100 Arbeitsplätze sind in Gefahr: Die Papierfabrik Hermes im Hafen, ein Hersteller von Recycling-Papier hat heute Morgen beim Amtsgericht Düsseldorf Antrag auf Insolvenz gestellt.

In drei Jahren hätten sie das Hunderste feiern können. Seit 1911 wird in der Firma Hermes an der Fringsstraße im Hafen Papier hergestellt. Bis letzten Freitag. Seitdem steht die Produktion. Die Stadtwerke haben dem Unternehmen, das seit 2003 zur Curtis Gruppe mit Sitz in Neuwied gehört und hochwertiges Recyclingpapier für Druckereien und Verlage herstellt, den Stecker herausgezogen. Offene Rechnungen - in Millionenhöhe, wie Insider wissen wollen, hatten sich angesammelt. Gestern Nachmittag war der Insolzverwalter bei Hermes. Am Morgen hatte die Unternehmensleitung den Gang zum Amtsgericht angetreten und Konkurs angemeldet. Verlieren jetzt 100 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz?

Für die Belegschaft bei Hermes kommt der Paukenschlag nicht aus heiterem Himmel. Schon seit anderthalb Jahren stehen im Traditionsunternehmen die Zeichen auf Krise. Dabei schien zunächst nach dem Wechsel zu Curtis - Hermes gehörte zuvor zu RWE Umwelt und davor zu Trienekens - eine Sanierung zu greifen. „Es wurde ordentlich investiert. Der Reyclingmarkt hat sich vielversprechend entwickelt. Hermes wurde binnen kurzer Zeit zu einem Top-Lieferanten für grafische Recylingpapiere”, blickt Unternehmenssprecher Roland Leuthäuser zurück.

Doch dann kam es Schlag auf Schlag: „Eine Verkettung interner Schwierigkeiten mit externen Faktoren”, wie Curtis-Vorstand Ingo Hafner es ausdrückt. Leuthäuser präzisiert: „Die Maschine für die Papierproduktion war ausgefallen und konnte nicht rechtzeitig wieder in Gang gesetzt werden. Stillstand heißt Ausfall der Produktion. Personelle Konsequenzen waren die Folge. Anfang 2008 wurde das Management ausgetauscht.”

Inzwischen hatten auch die Rohstoffpreise deutlich angezogen, der Dollar schwach. Dramatisch entwickelten sich die Kosten für Energie. „Die waren seit 2007 um 40 Prozent gestiegen”, bilanziert Leuthäuser. Curtis reagierte mit Verkaufsabsichten und startete Verhandlungen mit einem Investor. Die, wie es heißt, vielversprechenden Gespräche scheiterten Montag.

„Verhandlungen mit den Stadtwerken über eine Senkung der Energiepreise waren sehr sehr schwierig verlaufen. Es gab sehr wenig Entgegenkommen, obwohl der Investor einer maßvollen Erhöhung zugestimmt hätte. Doch so war eine wirtschafliche Fortführung der Papierfabrik aufgrund der deutlich höheren Preisforderung des Energieunternehmens nicht darstellbar.

Die Stadtwerke wollen diesen schwarzen Peter nicht auf sich sitzen lassen. „Dagegen müssen wir uns wehren”, sagte Sprecher Juan Cava Marin. „Wir bedauern die Schließung sehr und vor allem den Verlust der Arbeitsplätze. Die Entscheidung, die Stromlierungen einzustellen, war für uns sehr schwer, aber wir konnten letztlich nicht anders.” Schon mehrfach, wie Cava Marin sagt, haben die Stadtwerke versucht, durch Umstellung der Verträge dem Unternehmen zu helfen. „Doch jetzt war die Grenze erreicht. Wir können nicht Energie teurer einkaufen als verkaufen. Das wäre auf Dauer ein Zuschussgeschäft.”

Ob der Insolvenzverwalter den Schlusstrich unter fast 100 Jahre Firmengeschichte noch verhindern kann? „Wir waren immer gesprächsbereit und sind es auch weiterhin”, heißt es bei den Stadtwerken. Ganz wurde der Strom schließlich nicht abgeklemmt. „Pumpen, Rechner laufen noch. Wir haben alles getan, damit keine Schäden an der Maschine entstehen”, sagt Cava Marin.