Dinslaken. Die Arbeiten zur Umgestaltung und Verlegung der Emschermündung in Dinslaken beginnen. Bis 2020 wird sich das Landschaftbild nördlich des Stapp deutlich verändern.
Es tut sich etwas an der Emschermündung in Dinslaken. Die ersten Hecken und Büsche mussten bereits weichen. In den kommenden Wochen geht es richtig los: Die Arbeiten zur Renaturierung der einstigen „Köttelbecke“ beginnen. Wo sich heute vor dem Rheindeich noch Felder erstrecken, wird die Emscher ab 2018/19 durch eine Auenlandschaft schlängeln und ein Stück nördlich der aktuellen Mündung auf Voerder Gebiet in den Strom fließen.
Etwa 55 Millionen Euro soll der ökologische Umbau des Bereiches zwischen Heerstraße und Rhein laut Planung kosten. In diesem Jahr müssen Fußgänger, Radfahrer und Jogger auf dem Rheindeich trotz der ersten Bauarbeiten noch keine Umwege in Kauf nehmen.
Absturzbauwerk wird Denkmal
In den kommenden drei Monaten, so erläutert Waldemar Galla, Projektleiter bei der Emschergenossenschaft, wird von der Frankfurter Straße aus die Baustraße angelegt. Ab Sommer wird der künftige Mündungsbereich zwischen dem Deich und dem Weg „Im Kirchfeld“ ausgehoben. Die Fläche vor dem Emschermündungshof an der Straße Im Hagelkreuz ist ab 2015 an der Reihe. Erst wenn das neue Bett fertig ist, kann der Rheindeich geöffnet werden und die Emscher ohne Höhenunterschied in den Strom plätschern.
An der heutigen Emschermündung soll das Absturzbauwerk selbst als Denkmal erhalten bleiben. Weil über den neuen Mündungsbereich keine Brücke geplant ist, wird der Deich zur Sackgasse. Fußgänger und Radfahrer werden vom Stapp aus über die Brücke Hagelstraße (die ebenfalls erneuert wird) und einen neuen Weg entlang der Auenlandschaft zurück zum Deich geführt. Schätzungsweise ab 2016/17 wird der Rheindeich nicht mehr durchgehend begehbar sein.
Für die Natur hat der Emscher-umbau handfeste Vorteile: Das heutige Absturzbauwerk bildet eine sechs Meter hohe Barriere - für Fische ein unüberwindbares Hindernis. Der geplante Auenbereich soll es nicht nur Fischen ermöglichen, in die Emscher zu wandern, sondern auch anderen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bieten. Das Wasser, so Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft, sei durch das Klärwerk Emschermündung heute schon sehr sauber - das gesamte Flusswasser wird in der Anlage gereinigt.
Alle Arbeiten an der Emscher sollen bis 2020 beendet sein
Ein Ziel des Emscherumbaus zwischen Dortmund und Dinslaken ist es, die Einleitung von Abwässern ganz zu vermeiden. Dafür wird derzeit auf einer Strecke von 51 Kilometern parallel zum Fluss ein unterirdischer, bis zu 40 Meter tief liegender Kanal gebaut. Er soll 2018 fertiggestellt sein und sämtliche Abwässer, die heute noch im Fluss landen, aufnehmen. „Ein Riesenprojekt“, so Abawi. So soll aus der einstigen „Köttelbecke“ wieder ein lebendiger Fluss werden.
In einem letzten Abschnitt der Umbauarbeiten in Dinslaken wird auch noch das Emscher-Teilstück zwischen Heerstraße und Brücke Hagelstraße verbreitert. Bis 2020 wollen die Planer die Arbeiten beendet haben. 1,3 Millionen Kubikmeter Erde müssen bis dahin bewegt werden.
Der Begrünung der Auenlandschaft hilft die Emschergenossenschaft mit einigen „Initialpflanzungen“ auf die Sprünge, den Rest soll die Natur selbst übernehmen. Es dauere nur einige Monate, bis wieder alles grünt, weiß Waldemar Galla, der dies bereits bei einem ähnlichen Projekt in Dortmund-Mengede beobachtet hat. Etwa 75 Mal im Jahr, so rechnen die Planer, wird die Auenlandschaft durch Hochwasser geflutet.
In einigen Jahren soll im Mündungsbereich des Flusses nicht mehr viel an die schmutzige Vergangenheit der Emscher erinnern - und der ganz besondere kloakenartigen „Duft“, der noch vor Jahren ständig über dem Gewässer schwebte, wird dann endgültig verflogen sein.