Dinslaken. Plötzlich muss es mit der Sanierung des Bahnhofs und dem Umbau des Bahnhofsplatzes schnell gehen. Das ist der Grund - und das sind die Pläne.
Seit zehn Jahren schon möchte die Stadt den Bahnhofsvorplatz umgestalten. Ganz zu schweigen vom Bahnhofsgebäude selbst. Nach jahrelangem Hin und Her soll es nun plötzlich ganz schnell gehen. Bereits bewilligte Fördermittel sind befristet, andere können in diesem Herbst zum letzten Mal beantragt werden. Die Stadtverwaltung legt der Politik nun konkrete Pläne vor - für den Bahnhofsvorplatz und das Bahnhofsgebäude. Vor September müsste der endgültige Beschluss gefallen und der Kreis als Aufsichtsbehörde der Pleite-Stadt Dinslaken die Genehmigung zur Finanzierung erteilt haben. Sonst hat sich die Städtebauförderung des Landes für das Bahnhofsgebäude, Teile des Vorplatzes und die Bahnstraße erledigt.
Nach jahrelangen, zähen Verhandlungen mit der Bahn über einen Neubau des Bahnhofsgebäudes scheint das nun der Schlusspunkt zu sein: Der Bahnhof soll saniert werden - und zwar schon ab 2025. Dinslaken wurde in das Programm „Schöner ankommen in NRW“ aufgenommen. DB-Store und Zeitschriftenladen sollen bleiben, ebenso die Packstation - sie wird aber möglicherweise nach außen verlegt, weil der enge Durchgang Konfliktpotenzial habe, so die Stadt.
Fahrräder: mehr Abstellplätze - aber weniger kostenlose
Anstelle der ehemaligen Gaststätte und der dahinterliegenden Hoffläche soll eine Fahrradabstellanlage für 400 Räder entstehen. Sie soll „modern und sicher“ sowie kostenpflichtig sein und über ein Zugangssystem tags und nachts zu öffnen sein. In der Nähe des Bahnhofsgebäudes soll es außerdem 144 kostenlose, überdachte Radabstellplätze geben. Damit gäbe es mehr Abstellplätze für Fahrräder als aktuell - allerdings weniger, die kostenfrei sind. Aktuell stehen am Bahnhof etwa 320 überdachte Abstellplätze, 60 Felgenbügel und zehn kostenpflichtige Radboxen zur Verfügung - die laut Verwaltung schon jetzt „überlastet“ sind. Die Fahrradwache soll nach den aktuellen Planungen bleiben.
Pkw: zwei Varianten fürs Parkhaus
Nachdem der Bau eines Parkhauses aus Kostengründen verschoben worden war, gibt es nun einen neuen Entwurf für eine Park & Ride-Anlage: Ein Systemparkhaus mit 206 Plätzen. Statt Schranke und Kassenautomat soll es Parkscheinautomaten wie auf anderen städtischen Parkplätzen geben - und die entsprechende Kontrolle durch die Stadt. Die Kosten sollen bei etwa vier Millionen Euro liegen, drei Millionen zahlt das Land - unter der Bedingung, dass das Parkhaus zu 80 Prozent ausgelastet ist. Ist das nicht der Fall, müsste Dinslaken die Fördergelder nach zwei Jahren zurückzahlen. Alternative wäre eine ebenerdige Stellplatzanlage für 130 Fahrzeuge. Diese wäre mit 1,3 Millionen Euro preiswerter - allerdings sei die „Stellplatzzahl deutlich zu gering, um den aktuellen Parkdruck rund um den Bahnhof zu mindern“, so die Stadtverwaltung.
Außerdem sollen an der Westseite des Platzes (Art Inn) Kiss&Ride-Plätze, vier Kurzzeitstellplätze und zwei Stellplätze für Menschen mit eingeschränkter Mobilität angelegt werden.
Der geplante Verkehrsfluss
Pkw sollen den Vorplatz über die westliche Seite (Bismarckstraße) anfahren können, ein Kreisverkehr soll das Wenden oder die Einfahrt ins Parkhaus ermöglichen. Auf der anderen Platzseite soll eine Radverkehrsachse entstehen.
Der bereits beschlossene Vorentwurf für den Bahnhofsvorplatz wurde weiter ausgearbeitet. Der Zentrale Omnibusbahnhof soll von den Bussen über die Westseite (Hotel Art Inn) angefahren werden, über die Ostseite (Friedrich-Ebert-Straße) soll gemeinsam mit der Straßenbahn die Abfahrt erfolgen. Eine Umfahrung um den Busbahnhof soll die Kreuzungen der Wilhelm-Lantermann-Straße entlasten. Schienenersatzverkehr der Straßenbahn soll über die Straßenbahnhaltestelle abgewickelt werden und den Platz über den Kreisverkehr an der Park and Ride-Anlage in Richtung Bismarckstraße verlassen. Der gesamte Platz soll barrierefrei werden - das ist seit 2022 vorgeschrieben.
Ein Verkehrsplanungsbüro soll sich mit den Kreuzungen an der Wilhelm-Lantermann-Straße befassen: Radverkehrsführung und Ampelschaltungen müssen angepasst werden. Auch der Umbau der Kreuzungen zu Kreisverkehren ist eine Option.
Im Wendehammer der Bahnstraße sollen zwei Haltestellen für Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Die Bahnstraße selbst soll - nach Fertigstellung des Omnibusbahnhofs - saniert werden.
Aufenthaltsqualität: Schaukel, Trinkbrunnen und Bergmann
Im Zentrum des Zentralen Omnibusbahnhofs soll es auf 2300 Quadratmetern Beete und Grünflächen geben. Wege mit Lichtlinien sollen die Bushaltestellen verbinden. Im Zentrum der sogenannten „Grün-Scholle“ soll eine begrünte Pergola mit einem Schaukelelement stehen. Außerdem sind dort ein Trinkwasser-Brunnen und ein Wassernebel-Sprüher sowie erhöhte Sitzbereiche und tieferliegende Retentionsflächen vorgesehen.
Auf dem Bahnhofsplatz selber sollen Sitzgruppen - Beton mit Hartholzauflage und einzelnen Cortenstahl-Elementen - entstehen. Außerdem sollen auf dem Platz 20 neue Bäume gepflanzt werden. Die gläsernen Wartehäuschen sollen begrünt und mit einem Solarmodul ausgestattet werden, das die Haltestellen-Beleuchtung betreibt. Der Außenbereich des Kiosks soll durch Hecken und Bäume aufgewertet werden. Die drei Meter Bergmann-Skulptur, die seit Jahren beim Din-Service auf ihren Einsatz wartet, soll am Bahnhofsplatz aufgestellt werden - möglicherweise vor dem Bahndamm. Es gibt aber noch einen Kunstwettbewerb, dessen Ergebnis abgewartet werden soll.
Das ist der Zeitplan
Baubeginn für Omnibusbahnhof, Kioskumfeld und Platzzufahrt soll im Frühjahr 2025 sein, die Fertigstellung ist nach 15 Monaten geplant. Die Stadt arbeitet gemeinsam mit der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft (BEG) an den Plänen fürs Bahnhofsgebäude. Der Städtebauförderantrag für das Bahnhofsgebäude soll im September gestellt werden. 2027 soll die gesamte Maßnahme fertig sein.
Das sind die Kosten
Die Kosten für den Zentralen Omnibusbahnhof, das Kiosk-Umfeld und die Platzzufahrt West sind bereits berechnet und Fördermittel zugesagt: Die Gesamtkosten liegen bei 4 Millionen Euro, 3,4 Millionen sind Fördermittel. Die weiteren Kostenberechnungen sollen folgen. Bahnhof und Bahnhofsvorplatz stehen auf einer Dringlichkeitsliste, die noch durch den Stadtrat zu beschließen ist. Weil die Stadt Dinslaken keinen genehmigten Haushalt hat und ein Haushaltssicherungskonzept erstellen muss, entscheidet am Ende der Kreis Wesel.