Düsseldorf. . Bei einer Gedenkstunde am Mittwoch Abend legten viele ihre Blumen und Kerzen vor dem kleinen Eifelturm auf dem Burgplatz ab
Es ist ungewöhnlich still auf dem Burgplatz und das, obwohl die ersten Buden des Weihnachtsmarktes schon aufgebaut sind. Die Antwort dafür liegt ein paar Meter weiter, an den Rheintreppen. Dort sind mehrere hundert Menschen versammelt – neben einem Miniatur-Eifelturm. Sie gedenken und trauern. Trauern um die Opfer des hinterhältigen und schrecklichen Terroranschlages in Paris. Vereint in der Trauer: Nous sommes Unis – wir sind eins heißt es dort.
Einige Düsseldorfer haben eine französische Flagge mitgebracht, andere zünden Kerzen an oder haben Blumen. Ein Kleinkind trägt einen Schal in den Farben der Trikolore. Es herrscht Schweigen, Fassungslosigkeit – immer noch. Aber gerade das treibt die Menschen an die Rheintreppe. „Ich benötige die menschliche Wärme nach diesem schlimmen Ereignis“, sagt Marie-Catharine Meyer (65). Die gebürtige Französin möchte ihrem Land in dieser schweren Zeit nahe sein. „Ich möchte zeigen, dass ich immer noch aufrecht gehe – für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.“ Ihr Blick geht nach vorne, auf die kleine Bühne vor dem Rhein.
Oberbürgermeister Thomas Geisel betritt das Podest, Arm in Arm mit dem französischen Generalkonsul Vincent Muller. „Wir stehen hier in enger Verbundenheit und zeigen, dass wir nicht weichen vor diesem Terror. Wir sind traurig, betroffen und zornig“, sagt Geisel. Nun sei es wichtig, zusammen zu stehen und die gemeinsamen Werte zu verteidigen. Denn Paris und Düsseldorf seien eng verbunden, „durch den größten Sohn unserer Stadt. Heinrich Heine. Er bildet die Brücke zu Paris“, erklärt Geisel.
Flagge gezeigt
Düsseldorfer lassen sich nicht unterkriegen, sie stellen sich quer: Egal ob es darum geht, sich gegen die Demos der rechten und fremdenfeindlichen Wirrköpfe von „Dügida“, Reps und Co zu stellen. Oder wie am Mittwoch Abend, als Düsseldorfer Flagge gezeigt haben gegen islamistischen Terror und ihr Mitgefühl für Frankreich und die Gewalt-Opfer zum Ausdruck gebracht haben. Ich bin froh, dass ich in dieser wunderbaren Stadt lebe mit diesen tollen Menschen: Ich bin stolz auf Düsseldorf!
Götz Middeldorf
Generalkonsul Vincent Muller bedankt sich bei den Düsseldorfern für ihre Anteilnahme. Mut und Hoffnung gäbe ihm das. Frankreich steht nicht allein. „Diesen Attentätern ist unser Motto ‘Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit’ ein Dorn im Auge. Aber unser Fundament der Demokratie ist stark, denn es beruht darauf“, sagt Muller. Es sei kein Zufall, dass die Anschläge Paris getroffen haben, die Stadt, in der Menschen zusammen leben, lieben und kulturelle Werte teilen würden. „Aber wir stehen Schulter an Schulter, um unsere Demokratie zu verteidigen.“
Zum Abschluss spielen vier Bläser der Düsseldorfer Symphonie die Marseillaise. Luftballons werden verteilt – in blau, weiß und rot. Die Menschen lassen sie fliegen – in stillem Gedenken.
Sie legen ihre Blumen und Kerzen vor dem Miniatur-Eiffelturm ab – und verharren in Schweigen. Auch Katharina Kabata vom Integrationsrat. Sie ist mit ihrer Familie dort – mit ihrer zehnjährigen Tochter. „Es ist wichtig, dass wir auch den Kindern erklären, was passiert ist, damit auch sie das ganze verarbeiten können. Denn Paris ist näher als wir denken“, erklärt Kabata.
Dem ein oder anderen läuft eine Träne über die Wange, als sie knieend ihre Kerzen abstellen – und das auch nur, damit sie später wieder alle aufrecht stehen – für die Demokratie und die Freiheit.