Düsseldorf. . Flughafen-Chef Thomas Schnalke über die Zukunft des Düsseldorfer Airports und die Zusammenarbeit mit Ryanair, Lufthansa und Air Berlin.

Seit 1. Juli ist Thomas Schnalke Chef des Düsseldorfer Flughafens. Mit unserer Redaktion sprach er über die Zukunft des Airports, die Zusammenarbeit mit Ryanair, Lufthansa und Air Berlin. Und er kündigte einen Passagier-Rekord für 2016 an: Erstmals werden mehr als 23 Millionen Passagiere am Airport erwartet. Das ist ein Plus von 4 Prozent. Mit der angeschlagenen Air Berlin wird über eine Ausweitung des Streckennetzes gesprochen.

Der Billigflieger Ryanair setzt europaweit nicht mehr nur auf kleine Flughäfen abseits der Ballungsräume, demnächst fliegt die irische Gesellschaft auch ab Frankfurt und greift damit Lufthansa an. Wann werden die ersten Ryanair-Flieger von Düsseldorf aus starten?

Thomas Schnalke: Die Luftverkehrsbranche befindet sich seit längerem in einem tiefgreifenden Umbruch. Die Grenzen in den Geschäftsmodellen der Airlines im Europa-Verkehr sind mittlerweile so verschwommen, dass keine Unterscheidung mehr wahrnehmbar ist. Europa-Verkehr ist Low-Cost-Verkehr. An unserem Flughafen ist deshalb jede Fluggesellschaft grundsätzlich herzlich willkommen. Selbstverständlich sprechen wir, wie mit vielen anderen Airlines, auch mit Ryanair.

In Frankfurt gibt es Ärger, weil Ryanair als neue Airline einen 50-prozentigen Rabatt von der Flughafen-Gesellschaft bekommt. Ist das auch für den Düsseldorfer Flughafen eine Option, so neue Airlines zu gewinnen? Welche Sonderkonditionen gibt es für neue Airlines, beispielsweise Air Seychelles?

Schnalke: Der Flughafen Düsseldorf zählt zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Airports in Europa, weil wir zum einen mitten im Herzen eines der bevölkerungsreichsten Ballungsräume unseres Kontinents liegen und weil wir uns keine Verkehre einkaufen. Wir erfreuen uns einer konstant hohen Nachfrage, die nunmehr deutlich unsere genehmigten Grenzen überschreitet, weswegen wir ja auch einen Antrag auf Ausweitung unserer Kapazität gestellt haben. Es gibt eine öffentliche Entgeltordnung, die für jede Fluggesellschaft verbindlich ist. Hierin sind auch die Förderprogramme für einzelne Segmente beschrieben, mit denen Fluggesellschaften an unserem Standort rechnen können. Darüber hinaus sehen wir keine Notwendigkeiten für weitere Sonderkonditionen.

Gespräche mit Air Berlin über Ausweitung des Streckennetzes ab Düsseldorf

Was bedeuten die Turbulenzen bei Air Berlin für den Düsseldorfer Flughafen? Air Berlin weitet zwar die Langstrecken-Verbindungen vor allem in die USA aus. Aber was passiert mit den touristischen Kurzstrecken der Air Berlin?

Schnalke: Wir haben ein großes Interesse an einer stabilen Air Berlin und beobachten die Entwicklungen bei unserem größten Airline-Kunden natürlich sehr genau. Nach allem, was wir heute wissen, wird sich die angekündigte Konzentration auf Düsseldorf und Berlin positiv auf unseren Flughafen auswirken. Lediglich die Verkehre abseits dieser beiden Airports sind ja von den Umbaumaßnahmen direkt betroffen. Wir sprechen mit Air Berlin sogar über eine Ausweitung ihres Streckennetzes.

Lufthansa hat sich in Düsseldorf immer mehr zurückgezogen, bietet mit New York nur noch eine Langstrecke. Stattdessen haben die Lufthansa-Töchter Eurowings/Germanwings bis auf München und Frankfurt alle Kurzstrecken übernommen. Und neue Ziele sind hinzugekommen. Welche Rolle spielt Eurowings/Germanwings in Düsseldorf?

Schnalke: Die gesamte Lufthansa-Gruppe spielt traditionell bei uns eine immens wichtige Rolle. Eurowings betreibt in Düsseldorf ihre größte Station und fliegt von hier die meisten Ziele an. Auch führt die Airline wichtige Zubringer-Flüge beispielsweise für unsere direkten Verbindungen nach Tokio oder Singapur durch. Wir pflegen ein sehr partnerschaftliches Verhältnis mit allen Gesellschaften der Lufthansa-Gruppe und sprechen gemeinsam intensiv über die zukünftige Partnerschaft.

Flughafen entschuldigt sich wegen Problemen bei Gepäckausgabe

Seit Monaten gibt es zahlreiche Beschwerden über die schleppende Gepäckausladung, Passagiere müssen teilweise erheblich länger warten als weltweit an internationalen Flughäfen. Woran liegt das? Was kann der Flughafen dagegen tun, der dadurch ja auch einen Image-Verlust erleidet?

Schnalke: Beim Thema „Gepäckausladung“ haben wir in diesem Jahr in der Tat kein gutes Bild abgegeben. Hierfür können wir uns nur in aller Form bei allen Passagieren, die betroffen waren, entschuldigen und dürfen ihnen versichern, dass uns diese Situation selbst am allermeisten ärgert. Bei den Prozessen rund um die Gepäckausgabe sind uns allerdings ein Stück weit die Hände gebunden.

Die Bodenverkehrsdienste an unserem Flughafen agieren im Auftrag der Fluggesellschaften. Wir selbst stehen hierbei in keinem Vertragsverhältnis. Aber natürlich haben wir am Flughafen alle gemeinsam ein großes Interesse daran, dass sämtliche Prozesse störungsfrei laufen.

Als Flughafenbetreiber werden wir daher auch nicht müde, die Dienstleister sowie die Fluggesellschaften immer wieder auf solche Situationen hinzuweisen und sie aufzufordern, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorkommnisse im Sinne der Fluggäste zu vermeiden. Die Gespräche finden auf allen Ebenen statt. Zum Dezember wird Air Berlin zudem den Anbieter wechseln. Wir erhoffen uns hierdurch eine deutliche Verbesserung der Gesamtsituation.

Flughafen-Chef wünscht sich noch Direktflüge nach Shanghai oder nach Indien

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Passagier-Rekorde. Mit welchen Passagierzahlen rechnen Sie bis zum Ende des Jahres?

Schnalke: Wenn uns die schwelenden Tarifkonflikte bei der einen oder anderen Airline keinen Strich mehr durch die Rechnung machen, werden wir die 23 Millionen-Marke in diesem Jahr sehr klar überschreiten. Momentan liegen wir bei den Passagieren vier Prozent über dem Vorjahr. Das Wachstum basiert auf einer deutlichen Steigerung der Flugbewegungen wie auch auf dem Einsatz größerer Flugzeuge. Diese Entwicklung zeigt auch: Die Menschen unserer Region möchten weiterhin mobil sein. Und das Flugzeug gehört heute zu ihrer Lebensrealität dazu.

Welche Langstrecken-Zielen stehen ganz oben auf Ihrer Wunschliste?

Schnalke: Unser Langstreckennetz hat sich nach Westen wie nach Osten hervorragend entwickelt. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass es aus Düsseldorf heraus einmal Nonstop-Verbindungen nach Peking, Tokio, Hongkong, Singapur, Abu Dhabi und sogar zwei Mal am Tag mit dem A380 nach Dubai geben würde? Dennoch gibt es vor allem in Asien noch einige weiße Flecken auf der Landkarte, die vor allem für die hiesige Wirtschaft attraktiv wären. Shanghai gehört ebenso dazu, wie die eine oder andere indische Metropole.

>>> DUS ist der der größte Airport in NRW

Der Düsseldorfer Airport ist Nordrhein-Westfalens Tor zur Welt und der größte Flughafen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. 18 Millionen Menschen leben in einem Umkreis von 100 Kilometern. Neben den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München bietet Düsseldorf als einziger deutscher Airport nennenswerte Langstreckenverbindungen auf den amerikanischen Kontinent, in die Karibik und nach Asien an.

Air Berlin hat sich zur größten Airline in DUS entwickelt, für Germanwing/Eurowings ist Düsseldorf die größte Station in ihrem Netz. Seit 2015 gehört DUS zu den weltweit knapp 50 „A380-Airports“, Emirates bietet mit dem weltgrößten Passagier-Flugzeug täglich zwei Flüge nach Dubai an.

Die Anzahl der Flugbewegungen ist von 2005 bis 2015 um mehr als 10.000 Starts und Landungen gewachsen. In den letzten drei Jahren blieb die Zahl der Flugbewegungen konstant. Gleichzeitig ist die Zahl der Passagiere kontinuierlich gewachsen. Dies ist durch den Einsatz größerer Flugzeuge möglich geworden. Doch diese Entwicklung stößt an ihre Grenzen. Die Nachfrage von Airlines in Spitzenzeiten überschreitet die aktuelle Kapazität des Airports seit Jahren.

Das Wachstum des Flughafens Düsseldorf in Bildern

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