Dinslaken. .
Ein Hauch von Verruchtheit lastet ihm an, dem Tango. Man tanzt ihn in abgedunkelten Räumen, auf dunklen Plätzen, begleitet von einem morbiden Charme. Doch wer dem Tango Argentino verfallen ist, der kommt so leicht nicht mehr davon los. Wie Peter Keup, für den der Tango Argentino zu den schönsten Tänzen der Welt gehört. Jahr für Jahr fährt der frühere Tanzschulen-Chef nach Buenos Aires, um „ihn dort zu erleben, wo er gelebt wird“. Während hierzulande der Tango in den Kinderschuhen steckt, tanzen dort die Paare auf den Straßen.
Vom Gesellschaftstanz Tango sei der echte meilenweit entfernt. „Der Tango ist hier auf uns zugeschnitten, mit Anleihen beim Foxtrott und festgelegten Regeln. Da bleibt kein Raum für Experimente, die dem Tango in Wirklichkeit obliegen.“ Schautänze und Wettkämpfe, die gebe es beim Tango Argentino nicht. Wie auch, sind doch die Schritte keinen Regeln unterworfen: „Der Tango hat eine ganz andere Philosophie. Die Herren führen ihre Damen in verschiedenen Variationen, die Tanzhaltung ist viel inniger, enger. Das Miteinander ist gefragt, die Welt außerhalb des Tanzes wird unwichtig. Deshalb tanzt man in Argentinien den Tango mit geschlossenen Augen und voller Konzentration auf Führung und Geführt-werden.“
Der Tango ist ein trauriger Gedanke den man tanzen kann, sagt man in Südamerika. Er unterliegt verschiedenen Rhythmen, die auch ausgelassen sind. „Die Rhythmen hängen mit den Einwanderern zusammen, die ihre Musik mit in die fremde Welt gebracht haben und sie mit der dortigen vermischten“, so Keup. „All diese ethnischen Gruppen, Juden, Osteuropäer, haben den Tango beeinflusst. Deshalb die unterschiedliche Art, ihn zu tanzen.“
„Entweder man ist sofort eins mit dem Tango, oder man hasst ihn“, sagt Tanzlehrer Keup, der in seinen früheren Zeiten viele Meisterschaften getanzt hat. Der Tango sei vieles, aber eines nicht – ein Macho-Tanz. Im Gegenteil: Nur ein guter, sensibler Tänzer kann das Potenzial seiner Tanzpartnerin sofort begreifen. Je erfahrener die Tanzpartnerin ist, desto mehr kann sie dem Tanz ihren Stempel aufdrücken. Als „Herr“ darf man der Partnerin nichts aufzwingen, dann funktioniert es nicht mit dem Tango und sei man ein noch so guter Tänzer, so Keup.
„In Argentinien tanzen zur Übung auch zwei Männer miteinander. Oder aber die Frauen führen. Auch gibt es während des Unterrichts einen Partnerwechsel, damit man lernt, sich immer wieder auf neue Partner einzustellen.“ In den Tango-Locations trenne der Veranstalter schon mal Damen und Herren. Sie sitzen an verschiedenen Tischen, man fordert sich mit Blicken auf. Früher war das dies die Regel. So wird klar, dass Standard-Erfahrungen beim Tango nichts nutzen. Beim Tango Argentino werden immer neue Elemente eingebracht, die aber im Bezug zur Musik getanzt werden müssen. Das sei eine Herausforderung für den Lernenden als auch für den Lehrenden.
Seit zehn Jahren unterrichtet Keup den Tango Argentino, fliegt oft nach Buenos Aires, um seinen Stil zu verbessern. „Ich will ihn in seinen Ursprüngen lernen. Evi Stein, meine Tanzlehrerin, lehrt mich, den Tango zu fühlen, lehrt mich, ihn zu atmen. Ein intensives Tangoerlebnis.“