Düsseldorf. . Siebeneinhalb Jahre stand Mona Neubaur an der Düsseldorfer Grünen-Spitze. Am Samstag feiert die 37-Jährige ihren Abschied aus der Lokalpolitik.

Sie ist leidenschaftlicher Fortuna-Fan, lebt in Pempelfort und ist meist mit dem Mountainbike in der Stadt unterwegs. Dass sie keine gebürtige Düsseldorferin ist, sondern aus einer kleinen Ortschaft in Bayern stammt, ist am Namen von Mona Neubaur zu erkennen – und ja, auch ein wenig an ihrem Dialekt. Das Bayerische verliert sich eben auch nach vielen Jahren in der rheinischen Wahlheimat nicht ganz.

Nach Düsseldorf verschlug es Neubaur 1997, zum Studium an der Heine-Universität, das sie sechs Jahre später als Diplom-Pädagogin abschloss. Und in Düsseldorf machte sie eine politische Bilderbuchkarriere bei den Grünen, denen Neubaur 1999 beitrat. Heute ist sie Landeschefin der Partei, führt seit Juni 2014 mit Sven Lehmann rund 13 000 Mitglieder. Eine umfassende Aufgabe, für die Neubaur jetzt ein anderes Amt aufgibt: Am Samstag eröffnet sie im Bilker Bürgersaal ein letztes Mal die Mitgliederversammlung, für die Wiederwahl als Vorsitzende der Düsseldorfer Grünen tritt sie – wie nahezu der komplette Vorstand – nicht wieder an.

„Da sage noch mal einer, Männer seien hart im Nehmen“

Siebeneinhalb Jahre stand Neubaur an der Spitze des Kreisverbands, was bei den Grünen eine kleine Ewigkeit ist. Schließlich ist es die Partei der Basisdemokraten, da ist die Unterstützung der Mitglieder nicht selbstverständlich. Die Männer an ihrer Seite, die Grünen haben traditionell eine geschlechtergerechte Doppelspitze, wechselten oft, sie blieb. „Da sage noch mal einer, Männer seien hart im Nehmen“, sagt Neubaur und lacht.

So ganz hart war die Zeit aber doch nicht, denn die 37-Jährige kann eine erfolgreiche Bilanz vorweisen. „Wir haben viel bewegt.“ Als größten Erfolg verbucht sie, den Bau eines Kohlekraftwerks auf der Lausaward verhindert zu haben. Das hatte sie direkt bei ihrem Antritt als Parteichefin als Ziel ausgegeben. Es schien aber nicht realistisch, saßen die Grünen damals im Rathaus seit Jahren auf der Oppositionsbank – und hatten selbst den Banknachbarn SPD auf ihrer Seite. „Der Politikstil, den ich damals schon vertreten habe, war, möglichst alle zu überzeugen.“ Das gelang – schließlich stimmten CDU, SPD und FDP gemeinsam mit den Grünen für den Bau eines umweltfreundlichen Gaskraftwerks. Der Bau hat allerdings bis heute nicht begonnen.

Neubaur übergibt mit Olaf Bursian den Kreisverband an ihre Nachfolger – es kandidieren als Sprecher bisher nur Paula Elsholz (28) und André Moser (32) – in einem stabilen Zustand: Die Zahl der Mitglieder ist seit ihrem Amtsantritt von knapp über 300 auf jetzt rund 500 gestiegen. Und: Nach 15 Jahren in der Opposition sind die Grünen seit 2014 im Düsseldorfer Rathaus wieder an der Regierung. Die Ampel-Kooperation mit SPD und FDP hat Neubaur maßgeblich mit ausgehandelt. Von ihrer Parteibasis hatte sie auch ein Votum für Verhandlungen mit der CDU. Dass deren Chef Thomas Jarzombek sie noch am Wahlabend mit dem flapsigen Spruch „Schatz, lass uns reden“ ansimste und das auch noch öffentlich machte, hat Neubaur humorvoll pariert.

Und was war am frustrierendsten in all den Jahren? „Dass Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, stellvertretend am Wahlstand angegriffen werden“, sagt Neubaur. Dies sei im Rahmen der Pädophiliedebatte vor der Bundestagswahl geschehen. Damals hatte sie für das Berliner Parlament kandidiert, ihr Listenplatz zog jedoch nicht. Auch das war enttäuschend.

Am meisten bewegen sie derzeit jedoch die wöchentlichen Rechten-Demos. „Dass in Ratingen dagegen mehr Menschen als in Düsseldorf auf die Straße gegangen sind“, sei erschreckend. Sie jedenfalls wird in der ersten Reihe der Gegendemonstranten stehen, solange „Dügida“ marschiert. Schließlich verabschiede sie sich nur aus der Lokalpolitik, nicht aus der Stadt, betont Neubaur: „Und mein Herz schlägt für Düsseldorf.“