Nach dem tödlichen Unfall auf dem Stresemannplatz wird die Sicherheitsdebatte neu entfacht. Auch deshalb: Genau dort, wo der 59-jährige Radfahrer am Montag von der Linie 704 angefahren und tödlich verletzt wurde, sind die Warnblinklichter defekt, die eine ankommende Bahn ankündigen.

Düsseldorf. Und das offenbar schon seit Wochen und ausgerechnet an dem Punkt, an dem die Sicht zu den Bahnen durch Palmen und Präriegras erschwert wird.

Wie die NRZ einen Tag nach dem Unglück vor Ort beobachtete, querten zwischen 13.30 und kurz nach 15 Uhr insgesamt sechs Straßenbahnen aus Richtung Hauptbahnhof die Fußgängerfurt nahe Stresemannstraße, ohne dass die per Funksignal gesteuerten Warnlichter ansprangen. Das Tückische: Mal funktionierte die von der Stadt betriebene Anlage einwandfrei, dann wieder gar nicht. Darüber wussten offenbar weder die Polizei, die Rheinbahn noch das Verkehrsmanagement etwas.

Schwierige

Ermittlungen

Zwar stiegen nach dem Unglück ermittelnde Polizeibeamte in eine Bahn, um sich zu vergewissern, dass bei der Querung des Stresemannplatzes die Lichter blinken. Dass die Störung unregelmäßig auftritt, konnten sie nicht ahnen.

Damit wurde aber eine Unfallstelle freigegeben, an der die Verkehrssicherheit offenbar doch nicht gewährleistet war. Die NRZ teilte gestern Nachmittag ihre Beobachtungen der Rheinbahn und dem Vizechef des städtischen Verkehrsmanagements, Roland Hahn, mit. Er versicherte, sofort der Sache nachzugehen.

Auf eine Frage wird es vielleicht keine Antwort geben: Tappte der Unglücksradler regelrecht in eine tödliche Falle? Es lässt sich, so berichtet die städtische Verkehrslenkungszentrale der Rheinbahn, im Nachhinein technisch nicht mehr feststellen, ob zum Zeitpunkt des Unfalls, also am Montag um 10.30 Uhr, die Blinklichter an waren - oder nicht. Auch gibt es bei der Polizei dazu bisher keine eindeutige Aussage. Ein Zeuge will lediglich gesehen haben, dass der Radfahrer zuvor die Auto-Fahrbahn (stadtauswärts) bei Rotlicht überquert habe. Dann habe er die Mittelinsel erreicht, um auf dem Rad den Gleiskörper und die zweite Fahrbahn zu überqueren.

Aber: Nur wer direkt vor den Gleisen stehen bleibt und nach links schaut (das taten gestern einige Radler nicht!), hat neben den Palmen wieder freie Sicht und kann erkennen, ob eine Bahn kommt.

Ausgerechnet an dieser Stelle sind die Ampelschaltungen kompliziert: Für die eine Richtung heißt es Grün, für die andere gleichzeitig Rot. Dazwischen der Gleiskörper. Für dessen Querung gelten die gelben Warnlichter. Die blinken auch dann, wenn beide Fußgängerampeln Grün zeigen.

„Das ist schon seit zwei,

drei Monaten so”

Ein Anwohner beschwerte sich gestern, warum ausgerechnet auf dieser unübersichtlichen Kreuzung die Palmen stehen müssen. Ein anderer Anlieger, der Weinhändler Werner Scholz von der Charlottenstraße, berichtete, dass die Warnblink-Anlage seit „zwei oder drei Monaten” nicht einwandfrei funktioniere. „Mal geht sie, mal nicht.”

Unerklärlich bleibt, warum Stadt und Rheinbahn davon nichts wussten. „Das ist schon heftig”, sagte dazu Aufsichtsratsvorsitzender Rolf-Jürgen Bräer: „Darauf müssen auch die Fahrer achten und dann Meldung machen, damit das überprüft werden kann.”

Der Unfall auf dem Stresemannplatz und die hohe Anzahl von Crashs mit Bahnen (69 dieses Jahr) hat ein Nachspiel im Verkehrsausschuss. Norbert Czerwinski (Grüne) fordert einen Bericht von der Stadtspitze. Zudem sollen Verkehrspsychologen engagiert werden, Lösungen zu finden, um die Unfallserie zu stoppen.

Gestern krachte es wieder: Auf der Graf-Adolf-Straße stieß ein Mercedes mit einer Straßenbahn zusammen. Es gab zwei Verletzte.