Düsseldorf. . Seit Beginn der Bauarbeiten auf der Benderstraße klagen viele Geschäfte über wegbleibende Kunden. Die Ersten sehen sich schon zur Aufgabe gezwungen.

Frischen Matjes gibt’s heute nicht. Pahlkes Fischkost-Imbiss hat zu. Auch „Die Blumenbinder“ haben ihre Türen geschlossen, ebenso wie der Feinkostladen nebenan. Der italienische Wein bleibt dort erst mal im Regal – vorübergehend. Denn, keine Sorge, die drei Geschäfte auf der Gerresheimer Benderstraße machen bloß Sommerpause.

Ein paar (Baustellen-)Meter weiter die Straße rauf ist das anders. „Dieses Geschäft bleibt ab dem 27.07.15 geschlossen“, steht dort in einem Schaufenster. Offizieller Grund: der langwierige Umbau der Einkaufsstraße. Vor einem Jahr begann er mit Vorarbeiten der Stadtwerke und soll im August 2016 mit der Neugestaltung von Fahrbahn und Gehwegen enden.

Parken in der zweiten Reihe nicht mehr möglich

„Die tun wirklich alles für uns“, sagt der 56-jährige Inhaber, der namentlich nicht genannt werden möchte, und meint es natürlich sarkastisch. Eigentlich hat er gar keine große Lust zu erzählen, „bringt ja doch nichts mehr“, doch der Ärger ist größer: „Die schreiben schon an den Einfahrtsstraßen, dass gesperrt ist, dabei sind Anlieger frei.“ Weil die Benderstraße erst noch unterkoffert werden müsse, werde man hier bald auf Stelzen laufen, sagt er: „Wer geht denn dann noch einkaufen?“

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Der 56-Jährige lebt(e) vom Mitnahmegeschäft, davon, dass die Kunden auch in zweiter Reihe halten können, um „mal eben“ in seinen Laden zu springen. Nach dem Umbau wird das nicht mehr möglich sein. Dem Einzelhändler ist das inzwischen herzlich egal – zwei Wochen öffnet er noch, dann ist er weg.

„Dann muss ich wohl woanders hingehen“, sagt Lothar Kämpf, der fast täglich vor dem Laden sein Käffchen trinkt. Woanders auf der Benderstraße? „Nee, dann fahr ich nach Rath.“

Händler hoffen auf Solidarität der Gerresheimer

Genau davor, sagt Sönke Willms-Heyng, habe er von Anfang an gewarnt. Willms-Heyng sitzt für die FDP in der Bezirksvertretung 7, hat sich damals – wie die Partei insgesamt – gegen den Umbau ausgesprochen. „Es ist tragisch, was hier passiert“, sagt er, „wir können die Menschen nur auffordern, solidarisch zu sein, und weiter dort einzukaufen. Wenn sie woanders hinfahren, gewöhnen sie sich womöglich daran und kommen nicht wieder.“

Auch Kathrin Fisch hofft, dass möglichst viele Kunden bleiben. „Wir bauen darauf, dass uns die Gerresheimer unterstützen“, sagt die Mitarbeiterin der Bäckerei Schmalz. Derzeit sei die Kundschaft allerdings um etwa die Hälfte zurückgegangen. „Der Chef hat zwar gesagt, dass niemand wegen der Baustelle entlassen wird, aber wenn die Straße auch hier oben aufreißen, wird’s eng. Das macht mir schon Angst.“

Czerwinski: „Umbau auf lange Sicht besser“

Gar kein Problem hat Giancarlo Decuzzi, Geschäftsführer des Friseursalons Lo Studio Milano, mit den Bauarbeiten. „Ich weiß, dass ich damit in der Minderheit bin, aber das bin ich gerne“, sagt er. „Wie heißt es noch? Bevor’s schöner wird, wird’s erst mal schlimmer.“

Dass es schöner wird, davon ist Norbert Czerwinski, Verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, überzeugt: „Wir wissen aus verschiedenen anderen Quartieren, dass der Umbau der Benderstraße auf lange Sicht mehr helfen wird.“ Sicher sei die Lage für die Händler jetzt schwierig, so Czerwinski weiter: „Dass sich manche Läden nicht halten, hat oft aber auch andere Gründe.“