Jochen Busse wurde im Theater an der Kö bejubelt
Er stolpert als Riesenhuhn auf die Bühne. Gackert und guckt erstaunt in die Runde, und die Zuschauer johlen. Klar, da ist nicht irgendein Komödiant am Werk, der sich in ein struppiges Federfell überzieht und Klamauk macht. Es ist Jochen Busse, einer der ersten Kabarett-Artisten der Republik.
Und Vertreter einer aussterbenden Spezies. „Er ist ein Bühnentier“, wie Autor Dietmar Jacobs kürzlich bewundernd meinte. Zusammen mit seinem Co-Autor Lars Albaum schneiderte Jacobs mal wieder Jochen Busse ein Boulevardstück auf den Leib. „Der Pantoffel-Panther“ feierte nach Bonn und Berlin nun auch in Düsseldorf Premiere, im Theater an der Kö. Klar, dass Busse – „the one and only“ – nach über zwei Stunden mit Ovationen bejubelt wurde. Applaus gab’s auch für seine Mitspieler, die manchmal nicht mehr sind als Stichwortgeber für Jochen den Großen.
Ein kreuzbraver Pantoffel-Held, der Pantoffeln herstellt und verkauft, steht kurz vor der Rente und ist bankrott. Seiner Frau, seinem „Röschen“ will er das nicht beichten, wiegt sie in Sicherheit, kann ihren Kaufrausch und Hang zu Champagner und Luxus-Klamotten kaum stoppen. In dieser fast aussichtslosen Situation springt der Mafioso Luigi wie Kai aus der Kiste und bietet dem hochverschuldeten Hasso, dem eine Haftstrafe droht, einen gutbezahlten Job an. Zwei Millionen Euro soll Hasso kassieren, wenn er für Luigi seinen Gegner – das Mammut – tötet.
Haarsträubende Story
Klar, dass dieses Angebot Hasso hellhörig macht, er seinen Nachbarn Rüdiger mit ins Boot nimmt, dennoch alles schief geht und in einer Katastrophe mündet. Beinah! So haarsträubend die Story und ihre vorausschaubaren Verstrickungen und Verwechslungen auch sind: Busse macht aus allem etwas, kitzelt selbst aus verstaubten Klischees Pointen heraus und bringt das Publikum zum Lachen. Mehr als zwei Stunden lässt sich so richtig herumalbern. Wo sonst als im Boulevard-Theater ist das möglich!
Natürlich tauchen Regisseur Horst Johanning und das Autoren-Duo die Komödie in reichlich Lokalkolorit. Wie im Kabarett, denkt man. Doch a bissel abgedroschen kommen die Spitzen gegen Köln und die aktuelle Politik-Elite daher. Ebenso die Anspielungen auf soziale Gegensätze in den Stadtteilen Oberbilk, Eller, Oberkassel etc. Doch selbst wenig überraschende Momente verwandelt Busse noch in einen Knüller. Selbst mit 75 schont sich der Kabarett-Großmeister keine Sekunde, verausgabt sich auch körperlich und würzt die Pointen mit scharfem Witz und beißender Ironie. Hinzu kommen die Momente, in denen er das Publikum direkt anspricht und zum Komplizen in dem mörderischen Spaß macht.
Ach ja, da sind noch seine wackeren Kombattanten. Billie Zöckler als naives „Röschen“, das/die erst zum Schluss ihre Situation durchschaut. Neben Andreas Windhuis (sein Nachbar Rüdiger), Matthias Kofler (Dekorateur Milan) und Mia Geese (Babsi) spielt Marko Pustisek eine zentrale Rolle als Luigi. Er gibt effektvoll den schmierlappigen Mafia-Gesellen aus dem Bilderbuch, der Hasso mit einem Serienkiller verwechselt und viel Staub aufwirbelt, Pistole und Sonnenbrille inklusive.