Düsseldorf. . Air Berlin hat nun einen A321 mit dem Schriftzug “Air Düsseldorf“ . Der Marktführer am Airport will Lohausen zu seinem Langstrecken-Drehkreuz machen.

Oberbürgermeister Thomas Geisel freute sich: In der Halle der Air Berlin am Flughafen wippte er im Takt der Musik, schaute auf den frisch genutzten, rot-weißen Airbus A 321 und konnte seine Freude nicht verbergen, als Techniker einen neuen Schriftzug am Flieger enthüllten: Als statt „Air Berlin“ in riesigen Lettern plötzlich „Air Düsseldorf“ auf dem Flieger prangte, freute sich Geisel, lächelte und sagte nur: „Cool!“

Gewusst hatte Geisel von der Überraschungsaktion der Fluggesellschaft nichts, vielleicht hatte er etwas geahnt: Denn vorab stellte er bei einer Rede klar, dass die Bundeshauptstadt im Namen der Fluggesellschaft nicht täuschen dürfe, denn die Verbindung zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf und Air Berlin sei traditionell gut: „Air Berlin hat diesen Flughafen zu dem gemacht, was er heute ist. Berlin und Düsseldorf fliegen auf Augenhöhe.“

Air Berlin ist Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft und in Düsseldorf Nummer 1

Stefan Pichler, Chef der Fluggesellschaft Air Berlin, konnte sich in Düsseldorf einen Seitenhieb auf die Lufthansa nicht verkneifen.
Stefan Pichler, Chef der Fluggesellschaft Air Berlin, konnte sich in Düsseldorf einen Seitenhieb auf die Lufthansa nicht verkneifen. © dpa

Immerhin, so Geisel, fliegt jeder Dritte Air Berlin-Passagier von oder nach Düsseldorf – mit 7,1 Millionen Fluggästen im Jahr ist Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft klar Nummer 1 am Flughafen. Der Marktführer hat mit 31 Prozent der ab Düsseldorf angebotenen Flugzeug-Sitze unangefochten die Marktführerschaft. 2700 Mitarbeiter hat Air Berlin in Düsseldorf.

Das alles soll auch so bleiben, versprach jedenfalls Air Berlin-Chef Stefan Pichler und machte mit dem Airbus „Air Düsseldorf“ sein Bekenntnis zum Standort für jeden sichtbar. Schon jetzt ist Düsseldorf für die Airline mit Sitz in Berlin, die einst die Düsseldorfer LTU übernommen hat, das wichtigste Langstrecken-Drehkreuz. „Und das werden wir weiter ausbauen“, sagte Stefan Pichler. Welche zusätzlichen Verbindungen es geben wird, wollte er am Donnerstag aber noch nicht verraten.

Air Berlin muss schrumpfen - 1000 Stellen sollen wohl gestrichen werden

Einen Seitenhieb allerdings konnte sich der Chef der seit Jahren defizitären und knapp an der Pleite vorbeifliegenden Air Berlin nicht verkneifen. Ohne Deutschlands Vorzeige-Airline und Platzhirsch Lufthansa zu nennen, die sich von Düsseldorf weitgehend zurückzieht, sagte Pichler: „Anders als andere Fluggesellschaften werden wir hier bleiben. und wir werden hier wachsen.“ Denn Düsseldorf sei „Heimat der Air Berlin als wichtigste Langstrecken-Basis“.

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel freute sich über das weitere Engagement der air Berlin in der Landeshauptstadt.
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel freute sich über das weitere Engagement der air Berlin in der Landeshauptstadt. © dpa

Dass Pichler die angeschlagene Air Berlin wieder auf Vordermann bringen will, daran ließ er keinen Zweifel: „Wir werden die Air Berlin unternehmerisch wieder fit machen.“ Vergangene Woche wurde bekannt, dass Air Berlin möglicherweise 1000 der konzernweit 9000 Stellen streichen will. Außerdem müssen Passagiere künftig wie bei Billig-Airlines auch für Softdrinks an Bord zahlen.

Ministerpräsidentin Kraft: Sanierung dürfte nicht auf Kosten der Mitarbeiter gehen

Dass die Sanierung nicht auf Kosten der Mitarbeiter gehen darf, machte im Hangar Ministerpräsidentin Hannelore Kraft deutlich: „Wir wissen alle, wie diese Abläufe sind. Daher meine Bitte: Das allerwichtigste und das Aushängeschild sind die Mitarbeiter. Gehen Sie hier nicht von der Qualität herunter!“

Air Berlin ist gefordert - Ein Kommentar von Götz Middeldorf 

Air Berlin ist in Düsseldorf zu Hause und als Marktführer das Aushängeschild unseres Airports. Erfolgreich hat die Airline die Rolle der von ihr geschluckten LTU als Ferienflieger übernommen, mit der gefühlt jeder in Nordrhein-Westfalen von Düsseldorf einst in den Urlaub düste.

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Doch Air Berlin hat sich vom klassischen Ferienflieger zu einer Airline auch für Geschäftsleute entwickelt, ist stark auf der Langstrecke vor allem in die USA – und füllt ihrem größten Anteilseigner Etihad daheim in Abu Dhabi die Flieger für weitere Langstrecken Richtung Asien.

Air Berlin muss mehr bieten als die Billig-Airlines

Ein pralles Aufgabengebiet, das Air Berlin da hat – mit der Gefahr, sich auf den vielen Geschäftsfeldern zu verzetteln. Ein weiteres könnte jetzt dazu kommen: Das eines Billig-Fliegers. Vergangene Woche wurde bekannt, dass Air Berlin sich ab Winter bei Kurzstrecken innerhalb Deutschlands und Europas auch Softdrinks wie Wasser und Cola von Passagiere bezahlen lässt.

Ob man bei einem Zweistunden-Flug nach Barcelona oder Mallorca wirklich was trinken muss, ist tatsächlich fraglich. Aber wer wie Air Berlin Ticketpreise erhöht, gleichzeitig Bonus-Meilen senkt und dann auch noch fürs Wasser kassiert, sollte dann doch schon mehr bieten als Ryanair, Easyjet, Vueling oder Germanwings.

Und auch etwas mehr als den Aufkleber „Air Düsseldorf“ auf einem Airbus A 321. Vor allem dann, wenn man nur durch die Finanzspritzen seines arabischen Partners Etihad überleben kann.