Düsseldorf. . Die Frage nach dem „Bier Royal“ ist in Düsseldorf logischerweise ganz schnell beantwortet. Welcher Gerstensaft ist es? Alt; natürlich.

46 Prozent der vom NRZ-Bürgerbarometer Interviewten machten ihr Kreuz auf dem heimischen Deckel. Danach kommt erst einmal lange nichts. Und dann Pils mit 22 Prozent. Kölsch rangiert mit gerade einmal fünf Prozent noch hinter dem Biersammelbegriff „Anderes“ (sieben Prozent). Da nutzte es gar nichts, dass die Fragenmacher den Lokalpatrioten mit diesem Vorsatz eine Brücke bauten: „Ungeachtet dessen, dass Sie DüsseldorferIn sind…“ Was soll das denn heißen? Der Fußball, der Karneval und das Bier stiften lokale Identität, sind die Grundbausteine des Düssel-Dorf-Gens. Das ist nicht verhandelbar.

Nüchtern betrachtet allerdings, kriselt es arg im Altbierkeller. Zwischen 2007 und 2012 ging der Ausstoß von Altbier im Raum Düsseldorf von 653183 auf 460972 Hektoliter zurück. Der Marktanteil von Alt ist bundesweit zwischen 1981 und 2010 von 6,6 auf 1,2 Prozent gefallen. Gleich mehrere große Brauereien – Gatzweiler, Hannen, Frankenheim – machten dicht. Einzig an den beliebten Hausbrauereien der Stadt ging die Katerstimmung vorüber. Das Bekenntnis zum dunkelbraun-obergärigen – bloß ein Lippenbekenntnis?

Auch im NRZ-Bürgerbarometer ist die Zahl der Alttrinker im Vergleich zum vorherigen Düssel-Zensus im Jahr 2011 leicht – um drei Prozent – zurückgegangen. Erstaunlich klar ist die geografische Verteilung der Bier-Vorlieben: Im Düsseldorfer Zentrum und in Süden der Stadt leben die meisten Altbiertrinker. Dort pegeln sie sich bei 50 Prozent ein. Die feine linksrheinische Gesellschaft schwenkt zu einem satten Drittel die Pils-Tulpen und im Osten der schönsten Stadt der Welt läuft das Kölsch erstaunlich gut. Frauen sind da übrigens nach eigener Einschätzung experimentierfreudiger als Männer.

Aufschwung bei den Hausbrauereien

Im ewigen Gekabbele zwischen den beiden rheinischen Magistralen Düsseldorf und jener Stadt weiter südlich mit der großen Kirche, Köln, ist die Bierfrage eigentlich völlig ungeeignet. Sicher ist es auch dieser Zeitung immer noch eine Nachricht wert, wenn Manni Breuckmann das Alt im Handstreich zu einer Benefiz-Veranstaltung nach Köln trägt oder die junge Kölner Bierbrauerin Anna Heller mitten in Köln ihr eigenes Altbier braut. Doch eigentlich ist das kein Wunder.

Alt und Kölsch haben im Prinzip denselben Stammbaum. Röstaromen im Malz adeln das Alt, verleihen ihm die dunklere Farbe und vor allem seine Würze. Wer mit Amerikanern beim Uerige steht, kennt deren Bitterminen nach dem ersten Schluck. Doch, Geduld, das gibt sich – spätestens nach dem fünften Gläschen.

Apropos Hausbrauereien. Sie schwimmen ganz klar gegen den wenig Altbier-freundlichen Trend. Allein das Füchschen hat seine Produktion in den vergangenen zehn Jahren von 9000 auf mehr als 30 000 Hektoliter steigern können. Neben der Altstadt-Gastronomie hat sich der Flaschenverkauf zu einem Standbein im Altbiergeschäft entwickelt. Peu à peu erobern die Produkte der Düsseldorfer Vorzeigebrauereien die Getränkemärkte der Region. Bis nach Essen und Mönchengladbach reicht die Logistik im Nahbereich bereits. Darüber hinaus spricht das Alt perfekt Englisch. „Wir exportieren seit Jahren in die USA und nach Fernost, vor allem nach Japan“, sagt Uerige-Chef Michael Schnitzler selbstbewusst. Sechs Prozent der Uerige-Produktion geht in den Export, so etwa 1000 Hektoliter.

Die Hausbrauerei Zum Schlüssel – unlängst zum zweiten Mal mit einer Goldmedaille beim „European Beer Star“ ausgezeichnet – pflegt eine Partnerschaft mit einer kanadischen Brauerei, die einmal im Jahr nach Schlüssel-Rezepten brauen darf. Und der Fuchs vom Füchschen, Peter König, macht nicht nur zusammen mit einem befreundeten Eismann ein promillehaltiges Altbier-Eis, sondern schickte der britischen Queen zwei Partyfässchen zum Thronjubiläum. Die war selbstverständlich „amused“ und bedankte sich artig per königlicher Depesche.

Bleibt nur noch der letzte Punkt des NRW-Bier-Bürger-Barometers: Je älter der Mensch, desto größer die Vorliebe fürs Alt; das seinen Namen um 1900 herum bekam, weil durch die damals neuen Kühlanlagen das untergärige Brauen möglich wurde und „Alt“ schlicht „nach alter, nämlich obergäriger Brauart“ bedeutete. Um das Alt den Fitness- und gesundheitsbewussten jüngeren Generationen schmackhaft zu machen, hat sich Schlüssel-Braumeister Dirk Rouenhoff einiges überlegt.

Altbier schütze wegen des Magnesium-Gehalts vor Herzinfarkt und mindere das Schlaganfallrisiko. Das Kalium im Alt wirke blutdrucksenkend. Der Hopfen beruhige. Die Flüssigkeit spüle zudem Galle und Nieren. Nur übertreiben darf man es nicht. Ein halber Liter Bier pro Tag gilt aus gesundheitsfördernd, ein ganzer Liter Bier dann und wann als unbedenklich. Alles eine Frage des Maßhaltens also.