Voerde. .

Das Navi sagte noch an: „In 6,4 Kilometern erreichen Sie die Hindenburgstraße.“ Wenn Hermann Terborg, SPD-Politiker aus Münster, das nächste Mal Richtung Voerde fährt, „dann würde ich mich freuen, wenn ich auf die Willy-Brandt-Straße einbiegen würde. Nehmen Sie es einem Sozialdemokraten nicht übel, aber Willy Brandt ist ein verdammt schöner Name.“ Da ist er sich mit den meisten Voerdern, die am Sonntag zur Informationsveranstaltung der SPD zur B 8-Umbenennung in die Gaststätte „Zur Kutsche“ gekommen sind, einig. Denn: „Hindenburg“, so Terborg, „geht nicht mehr.“ Die SPD Voerde hatte ihn eingeladen, von den Erfahrungen, die Münster im Zuge der Diskussion um die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schlossplatz gemacht hat, zu berichten.

Die Diskussion in Münster habe vor allem eines gezeigt: „Die Debatte um Hindenburg zieht ein rechtes Spektrum an. Pro NRW hatte sogar ein Volksfest angekündigt, wenn sich die Bürger in Münster gegen eine Umbenennung entschieden hätten.“ Für Terborg ist klar: Münster hätte Schaden genommen, wenn der Name Hindenburg geblieben wäre. Und auch Voerde würde Schaden nehmen. Der Name Münster sei in rechten Internetforen aufgetaucht. Und auch Voerde sei schon auf der einen oder anderen Internetseite namentlich genannt worden, „wo Sie Voerde lieber nicht lesen würden“.

„Heute sind wir weiter“

Terborg verhehlte nicht, dass auch Münster in den 90er Jahren noch nicht soweit war, sich gegen den Straßennamen Hindenburg zu entscheiden. „Heute sind wir weiter.“ Man wisse mehr über Hindenburgs Wirken als noch vor gut 20 Jahren, als sowohl in Voerde als auch in Münster zum ersten Mal eine Diskussion um eine Umbenennung aufkam. Damals sei aber das Geschichtsbewusstsein noch ein anderes in der Gesellschaft gewesen. Damals sei Hindenburg noch als Reichspräsident verehrt worden. Hitler hätte ihm, dem General nicht gepasst. Mittlerweile sei klar, dass Hindenburg „den Reichstagsbrand unterstützte, beim Rhön-Putsch applaudierte. Und er war nicht der sensible Greis, für den ihn manche halten. Er hat stundenlang Militärparaden abgenommen und sprach in seinem politischen Testament von ,seinem Reichskanzler’“, so Terborg.

Auf die Frage aus der Runde, ob die Diskussion in Münster denn weiter ginge, schließlich gebe es ja überall historische Namen, über die man diskutieren könne, sagte Terborg: „Wir haben einen Kaiser-Wilhelm-Platz und einen Ostmark-Ring in Münster. Aber wir haben gesagt: Wir machen einen Strich und schauen, wo werden Namen geehrt, die in die Nazi-Zeit verstrickt waren.“

Uwe Goemann, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Stadt Voerde, betonte, er und die SPD wollten niemanden in die rechte Ecke drängen. Aber man habe den Eindruck, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung nicht gewollt sei. Den Wahlkampf der Befürworter der Hindenburgstraße bezeichnete er als oberflächlich. „Das sind einfache Sprüche, das ist doch nicht unser Voerde“, sagte Goemann. Wenn man nur Schlagworte liefere, könne man nicht sachlich entscheiden.“ Jeder, der Fragen hätte oder sich informieren wolle, könne dies tun. Die SPD halte Sprechstunden, stehe auf Märkten. Es seien über 16 000 Flyer in die Haushalte geschickt worden. Lesen, ja, das müsse man noch.