Sie sind wohlstandsrund, schnappen wegen der Hitze ständig nach Luft und bleiben träge fast auf der Stelle stehen: Drei fette Karpfen im Kö-Graben.
Ihre Länge - gut 60 Zentimeter - und der stattliche Leibesumfang lassen manche staunenden Passanten wohl an die Pfanne denken. Die Enten paddeln einen respektvollen Bogen um diese Karpfen, die unbeirrt zu dritt, ganz Familie, nebeneinander mit sparsamen Flossenschlägen durchs grünliche Wasser treiben. „Ach, wie kommen die denn da hin?”, staunt Werner Görtz, Chef im Umweltamt, auf die Frage der NRZ nach der ungewöhnlichen Besiedelung.
Achtung, Angler
Denn im schmucken Wassergraben an der Kö sollen gar keine großen Fische leben. Das luxuriöse Heim müssen die Dicken also bald verlassen - die Angler stehen schon bereit.
Alle zwei bis drei Jahre werden die Fische aus dem Wassergraben zwischen Banken und Luxusmodeläden geholt. Aber es entstehen immer neue Fischschwärme. Denn da in den benachbarten Hofgartenteichen Karpfen und andere Flossentiere leben, kann Laich durch die Absperrgitter vor dem Stadtgraben getrieben sein.
Die dicken Karpfen allerdings „sind wohl bei der letzten Angleraktion als zu kleiner Nachwuchs übersehen worden”, vermutet Görtz. Denn 2007 haben die Profiangler der „Interessengemeinschaft für Gewässer und Umwelt” (Digu) den Kö-Graben leergefischt.
„Das ist ein Risikogewässer für Fische, spätestens zu Karneval liegen dort Scherben auf dem Grund. Außerdem werden die Tiere ja auch gefüttert, sonst wären sie ja nicht so fett. Und Brot oder ähnliches ist nicht gut für das Wasser. Das bisher ja gute Qualität haben muss, sonst lebten die Karpfen nicht dort”, meint Görtz. Wenn das Wasser kälter ist, werden sie also abgefischt. Das erledigen die staatlich geprüften Angler der Digu - mit Netzen, nicht mit Angelhaken. Und auch erst dann, wenn das Wasser etwas kühler geworden ist, das ist gesünder für die Karpfen.
Ab in den Paradieshafen
Denn die kommen keineswegs in die Pfanne: „Die werden im Löricker Paradieshafen ausgesetzt”, beruhigt Görtz Tierfreunde. Ein paar Wochen können sich die dicken Karpfen also noch an der Kö tummeln. Entspannt und langsam, zu dritt, wie bisher.