Düsseldorf. . Das Hotel an der Jahnstraße ist seit 1894 eine Düsseldorfer Institution. Hier ticken die Uhren noch anders. Und Johannes Heesters war der populärste Gast.
Heinz Hillesheim sitzt am Tisch, vor ihm steht eine Tasse Kaffee. Sein Blick geht Richtung Tür. Hinter der Rezeption steht Sohn Karlheinz, um ihn herum wuselt Gattin Monika. Der Eingangsbereich sieht rustikal aus, alte Bilder schmücken die Wände, Blümchendecken liegen auf den Tischen, ein goldener Engel an den Querstreben, Geweihe an den Wänden. Hier gibt es keinen Schnick-Schnack, der die Gäste in einer der durchschnittlichen Bettenburgen in Düsseldorf erwartet.
Seit 1894 gibt es das „Haus Hillesheim“ an der Jahnstraße, unweit der großen Luxusbauten auf der Kö. 1928 übernahm Heinz das Hotel, damals noch mit integrierter Gaststätte und populären Gästen wie Johannes Heesters. „Früher war hier immer was los, da standen schon Morgens um zehn Uhr die Leute an der Theke und haben gekniffelt“, berichtet der Senior.
Zeiten haben scih geändert
Die Zeiten haben sich geändert. Das musste Sohn Karlheinz, der das Hotel seit nunmehr 22 Jahren führt, früh erkennen. Die Gaststätte gibt es heute nicht mehr und auch keine warme Küche. „Wir haben uns entschieden, eine Sache zu machen, die dann aber richtig“, erzählt der 50-jährige Düsseldorfer.
Mit den großen Ketten, das war der Familie schnell bewusst, kann das kleine Hotel mit seinen 15 Zimmer nicht mehr konkurrieren. Zudem schlucken Buchungsseiten wie HRS oder Booking.com jährlich knapp 20 Prozent des Umsatzes. Hinzu kommen fünf weitere Hotels auf der Jahnstraße. Keine einfache Situation.
„Eine Nische finden“ lautete die Devise, also besann sich Besitzer Karlheinz Hillesheim auf seine Talente, betreibt neben dem Hotel eine Firma für Internet-Marketing mit mehr als 1000 Hotelpartnern. Sucht jemand „Fahrradfahren in Düsseldorf“, „Karneval in Düsseldorf“ oder „Frühstücken in Düsseldorf“ stößt er unmittelbar auf das Hotel der Hillesheims. Sucht ein potenzieller japanischer Gast in Landessprache nach einem im Hotel in der Düsseldorfer Innenstadt findet er – richtig: dass Hotel Hillesheim! „Das Zauberwort lautet gefunden werden“, erklärt der Düsseldorfer.
Es gab aufwendige Renovierungen im Hotel, dessen Zimmer im Kontrast zum Eingangsbereich sehr modern ausgestattet sind. Der Frühstücksbereich ist frisch renoviert, und wer auch mal etwas Grün in dem vielen Beton der Innenstadt sehen will, kann sich in eines der Zimmer mit Gartenzugang einmieten. On top gibt’s jeden Morgen einen persönlichen Handschlag, Bahnticket inklusive, Gespräche und – falls erwünscht – viel Zeit mit den Hillesheims. Die nimmt man sich hier für die Gäste, ganz wie früher.
An früher, da denken die Hillesheims gern zurück. Seit seiner Kindheit wohnte Karlheinz unmittelbar neben dem Hotel der Familie. Auch wenn neben all dem schönen Trubel auch unpopuläre Aufgaben wie das Säubern der Senftöpfchen zum Alltag gehörte, sind die Hillesheims dankbar für ihr Leben als Hoteliers, das ihnen stets Spaß bereitet hat. Das geben sie zurück. Karlheinz arbeitete über viele Jahre bei der Tafel, gab immer wieder Menschen, die am Boden waren, eine Anstellung.
An Weihnachten steht ein Wunschbaum für die Kinder der Tafel im Hotel. Warum? „Wir sind dankbar. Und wir lieben diese Stadt.“