Düsseldorf. . Wildlebende Katzen, die sich auch mit Hauskatzen paaren, werden in der Landeshauptstadt zum Problem. Die Kastrationspflicht soll bald kommen.
„Die Tiere wachsen wie Sand am Meer nach, wir werden der Sache nicht mehr Herr“, sagt Elke Bongers. Sie muss es als Katzen-Koordinatorin für Düsseldorf wissen. Bongers und ihre Kollegen von Katzenschutzbund, Katzenhilfe und Tierheim der Landeshauptstadt kämpfen gegen die unkontrollierte Vermehrung der Tiere an. Jetzt soll eine Verordnung kommen, das Papier ist auf dem Weg. Es muss noch die Verwaltung, den Umweltausschuss und den Rat der Stadt Düsseldorf passieren – dann gilt Kastrationspflicht. Katzenbesitzer, die ihre Tiere aus dem Haus lassen, werden dann so oder so zur Kasse gebeten: Sie müssen die Katzen zum Tierarzt bringen, sonst droht hohe Strafe. Bislang kommen die Tierhalter „ihren Pflichten nicht nach“, meint Bongers. Wildlebende Tiere und Haustiere treffen aufeinander.
50 000 freilaufende Katzen
Rudi Wolff, Geschäftsführender Vorsitzender des Düsseldorfer Katzenschutzbunds e.V., schätzt die Zahl der freilaufenden Katzen in der Metropole auf 50 000, Tendenz rapide steigend. Sie vermehrten sich „auf Teufel komm raus“ – zwei- bis dreimal im Jahr bestehe ein Wurf aus durchschnittlich vier Lebendgeborenen – und „die Stadt“, so Wolff, „hält sich bedeckt“. Sie helfe nicht, stattdessen übernähmen die Tierschützer mithilfe von Spenden die Kosten für Kastrationen. Oder wie es Bongers ausdrückt: „Wir legen das Geld der Stadt zu Füßen“.
Monika Piasetzky vom Tierheim Düsseldorf spricht von 50 bis 100 von Tierschützern der Landeshauptstadt in Auftrag gegebenen Kastrationen pro Monat. Die Schwankungen erklärt sie mit den Jahreszeiten, im Sommer gebe es mehr freilaufende Katzen als im Winter.
Über 100 Futterstellen betreut das Ehepaar Wolff in der Landeshauptstadt. Zum Wohle der Vierbeiner: Die Tierschützer fangen dort herrenlose Katzen ein. Oft werden die Katzen weitervermittelt.
100 bis 120 Euro pro Kastration
Auf jeden Fall werden die Tiere unfruchtbar gemacht und gechipt: ein mit Bioglas ummantelter Transponder werde unter der Haut eingepflanzt. Mit dem Chip und einem Lesegerät lassen sich Hinweise über vorliegende Kastration und die Halter anzeigen.
Christa Becker von der Aktionsgemeinschaft Tiere sagt, 100 bis 120 Euro koste eine Kastration. Die Haanerin habe aber auch schon gehört, dass eine Tierärztin 145 Euro genommen habe, dies sei „unverschämt“. 90 Prozent der Hunde seien gechipt, fügt Becker hinzu. Ein Traum sei es, wenn so viele der – meist in Industriegebieten oder auf Friedhöfen – wildlebenden Katzen es genauso wären. „Wir hätten die Menschen, die Katzen aussetzen, am Schlafittchen“.
Kampf gegen Windmühlen
Becker, Bongers, Piasetzky und die Wolffs arbeiten alle ehrenamtlich im Tierschutz und opfern ihre Freizeit. Sie kämpfen gegen das Elend an. Elend wie Parasitenbefall. Aber sie kämpfen auch gegen Windmühlen.
Becker sagt: „Jede Kommune ist verpflichtet, sich um Fundsachen zu kümmern.“ Dies gelte auch für Tiere. Der Tierschutzverein sammle die Katzen im Stadtgebiet auf und bekomme dafür Geld. Dies sei gering und werde nicht aufgestockt. Auch um vom Zoll aufgehaltene Tiere kümmere sich das Tierheim. Es stellt bald für die beschlagnahmten Tiere der Regierung eine Rechnung aus. „Die Stadt wird sich wundern.“