Düsseldorf. . Im Rheinbahn-Betriebshof sind sämtliche Düsseldorfer Straßenbahnen sowie 151 Busse untergebracht. Bald zieht hier auch die Verwaltung hin.

Auch die letzten Baufahrzeuge haben den Rückzug angetreten. Das neue Verwaltungsgebäude der Rheinbahn auf der Lierenfelder Straße ist so gut wie fertig gestellt. In dunkelgrau und silber ist die Fassade gestaltet, ein sehr moderner Bau direkt neben dem Rheinbahn-Betriebshof – und einer Menge Industrie. Die Schlüsselübergabe ist erfolgt und die Bürolichter in Oberkassel leuchten – wenn alles nach Plan läuft – am 21. April das letzte Mal. Am darauffolgenden Montag sollen die Mitarbeiter dann ihren ersten Arbeitstag in Lierenfeld antreten.

Die Zeit der Baustellen ist noch nicht vorbei

Die Rheinbahn rückt also zusammen. Die Zeit der Baustelle ist aber noch nicht vorbei. In dem Bürogebäude auf dem Betriebshof wird eine neue Kantine gebaut. Deshalb herrscht derzeit Chaos im Eingangsbereich des Betriebshof-Gebäudes. „Die Kantine soll als Kommunikationspunkt dienen“, erzählt Betriebshofleiter Andreas Lepke. „Wir haben alles hier, was man zum Leben braucht. Ein Biotop mit angrenzender Terrasse und sogar eine Ärztin“, sagt er weiter. Den etwa 1100 Mitarbeitern soll es offensichtlich an nichts fehlen.

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Der Betriebshof, dessen Grundsteinlegung 1989 begann, ist einer der größten kombinierten Betriebshöfe des ÖPNV in Europa. Kombiniert, weil hier Busse, Straßenbahnen und Stadtbahnen ein- und ausfahren. 1991 ersetzte der Lierenfelder Hof für Bahnen die Liegenschaften in Derendorf und Wersten. Drei Jahre später wurde der Bereich Bus in Betrieb genommen und ersetzte daraufhin die Standorte Eintrachtstraße und Merowingerstraße.

Das Areal ist 26 Fußballfelder groß

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183.924 Quadratmeter Fläche, das entspricht etwa 26 Fußballfeldern, umfasst das Gelände. Denn 329 Fahrzeuge müssen hier unterkommen, 178 Bahnen und 151 Busse. Und der Platz werde schon langsam knapp. „Alle Straßenbahnen, die man in Düsseldorf herumfahren sieht, kommen von uns“, berichtet Lepke.

Reihe man alle Fahrzeuge hintereinander, würde man auf eine Länge von acht Kilometern kommen. Lepke: „Das reicht bis nach Ratingen.“ Und all die Verkehrsmittel aus dem Betriebshof Lierenfeld fahren täglich gemeinsam etwa 1,5 Mal um die Welt. Pro Jahr beliefern sie etwa 108 Millionen Fahrgäste.

Und das muss alles erst einmal organisiert werden: Die Planung, welche Bahn zu welchem Zeitpunkt mit welchem Fahrer wohin fährt, wird durch Computersysteme unterstützt. Ganz ohne Mitarbeiter ist das aber nicht möglich, deshalb gibt es auf dem Betriebshof eine Schaltzentrale und die Leitstelle an der Heinrich-Heine-Allee. „Düsseldorf ist eine Veranstaltungsstadt“, sagt Lepke. „Mit jedem Fußballspiel, jeder Messe und jedem Eishockeyspiel kommen mehr Wagen auf die Straße. Im Schnitt fahren wir deshalb etwa 240 verschiedene Dienstpläne im Jahr.“

Außerdem werden alle Fahrzeuge ausgefegt und von innen gereinigt – und zwar täglich. Und wie das private Auto, werden auch die Bahnen nach Bedarf durch die Waschanlage gefahren. Die Rheinbahn hat eine eigene Anlage in ihren Hallen integriert. Die ist natürlich um einiges größer, als man es vom Pkw her gewohnt ist. Direkt neben der Waschhalle befindet sich eine Werkstatt, in der die Bahnen überprüft und – wenn nötig – auch repariert werden. Andreas Lepke: „Alles was wir brauchen, um Düsseldorf zu bewegen, ist hier bei uns angesiedelt.“

Die Menschen haben sich verändert

Der Betriebsleiter ist mittlerweile seit 25 Jahren bei der Rheinbahn angestellt – „ein richtiger Rheinbahner“, sagt er selbst. Zuletzt hat er einige Mitarbeiter in die Rente verabschiedet und mit ihnen Erfahrungen ausgetauscht. Was war früher anders als heute? Fest steht: Die Menschen haben sich verändert. „Wenn eine Gruppe lauter Personen früher im Bus saß, hat man als Fahrer um Ruhe gebeten und es war Ruhe. Heute wird man gefragt, ob man erst „auf die Schnauze möchte oder direkt weiter fährt“. Das Verhalten vieler Menschen gegenüber Bus- und Bahnfahrern sei viel rauer geworden.

Aber auch Schönes gibt es zu berichten. Lepke ist begeistert von der Architektur der Wehrhahn-Linie: „Ich finde es toll, dass wir die Bahnhöfe selbst als Kunstwerke genommen haben und keine Statuen oder Kunst aufgestellt haben.“

>>> FAKTEN ZUM NEUEN GEBÄUDE UND DEN BETRIEBSHÖFEN

Im neuen Verwaltungsgebäude der Rheinbahn an der Lierenfelder Straße sind fünf Geschosse und 385 Arbeitsplätze entstanden. Etwa 25 Millionen Euro kostete der Bau der neuen Immobilie.

Die Leitstelle, die an der Heinrich-Heine-Allee ihren Sitz hat, wird ebenfalls in das neue Verwaltungsgebäude umziehen, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt. Der Umzug der Leitstelle ist aufgrund der komplizierten Technologie zeitaufwändiger.

Der Betriebshof Lierenfeld ist für die Oberflächenverkehre und die Wehrhahn-Linie zuständig. Neben dem Betriebshof in Lierenfeld gibt es vier weitere Betriebshöfe. Die übrigen Standorte sind Tiefenbroich, Mettmann, Benrath und Heerdt.