Dinslaken. Die Politik schlägt vor, den Feierabendmarkt zu vergrößern. Eine gute Idee? Das haben wir Besucher und Händler gefragt. Die Antworten.

An langen Bierbänken, an kleinen Stehtischen, rund um den Brunnen und auf dem Altmarkt verteilt sieht man ausgelassene Dinslakener freudig beieinander stehen. Seit 2017 ist der Feierabendmarkt ein Treffpunkt, der ideale Start um das Wochenende einzuläuten und so ist der Altmarkt jeden ersten und dritten Freitag gut gefüllt. Als Konsequenz beantragen sechs Ratsfraktionen (Grüne, UBV, Linke, Partei, FDP, AWG) eine Vergrößerung des Feierabendmarktes auf die gesamte Altstadt verteilt – dieser Vorschlag stößt nicht bei allen, die an diesem Tag ein Glas Wein auf dem Altmarkt genießen, auf Begeisterung.

Darüber, dass das Ambiente des Altmarktes dem Feierabendmarkt eine besondere Atmosphäre verleiht, sind sich alle einig. ,,Es ist einfach eine wunderschöne Kulisse hier” findet Martina aus Dinslaken, die alle zwei Wochen mit ihrem Mann und mehren Freunden den Feierabendmarkt besucht. Sie erinnert sich an vergangene Veranstaltungen im gesamten Innenstadtareal, bei denen ,,es sich einfach auseinanderzog”. Etwas Ähnliches befürchte sie auch bei einer möglichen Vergrößerung des Feierabendmarktes.

In ihren Bedenken bekommt sie Zuspruch von ihrem Mann Wolfgang, der eine grundsätzliche Vergrößerung aus den gleichen Gründen ablehnt, sich allerdings vorstellen kann, dass der Markt ab und zu in einer erweiterten Form stattfinden kann. ,,Kann man durchaus mal machen, aber auf jeden Fall nicht alle zwei Wochen,” fasst er zusammen. Und auch Freund Theo, ebenfalls regelmäßiger Besucher des Feierabendmarktes befürchtet, dass „die Gemütlichkeit verloren geht, wenn sich alles so verteilt.”

Komprmissvorschlag aus den Reihen der Besucher

Monika und Karl-Heinz Strohmeyer aus Dinslaken sorgen sich um die Gemütlichkeit auf einem erweiterten Feierabendmarkt.
Monika und Karl-Heinz Strohmeyer aus Dinslaken sorgen sich um die Gemütlichkeit auf einem erweiterten Feierabendmarkt. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Die Eheleute Monika und Karl-Heinz Strohmeyer hegen ähnliche Zweifel. Sie denken zwar, dass es eine schöne Art wäre die Altstadt zu würdigen, aber kommen auch zu dem Schluss, dass es sich verlaufen würde. ,,Wir treffen hier immer alte Bekannte, oft noch Freunde aus der Schule,” erzählt Monika Strohmeyer. Sie befürchtet, dass diese zufälligen Begegnungen weniger würden, würde der Markt erweitert. Karl-Heinz Strohmeyer ist dennoch nicht gänzlich abgeneigt und hat Idee, den Markt nicht in der gesamten Altstadt, sondern nur bis zur Alten Apotheke (L’Antje) zu erweitern. ,,Das wäre ein guter Kompromiss” findet er.

Der persönliche Kontakt, das miteinander auf begrenzter Fläche und die Gemütlichkeit des ausklingenden Abends- diese Aspekte schätzen die Dinslakener besonders und fürchten diese mit einer Erweiterung zu verlieren.

Das sagen Händler

In der Händlerperspektive scheidet sich dieses so eigentlich so eindeutige Bild dann aber. Die Eheleute Claudia und Thomas Stelzer von „Mr. & Mrs. Gourmet“ sehen eine Vergrößerung auch eher kritisch. ,,Es wird sich weiter hier am Altmarkt zentrieren, denn hier ist alles, was man für einen Feierabendmarkt braucht,” findet Thomas Stelzer. Außerdem sieht er auch ein finanzielles Risiko, wenn es plötzlich deutlich mehr gastronomische Angebote gäbe. ,,Gäbe es mehr Essensstände, würde niemand wirklich gut verdienen” beschreibt er seine Sorge. Er und seine Frau haben allerdings andere Vorschläge, um den Feierabendmarkt anders zu gestalten: „Vielleicht kann es Themenabende geben,” schlägt Claudia Stelzer vor. Sie selbst hätte besonders auf einen italienischen Abend Lust.

Der Feierabendmarkt auf dem Altmarkt ist meist gut besucht.
Der Feierabendmarkt auf dem Altmarkt ist meist gut besucht. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Weinhändler Andre Müller, der mit seinem zu einer Weinbar umgebauten Bulli seit Anfang an und jede Woche dabei ist, sieht in einer Vergrößerung auf die gesamte Altstadtfläche hingegen kein Problem. Er spricht sich sogar klar dafür aus, denn laut ihm ist der Dinslakener Feierabendmarkt ,,der schönste in der Umgebung”. Und warum etwas so Schönes und ,,Idyllisches” nicht ausbauen?

Erstmalig zieht auch ein intensiver Kaffeegeruch über den Feierabendmarkt, verströmt von der Rösterei König Gustav. Patrick Hoppe, der Inhaber der Rösterei, ist von der Idee einer Vergrößerung begeistert. ,,Es ist eine Chance, die ansässigen Gastronomien mit einzubinden” meint er, außerdem sieht er darin ,,eine Möglichkeit die Stadt attraktiver zu gestalten”. Er sieht auch eine mögliche Entzerrung vom Altmarkt weg eher als Grund, dass mehr Leute den Feierabendmarkt besuchen würden.

Eine Vergrößerung ist bei vielen nicht unbedingt erwünscht, doch die Dinslakener Feierabendgenießer sind dennoch offen für Veränderung, solange die Gemütlichkeit bleibt.

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