Düsseldorf. Entsetzen aber auch Erleichterung herrschen nach Bekanntwerden der vereitelten Terror-Pläne in Düsseldorf. OB Geisel lässt sich nicht einschüchtern und besucht weiter Großveranstaltungen: „Sonst haben die Terroristen schon gewonnen“.

Entsetzen überall in Düsseldorf, als am Donnerstag bekannt wurde, dass die Altstadt Ziel eines Anschlags werden sollte. IS-Terroristen hatten offenbar einen blutigen Angriff an der Heinrich-Heine-Allee geplant. Polizei und Generalbundesanwaltschaft haben vier Syrer festgenommen, die laut Ermittlungen an der Heinrich-Heine-Allee mehrere Bomben zünden und danach Passanten mit Gewehren töten wollten. Drei von ihnen sitzen in Deutschland in Untersuchungshaft, der vierte in Frankreich. Der in Frankreich einsitzende Syrer, der die entsprechenden Aussagen gemacht hatte, ist nach Informationen der NRZ in Kaarst gemeldet.

Sicherheitskonzept zum Public Viewing wird überprüft

„Beruhigend, dass diese Leute offenbar schon lange beobachtet worden sind“, reagierte Oberbürgermeister Thomas Geisel auf die Nachricht. „Wer denkt, bei uns in Düsseldorf bestünde überhaupt keine Gefahr, der ist naiv“, sagte er am Rande der Sitzung des Stadtrates der NRZ. Zum anstehenden Public Viewing anlässlich der Europameisterschaft vor dem Rathaus in der Altstadt sagte der OB: „Wir tun alles menschenmögliche in Verbindung mit den Sicherheitsdiensten, den nationalen Verfolgungsbehörden und der Polizei, um die Gefahren abzuwenden.“ Er selbst habe keine Angst: „Ich gehe zum Public Viewing, bin aber wachsam. Wenn wir jetzt unser Leben radikal ändern und nicht mehr zu Großveranstaltungen gehen, haben die Terroristen bereits gewonnen.“ Geisel sagte aber, das man „sicherlich das Sicherheitskonzept nochmals überprüfen“ werde.

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Der städtische Ordnungsdezernent Stephan Keller hatte von den Festnahmen erst aus den Medien erfahren. Es sei daher noch zu früh, über mögliche Folgen etwa für das Sicherheitskonzept für das Public Viewing in der Altstadt nachzudenken. „Zunächst einmal muss man sagen, dass die Festnahmen die Sicherheit erhöhen“, sagt Keller.

„Wir sollten mit erhobenen Haupt zum Fußballgucken auf den Marktplatz gehen, natürlich aber die Sicherheit nicht vernachlässigen“, sagte SPD-Ratsherr Martin Volkenrath, Vorsitzender im Ordnungs- und Verkehrsausschuss und Verfechter des Public Viewings in Düsseldorf. „Wenn man das anders definiert, müsste man ja auch die Fußball-EM in Frankreich absagen.“

Plan einer „sicheren Fanmeile“

Auf der Düsseldorfer Fanmeile vor dem Rathaus sollen ab kommender Woche die drei EM-Vorrundenpartien der DFB-Elf gegen Ukraine, Polen und Nordirland gezeigt werden. „Aufgrund der immer mehr durchsickernden Details haben wir uns nun noch einmal zusammen gesetzt und unseren Plan „sichere Fanmeile“ noch einmal überarbeitet“, sagte Dennis Kessmeyer, dessen Firma die Düsseldorfer Fanmeile organisiert. „Wir wissen zwar dass die Anschläge nicht für die Fußball-EM geplant waren, dennoch ist sowas für einen Veranstalter gut eine Woche vor dem Turnier-Beginn natürlich schwierig.“ Mit der Fanmeile werde man nun mit einer „Jetzt-erst-recht-Einstellung“ ins Turnier starten: „Wir hoffen, dass die Fußballfans das genauso sehen und jetzt erst recht zum Public Viewing kommen.“ Dennis Kessmeyer betonte, dass sich die Besucher beim Fußball-Schauen sicher fühlen können: „Es wird ausreichend Security vor Ort sein und wir werden natürlich auch Körperkontrollen durchführen, bevor das Gelände betreten werden darf. Wir lassen uns durch solche Meldungen nicht den Spaß am Fußball und die Vorfreude auf die EM nehmen.“

Der Düsseldorfer Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld (Grüne) zeigte sich nach der Schreckensnachricht von gestern Mittag erst einmal erleichtert: „Ein Albtraum, der offenbar verhindert werden konnte...!“ Ähnlich äußerte sich Rüdiger Gutt, Chef der CDU-Fraktion im Stadtrat: „Es ist toll, dass das verhindert worden ist, aber die Bestürzung bleibt.“ Die Terror-Pläne hätten gezeigt, „dass Düsseldorf nicht vom Rest der Welt abgekapselt ist“.

Die Düsseldorfer FDP-Vorsitzende und Ratsfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann mahnte: „Das klingt schrecklich und zeigt, dass wir alle überall und jederzeit die Augen aufmachen müssen.“

Bewaffnete Polizisten in der Altstadt

Auffällig war am Donnerstag, dass mehr bewaffnete Polizei insbesondere in der Altstadt unterwegs war. Doch konkret dazu wollte sich die Polizei nicht äußern. Polizeipräsident Norbert Wesseler: „Die Düsseldorfer Polizei steht in ständigem Kontakt und im Austausch mit allen Sicherheitsbehörden und ist in diesem Fall an den Ermittlungen maßgeblich beteiligt. Die daran gewonnenen Erkenntnisse fließen kontinuierlich in unsere Sicherheitsbewertung ein. Zu konkreten Maßnahmen geben wir keine Auskunft.“

Warnend äußerte sich Chomicha El Fassi (Tierschutzpartei/Freie Wähler), einzige Muslima im Stadtrat: „Der vereitelte Anschlag mit mutmaßlichem IS-Bezug darf auf keinen Fall zu einer Verurteilung der hier lebenden und gut integrierten Muslime führen. Das wäre Wasser auf die Mühlen der islamistischen Verbrecher und der rechten Populisten.“