Voerde. . Eine Wanderung mit dem Nabu durch die Obstbongerts von Löhnen

Den Unterschied schmeckt man. Wie bei einer Weinprobe reichte Franz-Wilhelm Ingenhorst vom Nabu am Ende der Wanderung durch die Obstbongerts ein Glas mit zunächst einem handelsüblichen Apfelsaft und danach einem Streuobstapfelsaft, von der Privatkelterei Van Nahmen, zum Probieren. Und in der Tat: Letzterer schmeckte intensiver.

Seit 1995 engagiert sich die Van Nahmen Privatkelterei mit dem Naturschutzbund für die Erhaltung von Obstwiesen. Die Kelterei kauft den Obstwiesenbesitzern das Streuobst für einen höheren Preis ab, um daraus Saft zu produzieren. Im Gegenzug dürfen die Eigentümer nur reifes und ungespritztes Hochstamm-Obst (alte Sorten) liefern. So können Obstwiesen erhalten werden. Im Rahmen der Tage der „rheinischen Landschaften“ des Landschaftsverband Rheinland, führte Ingenhorst durch die Obstbaumwiesen in Löhnen.

„Der weiße Riese alles sauber“

Die Obstbongerts zeichnen sich dadurch aus, dass auf der Wiese nur hochstemmige Bäume stehen, das heißt, dass die Äste erst in einer Höhe von 1,80 Meter beginnen. Auf chemische Pflanzenschutzmittel muss verzichtet werden, unter den Bäumen werden die Wiesen von Tieren beweidet.

Franz-Wilhelm Ingenhorst erzählt die Geschichte des Apfels: „Im Paradies ging es schon los.“ Bereits in der Bibel essen Adam und Eva von einem Obstbaum. Seinen Ursprung hat der Apfel aber im Kaukasus und in Kasachstan. Heute sind dort immer noch große Obstbaumwälder. Von dort aus wurde er durch die Griechen und die Römer nach Deutschland gebracht, weiß der Geschäftsführer des Nabu im Kreis Wesel zu berichten.

Ab 1940 gab es einen Knick bei den Obstbongerts und der Plantagenanbau stieg. Es war die Zeit, als nach dem Motto „Der weiße Riese, alles ist sauber“ aussortiert wurde, so Ingenhorst. Die Leute wollten Obst, was keine Flecken besitzt und eine einheitliche Größe hat. Da die Plantagen keine Konkurrenten haben wollten, bezahlten sie die Bauern für die Entfernung ihrer Obstbäume.

Der Kreislauf des Lebens

Wie wichtig Obstbäume für die Tiere sind, erklärte Johann-Joachim Seeger vom Nabu. Das Obst, das von den Bäumen fällt wird von den Tieren, die die Wiese beweiden, gefressen. Die Fäkalien von den Tieren ziehen Insekten an. Die werden wiederum von Vögeln, z.B. Dohlen, Spechte und Steinkauze, gefressen. Die Obstbongerts sorgen also auch für eine Artenvielfalt bei den Tieren.