Düsseldorf. . Roller Derby ist in Deutschland immer mehr im Kommen. Seit 2012 gibt es in Düsseldorf ein Team – die „Deadly Darlings“. Ein Selbstversuch auf Rollen.
„Wer einmal auf Rollschuhen gestanden hat, der verlernt das nicht. Der Körper erinnert sich daran, dass er das schon mal gemacht hat“, sagt Debbie Debacle aufmuntert. Und ich denke mir: Auf gar keinen Fall. So stehe ich also, etwas eingeschüchtert und vor allem ängstlich, zum ersten Mal seit gefühlten (und vermutlich auch tatsächlichen) 20 Jahren wieder auf diesen komischen rollenden Untersatz namens Rollschuhen bei den Roller Derby-Mädels der „Deadly Darlings Düsseldorf“. Denn Roller Derby ist in Deutschland immer mehr im Kommen.
Das Düsseldorfer Team existiert bereits seit 2012, und an diesem Tag ist Training. Hinein geht es also in die große Rollsporthalle von TuS Nord in eine mir völlig neue, wundersame Welt. Hier werden rollende Träume Wirklichkeit. Oder eben Alpträume. Das wird sich zeigen.
Motto: Hintern runter
Erst einmal heißt es aber Schoner anlegen: Knie, Ellbogen, Handgelenke – und Helm – modisch alles sehr schick. Passt alles. Dann ab auf die Rollschuhe, die im strahlenden Rot erleuchten – wie alsbald auch mein Kopf. Die ersten Meter auf den Dingern sind alles andere als einfach. Schließlich bin ich auch mehr Typ Boxer als Ballerina.
Auch interessant
Roller Derby ist ein Vollkontaktsport auf Rollschuhen. Man darf also nicht zimperlich sein. Aber bevor es für mich in den „Kontakt“ geht, sollte ich erst einmal ein paar Runden auf dem „Track“ (ovale Fahrtbahn) drehen. Mit den „Sticky Feet“ geht’s los. Dabei formt man eine „Acht“, die Rollschuhe bleiben auf dem Boden, und man holt Schwung, indem man die Beine nach außen und wieder nach innen drückt.
Und das alles mit dem Hintern relativ weit unten – die „Klostellung“, heißt das. „Je weiter man mit dem Hintern unten ist, desto stabiler ist der eigene Stand“, erklärt Syrina. Sie leitet das Training an diesem Tag und fährt nebenher. Neidisch betrachte ich, wie einfach das bei ihr aussieht, während ich mehr damit beschäftigt bin, mein Gleichgewicht zu halten und fast schon wie ein Mantra zu mir selbst sage: „Hintern unten, geradeaus fahren, nicht fallen.“ Und schnell zu merken, dass da ganze schön auf die Beine geht. „Ja, am nächsten Tag hat man daran Spaß“, grinst Syrina. Die 30-jährige Unternehmensberaterin fährt seit 2013 Rollschuh, hat zwischendurch ein Jahr pausiert. Zu dem Sport gekommen ist sie in Mainz. „Ich habe dort studiert und irgendwann einen Flyer von dem Team dort gesehen. Ich war schon immer recht sportlich und teste gerne Dinge“, sagt sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Aber es ist das erste Mal, dass ich etwas versucht habe, wozu ich kein Talent habe.“
Das erste Mal auf den Rollen sei für sie auch schwierig gewesen – und ich muss zugeben, dass es mir ein bisschen Mut macht. Dass Roller Derby in gewisserweise immer gut für „Mut“ ist, erklärt auch Debbie Debacle. „Bevor ich damit angefangen habe, war ich ziemlich schüchtern. Es ist gut für das Selbstbewusstsein, auf jeden Fall.“ Zudem ist es „cool“, dass größtenteils Mädels den Sport betreiben. Männermannschaften sind erst noch im Aufbau. „Und ich mag es hier, Hot Pants anzuziehen, ohne das irgendjemand blöd guckt“, sagt Debbie.
Ein Sport mit viel Körperkontakt
Luftige Kleidung ist auf jeden Fall eine gute Sache. Am besten auch noch Atmungsaktiv. Denn ins Schwitzen kommt man sehr leicht. „Wenn man regelmäßig zum Roller Derby geht, sollte man auch noch andere Sportarten machen, um sich fit zu halten“, erklärt Syrina. Denn Kondition ist wichtig. Schließlich gehen Spiele über 60 Minuten, das zerrt an den Kräften. Auch mein Körper sagt schon „aufhören“ – und das nach nicht mal einer Stunde. als mein Kopf in einem schon bedenklichen Rot leuchtet.
Viel trinken, dazu Traubenzucker. Ein bisschen gepimpt wird hier. Ja, es ist anstrengend, macht aber auch riesigen Spaß. Denn es ist ein Teamsport, die Mannschaft hält zusammen. „Und im Spiel darf man sowieso keine Berührungsängste haben. Es ist ein Sport, bei dem man sich viel anfasst.“ Obwohl ich mich selbst an diesem Tag nach zwei Stunden Training lieber nicht anfassen wollen würde.