GESCHICHTE. Die Bahn verlangt für den Stopp am Hauptbahnhof 6000 Euro von den Organisatoren der Schau über die Deportation der Kinder.
Mit lautem Hupen fährt der Zug in den Bahnhof ein. Bedrohlich zischt der Rauch der Lok. Die Wartenden auf dem Bahnsteig sind still. Andächtig starren sie auf die Wagons. Denn hier rollen die Toten in den Bahnhof, eine Million Kinder, die 1941 bis 1944 mit ihren Familien in Europa deportiert wurden. Nächste Haltestelle: Ausschwitz-Birkenau, Belzec, Treblinka. Endstation Konzentrationslager.
Gestern machte der "Zug der Erinnerungen" Halt am Hauptbahnhof. Noch bis Mittwoch, 12. März, steht er am Ende des Gleises 6. Die Ausstellung erinnert an die Kinder, die unter den Nazis deportiert wurden. Aus Wohnungen und Schulen abgeholt, auf Bahnhöfe getrieben und zusammen gefercht in Viehwagons, in Ghettos und Konzentrationslager gefahren.
Am Güterbahnhof in Derendorf wurden 6000 Menschen aus Düsseldorf und Umgebung verfrachtet. Die Gestapo trieb hier Juden, Sinti und Roma zusammen. Unter den Passagieren waren alleine 125 Kinder und Jugendliche.
Mehr zeigen als nur Namen auf Listen
"Wir wollen mehr zeigen als Namen auf Deportationslisten", erklärt Ute Schilde vom "Zug der Erinnerung". Darum werden in der Schau einzelne Kinder vorgestellt. Wie Helga Kann aus Mülheim, die mit 15 Jahren von Derendorf aus nach Izbica in Polen verfrachtet und dort ermordet wurde.
Unverständlich scheint angesichts dieser Schicksale das Verhalten der Bahn. 6000 Euro verlangt sie für den Halt am Hauptbahnhof. Hinzukommen 3,50 Euro pro gefahrenem Kilometer. "Ich wünsche Herrn Mehdorn mehr historisches Verantwortungsgefühl", ärgert sich Michael Szentei-Heise, Direktor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf.
Denn es werden auch die Täter gezeigt: Reisverkehrsminister Julius Dorpmüller, dessen Grabpflege die Bahn bis 1991 zahlte. Albrecht Zahn, für die Fahrplanordung nach Treblinka zuständig. Nach 1945 wurde er Bahndirektor in Stuttgart. Walter Stier, der den Abtransport von zwei Millionen Menschen unterzeichnete. Später war er für die Züge der Gastarbeiter verantwortlich.