Die Politik will nach dem Handke-Desaster eine weitere Blamage verhindern.

Bloß nicht noch eine Blamage: Die Düsseldorfer Ratsfraktionen haben gestern eine neue Satzung für die Verleihung des Heinrich-Heine-Preises gezimmert. Anlass: Peter Handke, der letzte Preisträger, hatte auf die Ehrung samt 50 000 Euro im Juni 2006 nach Streitereien in der Lokalpolitik und der Jury verzichtet. Die Feuilletons rupften die ungeliebte Landeshauptstadt erst für die Entscheidung, später amüsierte sie das peinliche Hickhack.

Weil der Heine-Preis nun mal kein reiner Literaturpreis sei, wird die Rolle der Politik in der 13-köpfigen Jury derart gestärkt, dass man gespannt sein darf, wer sich neben Ratsmitgliedern, Oberbürgermeister, Uni-Rektor und anderen Funktionsträgern noch für das Preisgericht zur Verfügung stellen wird. Auswärtige wie Literaturkritikerin Sigrid Löffler hatten doppeltes Stimmrecht - jetzt wird ihr Votum so viel wert sein wie das des Kulturausschuss-Mitgliedes der Grünen.

Nur das Land soll für immer schweigen. Der Kulturstaatssekretär flog nach dem Wunsch aller Fraktionen aus dem Gremium. Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff hatte Handke abgelehnt, Zorn aber vor allem auf sich geladen, weil er in der entscheidenden Jury-Sitzung fehlte. Hier gehe es nicht um Rache, versicherten die Satzungs-autoren. Aber das Land habe doch nicht viel zu tun mit diesem Preis. Der wird am 13. Dezember verliehen. Sofern jemand Lust empfindet, ihn entgegen zu nehmen.

Ende gut, alle glücklich? Einen Moment musste FDP-Fraktionsvize Marie-Agnes Strack-Zimmermann doch überlegen. „Nun”, sagte sie dann. „Ich bin zufrieden, dass wir das gemeinsam hinbekommen haben”. Auch das weitere Procedere hat sie im Kopf. „Bei der nächste Ratssitzung wird die Satzung verabschiedet und zwar ohne Theater.” Und am 13. Dezember findet die Vergabe des Heine-Preises statt. Punkt.

Eine Haltung, die den übrigen Fraktionen gestern aus den Parteibüchern sprach. Der Rat kann die Vergabe des Preises nicht mehr stoppen; ab sofort sitzen dafür die Fraktionen gleichwertig stimmberechtigt im Gremium.

Dies ist ein einstimmiges Ergebnis der Verhandlungen aller Ratsparteien, betonte CDU-Kulturmann Friedrich Conzen. Und so standen die Zeichen gestern auf Frohsinn, obwohl sich die FDP zuletzt noch ausdrücklich dafür ausgesprochen hatte, dass der Rat auch künftig an der Entscheidung beteiligt ist. Dies lässt die neue Satzung jetzt nur noch juryintern zu. Seit dem Handke-Theater wartete das Papier anno 1971 geduldig auf seine Überarbeitung.

Jawohl, man sei noch im Zeitplan, beteuerten alle. Als nächstes gelte es nun, vier externe Fachleute zu berufen und dann bis Sommer einen Heine-Preisträger 2008 zu benennen.

„Ich freue mich über die einheitliche Linie”, kommentierte Grünen-Chef Günter Karen-Jung. Und SPD-Fraktionsvize Annette Steller ließ verlauten, ihre Partei sei froh, eine Regelung gefunden zu haben, „wir werden damit unsere Erfahrungen machen müssen”, fügte sie vieldeutig dazu. Und: „Wir sind der Konflikte müde.” Für ihre Partei sei es letztendlich wichtig, dass der Heine-Preis ein politischer bleibe. Und immerhin gelte ja nun „One man, one vote”, sagte Steller cool. Und meint: Jedes Jurymitglied, ob Literat oder Politiker, hat jetzt die selbe Stimme. Sie kann dem Streit am Ende sogar etwas abgewinnen. „Der Preis ist berühmter geworden.” Nun sei doppelt wichtig, wer ihn 2008 bekommt, „damit sein Ansehen neu belebt wird.”

Dann nochmal Strack-Zimmermann. Ja, sie werde ihre Partei in der Jury vertreten, sagte sie. Und: „Ich finde es immer noch gut, dass wir Handke verhindert haben.”