Düsseldorf. Die Grüne Nyke Slawik steht auf Platz 29 der Landesliste. Damit könnte sie als erste geoutete Transfrau in den Düsseldorfer Landtag NRW einziehen.
„Ob ich die erste Transfrau im Landesparlament allgemein wäre, kann ich nicht sagen, aber ich wäre wohl die erste geoutete“, sagt Nyke Slawik. Die 22-Jährige wurde auf Platz 29 der Landesliste der Grünen für die Wahl im Mai 2017 gewählt. Im Moment haben die Grünen genau 29 Plätze im Landtag. Damit hat sie eine reale Chance, nächstes Jahr in das Landesparlament einzuziehen.
Nyke Slawik hat schon den Vorwurf zu hören bekommen, sie behaupte transidentisch zu sein, um Aufmerksamkeit für die Wahl zu bekommen. Einmal ist die Anglistik-Studentin gefragt worden, ob sie denn auch beweisen könne, als Junge geboren worden zu sein. Dabei hat sie ihre Transindentität – wie wohl die meisten – zu Anfang ihres Studiums noch versteckt. „Mein Ziel ist es nicht, mit meiner Lebensgeschichte in der Politik zu stehen, sonden auf Diskriminierung hinzuweisen“, sagt sie. „Für Transmenschen ist es wichtig, dass die Gesellschaft von privaten Fragen – wie zum Beispiel über Hormontherapien – wegkommt und eher die politische Dimension diskutiert.“ Wie bei anderen Minderheiten auch gibt es die Ansicht, dass Diskriminierung in der Politik kein Thema sein sollte. Dem widerspricht Slawik.
Hobbygärtnerin und auch „öko“
„Ich finde es wichtig, offen mit der Identität zu sein“, sagt die Düsseldorferin. „Man sollte anderen Mut machen, die die Hoffnung verloren haben, dass sich für sie etwas ändert.“ Nicht nur für queere Themen, sondern auch für den Feminismus spricht sie sich deshalb aus. „In vielen Parlamenten sind nur um die 30 Prozent der Abgeordneten Frauen und auch in vielen anderen Schlüsselpositionen sind überwiegend Männer“, stellt Slawik fest.
Auch ansonsten identifiziert sie sich mit dem Programm der Grünen. So ist sie zum Beispiel Hobbygärtnerin. „Wenn man nicht ein bisschen öko ist, kommt man auch nicht zur Grünen Jugend“, so Slawik.
Als sie in das Alter kam, sich für Politik zu interessieren, war die Regierung schwarz-gelb. Im Oktober 2009 beschlossen CDU und FDP, den Atomausstieg über Bord zu werfen. Dies sah Nyke Slawik als großen Rückschritt und trat deshalb in die Grüne Jugend ein. Inzwischen ist sie politische Geschäftsführerin der Grünen Jugend NRW. „Ich kann nur dazu appellieren, sich politisch in unserer Gesellschaft zu beteiligen“, sagt sie. „Viele denken, Politik wird von ‘denen da oben’ im Hinterzimmer gemacht. Dabei lebt Politik zum Großteil vom Ehrenamt und auch vom personellen Wechsel.“ Ob sie ihr Leben lang politisch aktiv sein wird, weiß sie noch nicht. Sie wünscht sich, dass in naher wie in ferner Zukunft junge Menschen ihre Ideen einbringen können und von den älteren Politikern Unterstützung dabei erhalten.
Klarheit bei den Begriffen
Was die politische Korrektheit angeht: Nyke Slawik bevorzugt den Begriff „transidentisch“, da dieser selbst aus der Community kommt und zeigt, dass es sich um nicht um einen Fetisch, sondern um die Identität eines Menschen geht. Den Begriff „transsexuell“ dagegen sieht sie kritisch, da er aus der Psychiatrie kommt. Einerseits ist sie dafür, dass die Diagnose „Geschlechtsidentitätsstörung“, unter denen auch Transsexualität fällt, aus dem ICD 10, der Internationale Klassifikation von Krankheiten, gestrichen wird. Anfang der Neunziger geschah dies mit Homo- und Bisexualität. Andererseits hat Slawik Sorge, dass bei einer Abschaffung der Pathologisierung die Krankenkassen den Transitionsprozess nicht mehr bezahlen.