Düsseldorf. . Flüchtlinge wollten mit Brandstiftung die Inneneinrichtung beschädigen, um verlegt zu werden. Feuer verursachte Schaden von rund 10 Millionen Euro.
Und dann kommen die Bagger, brechen sich Bahn durch das Trümmerfeld und machen alles dem Erdboden gleich. Mehr als 20 Stunden – von Dienstagmittag bis Mittwochvormittag – brauchte die Feuerwehr auf dem Europaplatz des Messegeländes, um zu erklären: Brand komplett gelöscht. Mehr als 20 Stunden, in denen 120 Einsatzkräfte ran mussten. Danach machten die Abrissbagger weiter. Von der alten Messehalle 18, die als kommunale Unterkunft für fast 300 Menschen genutzt worden war, wird nach dem verheerenden Feuer nichts mehr übrig sein. 30 Menschen waren am Dienstag verletzt worden, alle sind inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen. Der Sachschaden wird indes auf rund 10 Millionen Euro geschätzt.
Anklage wegen schwerer Brandstiftung und nicht wegen versuchtem Mord
Und während es am Mittwoch in vielen Teilen Düsseldorfer immer noch leicht nach Verbranntem roch, präsentierte die Polizei in ihren Hauptquartier am Jürgensplatz zwei dringend Tatverdächtige. Die beiden Männer, beide 26 Jahre alt und wohl aus Nordafrika stammend, sollen dem Haftrichter wegen des Verdachts auf besonders schwere Brandstiftung vorgesetzt werden. Sie werden aus unterschiedlichen Gründen angeklagt.
„Der erste Mann soll eine Matratze zunächst mit einer brennbaren Flüssigkeit, vermutlich einer Spirituose begossen haben und anschließend angezündet haben“, sagte Ralf Herrenbrück von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Der zweite sei der Rädelsführer einer Gruppe gewesen, „die sich schon häufiger über die Bedingungen in der Unterkunft beschwert hatte“. Laut Zeugenaussage soll dieser Mann „eine herrschende Persönlichkeit gewesen sein und direkt nach der Tat mit dieser geprahlt haben“, so Herrenbrück. Der Rädelsführer soll nach Ausbreitung des Brandes gesagt haben: „Wir mussten das tun, um die Lage deutlich zu machen.“
Die Polizei zählte zunächst acht Verdächtigte, von denen fünf noch immer als tatverdächtig gelten, die zwei Angeklagten sogar als dringend. Zwei der fünf Männer, die bei der Vernehmung zunächst falsche Angaben über ihre Identität und Herkunft machten, werden nun wegen schwerer Brandstiftung – und nicht wegen versuchten Mordes – angeklagt. Staatsanwalt Herrenbrück: „Gegenwärtig ist ein versuchter Mord nicht zu beweisen. Das Feuer wurde in einem Bereich gezündet, wo zu dieser Zeit keine Menschen waren. Zusätzlich gab es überall Rauchmelder und geschultes Personal vom DRK, über die die Angeklagten Bescheid wussten. Es ging ihnen offenbar nur darum, die Einrichtung zu beschädigen, um verlegt zu werden und nicht etwa darum, anderen Menschen zu schaden.“
Streit über Essensausgabe war Auslöser - wegen Ramadan gab es nur kleine Mahlzeiten
Bei einer Verurteilung drohen den Brandstiftern Haftstrafen von zwei bis 15 Jahren. Die drei Mit-Verdächtigen kommen erst einmal wieder auf freien Fuß. Ihnen konnte bis jetzt nur nachgewiesen werden, dass sie Teil der Gruppe waren.
Als Auslöser für die Tat gilt ein Streit über die Essensausgabe. Aufgrund des aktuellen Ramadan, den viele der Flüchtling ausüben, gab es mittags nur eine verringerte Mahlzeit. Darüber schienen sich die Verdächtigen – obwohl selbst Muslime – zu ärgern. „Unsere Anklage deckt sich bis jetzt nur auf Zeugen“, so Herrenbrück. „Diese sind allerdings so umfangreich und genau, dass wir von einem Tatverdacht ausgehen müssen.“ Ein weiteres Indiz sei, dass die mutmaßlichen Brandstifter ihr persönliches Hab und Gut schon gepackt hatten.
Es wird zu Spenden aufgerufen - vorerst keine neuen Zuweisungen
In der früheren Lagerhalle der Messe waren laut Stadt 282 ausschließlich allein reisende Männer untergebracht. Beim Ausbruch des Brandes waren 130 Männer im Gebäude. Durch das Feuer ist so gut wie alles, was die Männer besaßen, verbrannt. Die Flüchtlinge sind ins ehemalige Vodafone-Gebäude am Mannesmann-Ufer und zur Unterkunft an der Roßstraße in Derendorf umgezogen.
Die Johanniter und eine große Anzahl Ehrenamtlicher, die dort die Menschen betreuen, rufen zu Spenden auf, für die Männer müsse nun dringend Bekleidung her: Sommer- und Sportschuhe in Größe 40 bis 44, T- Shirts, kurze Hosen, Jeans in kleinen Größen, Unterwäsche, Socken. Die Abgabe der Bekleidung könne an der Pforte des Wohnheims, Roßstraße 68 (ehemaliges Finanzamt-Nord), abgegeben werden, heißt es. Indes hat sich der Metro-Konzern bei der Stadt gemeldet und spontan Hilfe angeboten: Die Johanniter können Waren im Gesamtwert von 5000 Euro ordern.
Die Bezirksregierung Arnsberg hat der Stadt Düsseldorf als Reaktion auf den Brand zugesagt, vorerst keine weiteren Flüchtlinge zuzuweisen. Die Landeshauptstadt gehört zu den wenigen Kommunen, die gegen den Bundestrend derzeit noch neue Flüchtlinge zugewiesen bekommt, da sie die erforderliche Quote unterschreitet. Rund 170 Menschen kamen zuletzt pro Woche an.
Großbrand in Düsseldorf
Optimistisch bleiben? Ja! – Ein Kommentar von Stephan Wappner
Es ist vielleicht nicht leicht, angesichts der Nachrichten aus den vergangenen Tagen – Aber wir sollten es vielleicht doch versuchen. Optimistisch bleiben, mit positiver Grundhaltung weitermachen.
Vorige Woche wurde bekannt, dass die Anschlagspläne der IS-Terrormiliz für die Düsseldorfer Altstadt aufgedeckt worden sind. Das war die Nachricht, sie war positiv: Die Geheimdienste sind heute besser vernetzt, als es noch vor Monaten und Jahren der Fall war. Gut so. Dass Düsseldorf in Sachen Terror eine Insel der Glückseligen bleibt, war naiv zu glauben.
Und ja, es gibt auch etwas Positives zu vermelden nach dem Großbrand in der Flüchtlingsunterkunft auf dem Messegelände – auch wenn das jetzt ein ganz anderes Thema ist. Selbst, wenn sich wohl bestätigt hat, dass der Brand „von innen“ gelegt wurde. Aber: Immer noch die überwiegende Mehrheit der Männer, die in dieser alten Messehalle untergebracht waren, hat dieses Feuer NICHT gelegt – und diese Männer sind auch keine potenziellen Brandstifter.
Positiv auch die Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen in unserer Stadt. Über die sozialen Medien wurden am Dienstag innerhalb kurzer Zeit alternative Übernachtungsangebote – bei Privatleuten – koordiniert, auch wenn sie am Ende nicht gebraucht wurden. Das Netz ist zum Glück nicht nur voll mit Hetze.