Düsseldorf. Umbrüche im 20. Jahrhundert: Mit der NSDAP ändert sich nicht nur die Optik der Wache, sondern auch die politische Gesinnung im Stadtteil.
Große Umbrüche standen dem Lierenfelder Polizeirevier zu Beginn des 20. Jahrhunderts bevor. Zum 1. April 1913 verfügte der damalige Oberbürgermeister Adalbert Oehler aus Teilen anderer Reviere das 10. Polizeirevier zu bilden.
Ursprünglich war das Revier in sechs Bezirke unterteilt. Doch schon während der Ersten Weltkrieges verringerte sich die Zahl auf fünf, später sogar auf zwei Bezirke. Zusammengesetzt wurde das Revier nicht nur aus dem Ortsteil Lierenfeld, sondern im Westen aus dem Flingergeist mit dem Geistenberg sowie dem Karlshof.
1934 werden die Reviergrenzen neu gezogen
Eine erste Neugliederung fand 1934 statt, wie aus Nachrichtenblättern hervorgeht. Dort wurden nicht nur die Reviergrenzen, sondern auch die der Zweigstelle Eller neu festgelegt. Im Norden wurde das Gebiet durch den Eisenbahndamm der Eisenbahnlinie Düsseldorf-Wuppertal, von der Einmündung der Hauptstrecke Düsseldorf-Duisburg bis zur Eisenbahnunterführung Karlsbader Straße eingegrenzt. Im Osten und teils im Süden wurde das Gebiet zum einen vom Hasseler-Richtweg, der Oerschbachstraße sowie der Straße „In der Donk“ begrenzt. Im Westen ging die Begrenzung bis einschließlich Erkrather Straße. Allein das 10. Revier hatte rund 21 500 Einwohner auf 4,5 Quadratkilometern.
1936 umfasst das Revier schon 23 000 Einwohner
1936 wurde das Revier erneut neugegliedert, die Grenzen verschoben. Nun bildete im Norden die Eisenbahnlinie Düsseldorf-Wuppertal, im Osten die Posener Straße , im Süden und Westen die Erkrather Straße bis zur Bahnüberführung die Grenze. Dieses Revier umfasste drei Quadratkilometer Fläche und 23 000 Einwohner. Das geht aus einem Zeitdokument des Stadtarchives hervor. Die Wache war damals in der Engelbertstraße 11 (heute Flingern-Süd) untergebracht. Nach der Neugliederung 1936 waren ein Hauptmann, ein Polizeiobermeister, drei Polizeimeister und 21 Wachmänner dort im Dienst.
Das Polizeirevier wurde nach seiner Errichtung am 1. April 1913 von dem damaligen Polizeikommissar Beer übernommen. Im Anschluss daran kam es bis Ende 1937 zahlreichen Wechseln – sieben waren es an der Zahl.
Große Umbrüche durch Vormarsch der NSDAP
Natürlich spielte zu jener Zeit auch die Machtergreifung der NSDAP eine große Rolle. Sinnbildlich dafür ist das oben gezeigte Bild: die Polizisten der Wache an der Engelbertstraße posieren für ein Foto – im Hintergrund im Schaukasten ist ein Blatt der SS-Zeitung „Das schwarze Korps“ zu sehen. Was jedoch auffällt: der Polizeistern ist noch in seiner preußischen Optik, zu einem späteren Zeitpunkt wurden dort auch Hakenkreuze abgebildet.
Doch nicht nur die Polizei machte in dem Punkt einen Wandel durch. Auch die politische Einstellung des 10. Reviers änderte sich drastisch. War von 1928 bis 1933 die Bevölkerung laut Schreiben eines Polizei-Obermeisters aus dem Stadtarchiv „parteipolitisch stark links eingestellt“, änderte sich das nach Machtergreifung Adolf Hitlers, der „die rote Gefahr mit einem Schlage beseitigt“, so das Schreiben. So wählten laut Erhebung am 5. März 1933 3071 Menschen bei der Reichstagswahl NSDAP. Am 12.11. 1933 hingegen war das Ergebnis der Volksabstimmung und Reichtagswahl nach der nationalen Erhebung schon ganz anders, 12 052 stimmten dort für die NSDAP.