Düsseldorf. . Eine Ausstellung der Mahn- und Gedenkstätte in der Düsseldorfer Altstadt entdeckt den Nachlass von Hans Berben mit Fotos aus der Nachkriegszeit.

Eigentlich war er als Fotograf ein Laie. Als Journalist schoss er nebenbei Bilder, um seine Artikel zu dokumentieren. Vielleicht erklärt dies, weshalb Hans Berben (1914 – 1979) in Vergessenheit geraten war und jetzt in einer Ausstellung wiederentdeckt, für seine Fotos gefeiert wird. Berben, im Saargebiet geboren, als Fünfjähriger mit seiner Familie nach Düsseldorf-Gerresheim umgezogen, schrieb von 1946 bis 1951 für die Düsseldorfer Tageszeitung Rhein-Echo, den Vorläufer der NRZ.

Er war Chronist der Nachkriegsjahre. Dennoch bebilderte er selten Trümmer, und wenn, dann unbedingt mit Menschen auf dem Foto. „Er hatte immer Menschen im Blick“, erläutern die vier Kuratoren der Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte Mühlenstraße nahe des Kom(m)ödchens.

Journalist hatte Kontakte in die Kulturszene

Ein Foto aus der Ausstellung.
Ein Foto aus der Ausstellung. © Hans Berben

Das Kabarett in seiner Anfangszeit ist von Berben ebenfalls genau dokumentiert, wie man in der Ausstellung sehen kann. Denn, so Hildegard Jakobs von der Mahn- und Gedenkstätte und eine der Kuratorinnen der Ausstellung: Der Journalist hatte über seine Familie Kontakte in die Kulturszene, sein Schwager war Pianist. Berben lernte Mutter Ey oder die Kom(m)ödchen-Gründer Kay und Lore Lorentz kennen und berichtete über sie.

90 Motive in der Ausstellung

Aber nicht nur Prominente der 1940er Jahre interessierten Berben. Sein Foto von Bauarbeitern auf der noch nicht fertigen Oberkasseler Brücke, gleichzeitig das Plakatmotiv der Ausstellung, erinnere an die bekannten Bilder von Wolkenkratzer-Baustellen aus New York, meint Peter Henkel. Der Kurator sagt, man müsse zweimal hinsehen, um im dunstigen Hintergrund Lambertuskirche und Schlossturm zu erkennen. Und sich daher gewiss zu sein: Es sei kein Foto, das in den USA entstand.

Ein Foto aus der Ausstellung.
Ein Foto aus der Ausstellung. © Hans Berben

Aus 11 000 Negativen wurden 90 größtenteils noch nie gezeigte Aufnahmen ausgewählt. Die Ausstellungsmacher weisen auf 70 Jahre Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr hin. Was liege da näher, als den Düsseldorfern zu zeigen, wie ihre Stadt mal aussah. Wie die Menschen damals gelebt haben.

Fotos zeigen erschöpfte Politiker

In welcher Not sie waren: Auf einem Foto ist das „Fringsen“ festgehalten, Kinder beim Kohleklau auf dem Güterbahnhof Derendorf. Berben schrieb über den ersten Kellner-Lauf auf der Kö 1946 – und fotografierte. Sport hatte es ihm angetan, Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger ist ebenso abgelichtet wie Hans Grötsch im Moment seines Knockouts im Boxring 1948.

Viele Fotos zeigen Politiker. Hans Berben erwischte sie in delikaten Augenblicken: Der Ausstellungsgast sieht Karl Arnold, Nordrhein-Westfalens ersten gewählten Ministerpräsidenten, bei einer Zigaretten-Pause. Erschöpft. Kurt Schumacher, der SPD-Chef nach dem Krieg, und Hans Böckler, damaliger DGB-Vorsitzender, sind ebenfalls in ihren Pausen fotografiert. Das Redenhalten hat sie mitgenommen. Berbens Zeitung Rhein-Echo war eine der drei Zeitungen der Landeshauptstadt, die von der britischen Besatzung Lizenzen erhielten. Sie war das „linke“ Printmedium Düsseldorfs.

Kurator spricht von einem "Glücksfall"

Die Ruine der Johanneskirche ist ebenfalls von Berben mit der Kamera festgehalten worden.
Die Ruine der Johanneskirche ist ebenfalls von Berben mit der Kamera festgehalten worden. © Hans Berben

Die Exposition mit Berbens Fotos, am 23. Mai mit einer Vernissage eröffnet und noch bis 30. Oktober kostenlos zu besichtigen, wäre fast nicht zustande gekommen. Weil der Nachlass schlicht nicht bekannt war. Kurz vor seinem Tod 1979 bat Berben den Kameramann Gerhard Ormanns und dessen Freundin Angelika Ziener, seinen Nachlass zu übernehmen. Erst 2014 sind Jakobs und Henkel auf den Bestand gestoßen, als die Nachlassverwalter sich an Renate Rütten vom Medienzentrum (ZMB) wandten.

Henkel sagt, es sei „der größte Fund, der bisher nicht bekannt war“. Berben war kein Begriff mehr. „Wir kannten den Namen von zwei Artikeln.“ Der Kurator spricht angesichts der Fotos vom „Glücksfall“, „bei Berben ist bei mir der Groschen gefallen“. Jakobs fügt hinzu, jeder finde was in dieser Sammlung, was ihn interessiere.