Amos Oz ausgezeichnet. Richard von Weizsäcker: „Mit Romanen Brücken geschlagen.” Humor gegen Engstirnigkeit.

Die Herzen der Düsseldorfer hat er im Sturm erobert: Amos Oz, israelischer Autor und säkularer Jude - genau wie Heinrich Heine, wie er ausdrücklich betonte. „Heine lehrte uns, dass Humor und Ironie die besten Mittel gegen Extremismus und Engstirnigkeit sind”, sagte der 69-Jährige, als er am Samstag den mit 50 000 Euro verbundenen Heine-Preis der Stadt Düsseldorf annahm.

Sternstunde im Planetarium

Es waren tatsächlich Sternstunden - sowohl im alten Planetarium, der heutigen Tonhalle, als auch im Schauspielhaus. Denn nicht nur die Auswahl des prominenten Kandidaten, auch der große Rahmen und ein fasziniertes Publikum machten Preisverleihung und Lesung zum literarischen Ereignis. Ein Grund mehr, nach dem Eklat um Peter Handke, an dem sich vor zwei Jahren die Geister schieden, zur Normalität überzugehen, wie es Besucher formulierten. Aufatmen auch bei Oberbürgermeister Dirk Elbers, als er zu dem Fazit kam: „Heine hat es nicht leicht mit uns.”

Mit seinen Romanen habe Oz Brücken geschlagen, sagte der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, ebenfalls Heine-Preisträger (1991), in seiner Laudatio: „Heute könnte Israel in Deutschland keinen wahrhaftigeren Fürsprecher haben und wir in Israel keinen vertrauenswürdigeren Gesprächspartner.” Oz setzt sich seit langem für eine Lösung des Nahostkonfliktes ein, bei der Israelis und Palästinenser in zwei Staaten nebeneinander und miteinander leben können. Dazu brauche man etwas von Heines Verachtung für engstirnigen Fanatismus, betonte der Ausgezeichnete. In seinem Geiste wolle er „ein neues, ein besseres Lied” dichten und eben nicht „auf Erden schon das Himmelreich errichten.”

Auf Wunsch von Oz, der von seiner Ehefrau Nili und Tochter Tania, einer Literatur-Professorin begleitet wurde, spielten junge Musiker Schuberts Streichquintett C-Dur.

Frischer Blumenstrauß

An einem Punkt habe Heine nicht recht, wenn er sage, „am Scheideweg zagend stehen zu bleiben, dazu seyd Ihr zu schwach”. Für ihn sei der Scheideweg der einzige Ort, wo er hingehöre, sagte der Schriftsteller unter Beifall.

Am Vortag hatte er Heines Denkmal am Schwanenmarkt besucht. Ein frischer Blumenstrauß machte dort deutlich, worum es eigentlich ging: Heines 211. Geburtstag.