Düsseldorf. . Die Menschen am Düsseldorfer Flughafen standen nach dem Absturz der Germanwings-Maschine unter Schock. Seelsorger und Betreuer waren im Dauereinsatz.

Um 12 Uhr Mittag streikten am Dienstag in den Düsseldorfer Büros tausende Computer auf einmal. Das Internet – total überlastet. Grund war die Katatastrophe, die sich kurz zuvor in den französischen Alpen ereignet hatte.

Um 11.56 Uhr hätte die Maschine des Typs A320 von Germanwings am Düsseldorfer Airport landen sollen. Doch Flug 4U 9525 kam nie an. Viele Angehörige warteten dort vergeblich. Der blanke Horror.

Am Flughafen löste die Nachricht vom Absturz Schock, Entsetzen und Trauer aus. Während an den Anzeigetafeln der Flug mit der Nummer 4U9525 noch ausgewiesen war, wurden nach und nach immer mehr trauernde Angehörige zu derjenigen VIP-Lounge geführt, die der Flughafen für die Angehörigen und Seelsorger bereitgestellt hatte. Innerhalb des Gebäudes herrschte betroffene Stille. Seelsorger strömten durch den Flughafen auf der Suche nach Angehörigen, Polizisten verwiesen die wartenden Reporter vom Germanwings-Schalter und viele Flugreisende starrten ungläubig auf ihre Handys.

„Meine Tochter saß in der Maschine“

Vor dem Infopoint des Abflugterminals stand ein völlig aufgelöster Mann. „Meine Tochter saß in der Maschine“, waren die einzigen Worte, die er aussprechen konnte.

Ebenfalls in der Abflughalle suchte Süleyman Deran seinen besten Freund, dessen Schwester in der abgestürzten Maschine saß. „Wir kennen und schon seit unserer Kindheit. Das ist unglaublich traurig“, berichtete er. In der Flughalle berieten Verena und Julia, ob sie fliegen sollen oder nicht. Die beiden Düsseldorferinnen wollten nach Barcelona. „Unser Rückflug hätte denselben Tag, dieselbe Uhrzeit und die selbe Flugnummer. Das ist ein komisches Gefühl“, berichtete Julia.

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Tim Wennmann saß schon am Gate, als ihn die schreckliche Nachricht vom Absturz des Fluges 4U 9525 erreichte. „Ich habe sowieso schon Flugangst, und dann sowas“, erzählte der Wuppertaler. Für ihn sollte es mit einer Germanwings-Maschine nach Zürich gehen. Die Entscheidung, den Flug wahrzunehmen oder nicht wurde ihm abgenommen. Sein Flug fiel aus.

Hidalyet Simsek arbeitet schon seit mehr als 20 Jahren als Taxifahrer am Flughafen. Er erlebte schon die Brandkatastrophe am Düsseldorfer Airport im Jahr 1996. Damals starben 17 Menschen, weitere 88 wurden verletzt. „Das ist die zweite schlimme Tragödie, die ich hier erleben muss. Ich trauere mit den Angehörigen, es ist schrecklich was die jetzt durchstehen müssen“, meint Hidalyet Simsek.

Opern-Ensemblemitglied Oleg Bryjak unter den Opfern 

Mit größter Betroffenheit und Trauer haben die Mitglieder der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg die Nachricht aufgenommen, dass unter den Opfern des Germanwings Flugzeugabsturzes auch ihr langjähriges Ensemblemitglied Oleg Bryjak ist. Bryjak befand sich auf dem Rückflug eines Gastspiels im Gran Teatre del Liceu, Barcelona, wo er den Alberich in Richard Wagners „Siegfried“ sang.

Von einem „rabenschwarzen Tag für den Luftverkehr“ sprach Airport-Sprecher Thomas Kötter bei einer schnell einberufenen Pressekonferenz am Flughafen. Man habe gegen 11.30 die Info bekommen, dass die Maschine vom Radar verschwunden sei. „Seitdem organisiert ein Krisenstab die Maßnahmen am Airport, schildert Kötter.

Ob Geisel ordnet Trauerbeflaggung an

Oberbürgermeister Thomas Geisel ordnete sogleich als Zeichen der Anteilnahme Trauerbeflaggung für das Rathaus an. Er trat nicht die geplante Dienstreise nach Haifa an und ließ sich indes fortlaufend durch den Krisenstab am Düsseldorfer Flughafen unterrichten. „Mit großer Bestürzung habe ich vom Absturz der Maschine über den Alpen erfahren. Meine Gedanken sind bei den Menschen, die an Bord der Maschine waren und ihren Angehörigen“, so Geisel.

Die leitende Notfallpsychologin der Stadt sowie Notfallseelsorger der Feuerwehr Düsseldorf waren kurz nach dem Unglück bereits vor Ort am Flughafen und machten dort ihre Arbeit. Die Polizei schickte zahlreiche Beamte des Einsatzabschnittes „Betreuung“ zum Airport. „Zudem übernehmen wir in Einzelfällen die Benachrichtung Angehöriger“, so Sprecherin Susanna Heusgen.

Eishockeyspieler der DEG steigen in Chartermaschine

Am Düsseldorfer Airport hielten sich gestern auch die Eishockeyspieler der DEG auf, die gegen 14 Uhr eine Chartermaschine nach Hamburg zum Meisterschafts-Viertelfinale besteigen mussten – sicher mit tonnenschweren Steinen in den Bäuchen. „Die Nachricht des Germanwings-Flugs hat uns schockiert“, sagte DEG-Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus. Mannschaft, Offizielle und Fans seien sehr betroffen. „In solchen Momenten“, so Rotthaus, „rückt der Sport komplett in den Hintergrund“.

Bestürzung allerorten: Etwa bei Marie-Agnes Strack-Zimmermann. „Es trifft uns alle ins Mark“, so die FDP-Chefin. Flugzeugabstürze sind oft weit weg von uns und jeder neigt dazu, solche Situationen zu relativieren. Diese Tragödie ist mitten unter uns, es ist einfach nur furchtbar. Von einem „schwarzen Tag für Düsseldorf“, sprach gestern der CDU-Chef Thomas Jarzombek. „Ich trauere mit den Angehörigen der Opfer in dieser schweren Stunde.“