Düsseldorf. . Kinder des Piloten der abgestürzten Germanwings-Maschine besuchten die Kita St. Margareta – nach dem Unglück wurde Leiterin Elke Bonn zur Trauerbegleiterin.
An den 24. März 2015 wird sich Elke Bonn ihr Leben lang erinnern. An diesem Tag erfuhr die Leiterin der Kindertagesstätte St. Margareta in Gerresheim die schreckliche Nachricht vom Absturz der Germanwings-Maschine und vom Tod des Piloten Patrick Sondenheimer, dessen zwei Kinder damals die Kita besuchten. Von jetzt auf gleich mussten sich Elke Bonn und ihre Mitarbeiter mit ihrer eigenen großen Trauer und den vielen Fragen und Reaktionen von Kindern und Eltern auseinandersetzen.
Am Tag nach dem Flugzeug-Absturz erstes Treffen in der Gerresheimer Kita
Die Bürgerstiftung Gerricus vermittelte damals innerhalb kürzester Zeit den Kontakt zu den Familientrauerbegleitern Susanne Kraft und Detlef Bongartz, den „Merlinos“ aus Kaarst. Elke Bonn, die zugleich auch das Familienzentrums St. Margareta leitet, griff den Tipp beherzt auf und organisierte bereits für den Tag nach dem Flugzeug-Absturz in der Gerresheimer Kita ein erstes Treffen ihrer Mitarbeiter mit den Merlinos. Dabei ging es unter anderem darum, zu erfahren, wie Kinder mit Trauer umgehen, denn die Trauerphasen verlaufen in der Regel anders als bei Erwachsenen.
In der Kita St. Margareta ist seit dem in Sachen Trauerarbeit viel passiert
In den darauf folgenden zwei Jahren ist in der Kita St. Margareta viel in Sachen Trauerarbeit passiert. „Durch den tragischen Tod von Patrick Sondenheimer sei den Erziehern bewusst geworden, dass viele Eltern im Trauerfall hilflos vor ihren Kindern stehen, sagt Elke Bonn und ergänzt: „Da uns das Thema Abschied und Trauer von Geburt an durch unser Leben begleitet, und Kinder schon früh damit konfrontiert werden können, besonders durch den Tod der Großeltern, eines Elternteils oder eines Geschwisterkindes, ist es für uns als Kita-Team eine Aufgabe geworden, Eltern wie Kinder bei dieser Trauerarbeit zu unterstützen und Unsicherheiten sowie Sprachlosigkeit zu beseitigen.“ Die Fragen, die die Eltern im Trauerfall am meisten beschäftigen, sind laut Elke Bonn folgende: Wie sage ich es meinem Kind? Ist es nicht noch zu klein? Nimmt man Kinder auf Beerdigungen mit? Wie kann ich mein Kind unterstützen, damit es seine Trauer gut bewältigt? Was gibt es für Bücher, die man einsetzen kann?
Elke Bonn ließ sich zur zertifizierten Trauerbegleiterin für Kinder ausbilden
Auf Anregung der Bürgerstiftung Gerricus und mit Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde St. Margareta ließ sich Elke Bonn zur zertifizierten Trauerbegleiterin für Kinder ausbilden.
Seit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung bietet Elke Bonn – zusätzlich zum Angebot der Seelsorger – Kindern im Seelsorgebereich von St. Margareta Unterstützung im Trauerfall an. Dabei steht zunächst die (Erst-) Beratung der Eltern im Vordergrund. Bei Bedarf begleitet die Kita-Leiterin die Kinder in ihrer Trauer. Damit Kinder leichter ins Gespräch kommen, hat sich die Kita-Leiterin ein interaktives Spiel ausgedacht und dieses selbst angefertigt. Mit ihrem Spiel, da unter anderem aus einem aufklappbaren Koffer besteht, kann beispielsweise nachgespielt werden, was nach dem Tod passiert.
Darüber hinaus führte Elke Bonn mit Unterstützung der Bürgerstiftung Gerricus in der Kindertagesstätte unter dem Titel „Feiern wir im Himmel auch Geburtstag?“ ein Projekt zum Thema Trauerarbeit mit Kindern durch. Zuerst fand ein Elternabend mit Hilfe von Susanne Kraft und Detlef Bongartz von den Merlinos statt. Insbesondere die größeren Kinder lernten im Laufe des Projekts die beiden Trauermaskottchen „Tränchen“ von Kita-Leiterin Elke Bonn kennen. Dabei sprachen die Kinder über Fragen wie „Warum war ich schon einmal traurig?“ und „Wer hat eine Beerdigung miterlebt?“. Es folgte ein Ausflug zum Gerresheimer Friedhof. Begleitet wurde das Projekt durch den Einsatz verschiedener Bilderbücher zum Thema Trauer. Die Kinder konnten an einer Staffelei Erlebtes aus Büchern und aus dem Alltag bildnerisch darstellen. Anschließend führten die größeren Kinder vor den kleineren Kindern ein Erzähltheaterstück (Kamishibai/ Papiertheater) auf, das sie selbst gemalt hatten. Auch das half den Kindern das Thema Trauer zu vertiefen. Zum Abschluss des Projektes gab es dann eine Ausstellung von Materialien und Bildern.
Das zweites Projekt startet im September
Für den kommenden Herbst ist ein zweites Projekt zum Thema Trauer geplant. Dabei sind zusätzlich zum Friedhofsbesuch auch Ausflüge zu einem Steinmetz und zu einem Beerdigungsinstitut vorgesehen. Der Elternabend zum Auftakt des Kindertrauerprojektes, der sich an alle interessierten Eltern im Düsseldorfer Osten wendet, wird am 26. September um 19.30 Uhr in der Kita St. Margareta, Gerricusstraße 14, stattfinden.