Beef und Barbecue. Denn er ist überzeugt: „Essen ist das neue Feiern.“ Aber auch Kinder sollen zukünftig auf dem Gelände ihren Spaß haben können. Wie genau, das wird die Zukunft zeigen.
Mit dem Standort Lierenfeld ist Stefan Prill sehr zufrieden. „Das Gebäude ist mir quasi vor die Füße gefallen“, sagt er. Auch wenn Lierenfeld damals ein sozialer Brennpunkt gewesen sei, sei es mittlerweile ein sehr guter Standort und vor allem verkehrstechnisch perfekt angebunden – „im Herzen der Stadt“, so Prill. Und mit all der Industrie in der direkten Nachbarschaft ist Lierenfeld für das Konzept wie gemacht.
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