Dinslaken. Noch bis Sonntag, 26. Mai, findet „Wein und Genuss“ auf dem Neutorplatz statt. Was ein Glas Wein kostet und woran Kunden guten Wein erkennen.
In ein Open-Air-Weinlokal sollte sich der Neutorplatz verwandeln, so lautete zumindest die Ankündigung der Stadt Dinslaken. Nun, sieben Weinhändler, davon vier Winzer warten dort auch auf Weinliebhaber, denn ihre Erzeugnisse stammen aus ausgezeichneten Lagen, sind handverlesen, doch ein wenig mehr Flair seitens des Veranstalters hätte man sich für das viertägige Weinfest doch gewünscht.
Aber so kennt man Dinslaken - doch Hauptsache, die Weine, ob Rot-, Weißwein oder Rosé, schmecken, meinen die noch überschaubaren Besucher am Mittag. Und das Weinangebot ist riesig, von trocken über feinherb, von lieblich bis süß, ist für jeden Gaumen etwas dabei.
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Weingut Böhm aus Wörrstadt in Rheinhessen hat die Klassiker im Angebot
Die Klassiker hat das Weingut Böhm aus Wörrstadt in Rheinhessen im Angebot. Aus dem landwirtschaftlichen Mischbetrieb hatte sich im Laufe der Jahrzehnte ein reiner Weinanbaubetrieb entwickelt. Burgunder oder Chardonnay, ob rot, weiß oder rosé oder Secco von eigenen Trauben bietet Winzer Stefan Böhm an seinem Stand an. Dazu gibt es alles Wissenswerte rund um den Wein und den Weinanbau gratis dazu.
So baut Stefan Böhm sogenannte Oblita-Weine an, das heißt Rebsorten, die als ausgestorben galten, wurden wieder kultiviert. „Einzelstöcke haben damals überlebt, standen einsam an den Mauern entlang wie der Blaue Muskateller“, erzählt Stefan Böhm. „Damit haben wir unseren Weinberg bepflanzt.“ Die Vermehrung der Setzlinge ginge relativ schnell und nun sind einige der 35 Hektar Fläche den alten Sorten vorbehalten.
Spitzenwein auf dem Dinslakener Weinfest kostet 28 Euro pro Flasche
Seine Spitzenweine habe er natürlich nicht mitgebracht, das lohne sich auf einem Weinfest nicht, die seien nur etwas für wirkliche Weinkenner. Doch auf seinem Weingut könne man sie probieren. Allerdings hat er eine Trockenbeerenauslese dabei, ein Spitzenwein aus 2020. Da liegt die Flasche (0,375 l) auch schon mal bei 28 Euro. Dafür ist die Trockenbeere auch etwas ganz Besonderes. 2020, sagt Böhm, sei ein ganz besonderes Jahr für eine solche Auslese gewesen. „Es war so trocken, dass es keine faule Traube an den Rebstöcken gab, nur grüne Rosinen, als trockene Trauben“, berichtet er. Seit 40 Jahren sei er Winzer, doch solch gesunde Trauben hätte er in seiner Laufbahn noch nie geerntet.
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Um neue Kunden zu werben, seinen Wein neuen Liebhabern nahezubringen, darum sind Michael und Susanne Grünewald vom gleichnamigen Weingut aus Bingen dabei. Wie erkennt der Kunde denn nun einen guten Wein? Grünewald überlegt. Das sei schwer zu beantworten. In erster Linie komme es ganz auf den Geschmack des Kunden an. Welche Sorte bevorzugt er oder sie, danach könne man gezielt vorgehen. „In den vier Tagen hier hat jeder Zeit, seinen Lieblingswein bei uns Winzern herauszufinden“, sagt er. Das wäre ja auch der Sinn eines solchen Weinfestes.
Winzer erklären: So naturnah wie heute, sei Wein noch nie produziert worden
Wein sei ein Naturprodukt, in dem lediglich Trauben und Sulfide kommen. So naturnah wie heute, sei Wein noch nie produziert worden. Kauft man ihn bei einem Discounter, solle man nach Möglichkeit Weine aus einer Winzergenossenschaft nehmen, dort würden frische Trauben verarbeitet, während in Großkellereien Weinflaschen hinzugekauft und verschnitten würden. Aber letztendlich komme es auf den Geschmack jedes Einzelnen an.
Dem kann Christian Breitenbach aus Rheinhessen nur beipflichten. Die Unterschiede beim Wein hätten natürlich etwas mit den Lagen zu tun, eine Südlage mit Sonneneinstrahlung sei immer besser. Das ergebe mehr Süße, mehr Qualität. Dank der vermehrten Sonneneinstrahlung der vergangenen Jahre hätten sich jedoch auch andere Lagen bewährt. „Ein guter Wein ist wie eine gute Handschrift“, so Breitenbach. Jeder Winzer hätte seine eigene Stilrichtung, eine eigene Philosophie. Jeder Boden beispielsweise bringe einen anderen Geschmack hervor, trotz gleicher Weintraube auf mehreren Parzellen, sei das Erzeugnis oft unterschiedlich im Geschmack.
Von der Nahe an den Niederrhein
Von der Nahe an den Niederrhein kommt Klaus Schäfer mit seinen Weinen: „Wir bewirtschaften unsere Weinberge naturnah, stellen aber keine Bio-Weine her.“ Auch er hat seine gängigen Weine im Angebot, darunter allerdings auch die „Fette Weide“, einen Rotwein, 18 Monate im Barriquefass gereift. Riechprobe, Gaumenprobe und dann den Wein einfach nur genießen.
Auf Einheitspreise haben sich die Weinhändler geeinigt, eine Mischkalkulation erleichtere die Geldannahme an den Tagen des Weinfestes. So kostet ein 0,1 l Glas 3 bis 3,50 Euro, sechs Euro sind es bei 0,2 l und eine Flasche kostet zwischen 18 und 18 Euro. Auch Traubensaft, Mineralwasser und selbst Bier sind auf dem Weinfest zu bekommen, dazu natürlich nicht nur Flammkuchen, sondern auch Grillgut und Backfisch. Ahrwein von der Winzergenossenschaft Mayschoss sowie Wein aus der Neutorgalerie sind ebenfalls zu bekommen. Bis zum Sonntag dauert das Weinfest, am Freitag von 12 bis 22 Uhr, am Samstag von 11 bis 23 Uhr, am Sonntag von 11 bis 20 Uhr. Zudem sind die Geschäfte am Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet. In dieser Zeit gibt es auch ein buntes Kinderprogramm auf dem Altmarkt.