Zwei Bluttaten stellen die Ermittler vor ein Rätsel. Ein Fall ist kurz vor dem Abschluss.

Über vier Jahre ist es her, als die 27-jährige McKinsey-Unternehmensberaterin Susanne Lucan im Bett ihrer Wohnung an der Benzenbergstraße 2a in Unterbilk erschlagen wurde. Einer der längsten ungeklärten Mordfälle stellt die Polizei vor ein Rätsel. Es fehlt der Beweis, das eindeutige Indiz. Die Ermittler wollen die Akte noch nicht schließen, sie geben nicht auf. Staatsanwalt Christoph Kumpa hat weitere Gutachten in Auftrag gegeben, um den Todeszeitpunkt genau bestimmen zu können. „Ob uns das gelingt, wissen wir noch nicht.”

Proben des konservierten Mageninhaltes des Opfers wurden zur mikroskopischen und makrobiologischen Untersuchung ans Labor geschickt. Die Spezialisten sollen mit inzwischen verfeinerten Methoden herausfinden, wann genau der Zersetzungsprozess der Speisereste endete. Dann wissen sie, zu welchem Zeitpunkt die junge Frau getötet wurde.

Dieser Punkt spielt hier eine ganz entscheidende Rolle. Nach wie vor verdächtigt die Polizei den damals 29-jährigen Freund. Der beteuert, in der Nacht zum 20. November 2004 gegen 2.30 Uhr die Wohnung von Susanne Lucan verlassen zu haben. Sie sei eingeschlafen, er habe sie noch zugedeckt. Für die Zeit danach hat er ein Alibi: Er ging zu einer anderen Freundin, von deren Beziehung Mutter und vermutlich auch Opfer nichts wussten. Kumpa wartet auf die letzten Ergebnisse. „Dann werden wir abschließend prüfen, ob wir Anklage erheben werden.”

Noch mysteriöser ist der Mord an Galina A.: Zu viele Spuren ins Nirgendwo, zu viele potenziell Verdächtige, kein klares Motiv. Am 26. Januar wurde die deutsch-russische Geschäftsfrau vor ihrer Haustür in der Werstener Siedlung am Nöggerathweg erstochen. Der Kreis der Verdächtigen ist groß: Die Polizei fahndet nach einem usbekisch-israelischen Mann, der das Mordopfer früher erpresst hatte und nun vermutlich in Osteuropa untergetaucht ist. Im Visier auch der Schwiegersohn, der nach der Trennung von Galinas Tochter sich mit dem Kind nach Russland abgesetzt haben soll, obwohl er kein Sorgerecht hat.

Die Spur führte nicht weiter. Ebenso nicht diese: Die Geschäftsfrau hatte sich kurz vor ihrem Tod von ihrem Mann Geld geliehen, um einen Lkw-Fahrer die Zollausgaben in bar auszuzahlen. Eine übliche Praxis? Wenn ja, besteht die Möglichkeit, dass sie vielleicht einer ausrauben wollte. Doch die Ermittlungen in allen Speditionen, die in Frage kamen, verliefen im Sande.

Einen Trumpf halten die Kommissare noch in der Hand. In der Nähe des Tatortes wurde ein silberfarbener Jeep Grand Cherokee beobachtet (Modell 2005). Die Polizei schrieb bundesweit alle Halter an, bat um Speichelproben, um sie mit Spuren am Tatort zu vergleichen. Die Ergebnisse von 900 Sendungen waren negativ, bei 30 Proben stehen sie noch aus. Übrig bleiben weitere 95 mögliche Verdächtige, die nicht mitmachten. Kumpa: Ihre Alibis muss das Morddezernat überprüfen. Ein riesiger Aufwand.

Fast abgeschlossen ist der Mord an dem früheren Rheinbahner Abaz J., den seine Ehefrau im Dezember in der Wohnung an der Gerberstraße erschlagen und die Leiche vermutlich zerstückelt und in den Müll gekippt hatte. Die 52-Jährige flüchtete nach Mazedonien - in eine psychiatrische Klinik. Die Leiche wurde nie gefunden, aber die Frau hat gestanden. In einigen Tagen wird der Fall an Skopje abgegeben. Erst wenn dort ein rechtskräftiges Urteil gefällt worden ist, wird der internationale Haftbefehl gegen sie aufgehoben.