Dinslaken. Die Vergabe der Kitaplätze sorgt in Dinslaken für Ärger. Migrantische Familien fühlen sich benachteiligt. Zurecht? Warum die Stadt machtlos ist.
Wer für seine Kinder einen Platz in der gewünschten Kita bekommen hat, kann sich glücklich schätzen. In Dinslaken sind derzeit noch 253 Kinder unversorgt. Besonders Eltern mit Migrationshintergrund berichten von Problemen, einen Kitaplatz bekommen, hieß es im Integrationsrat. Die Stadt erklärt, wie die Vergabe verläuft - und warum sie darauf nur beschränkt Einfluss hat.
Er könne das nicht aus eigenem Erfahren berichten, es hätten ihm aber schon mehrfach Eltern erklärt, dass Kindergärten keine oder kaum ausländische Kinder akzeptieren würden und Mitarbeiter von Kitas „Probleme mit bestimmten Gruppen“ hätten, erklärte Ahmad Khartabil, Mitglied des Integrationsrats, bei der jüngsten Sitzung des Gremiums. Ob die Kitas selbst Einfluss auf die Auswahl der Kinder hätten, wollte er wissen.
So läuft das Verfahren
Maik Runberger von der städtischen Stabsstelle Sozial- und Jugendhilfeplanung war das Problem nicht neu. Ihm sei bekannt, dass der Anteil von ausländischen Kindern in manchen Kitas mancher Träger sich von dem anderer unterscheide. Zur Erläuterung erklärte er im Integrationsrat das Verfahren der Kitaplatzvergabe. Diese sei in zwei Abschnitte gegliedert. Zunächst werden alle Eltern, die im Sommer einen Kitaplatz haben wollen, gebeten, ihr Kind zwischen Mitte November und vor den Weihnachtsferien bei einer Kita anzumelden - sowohl bei städtischen als auch bei Kitas anderer Träger, etwa der Kirchen.
In Dinslaken herrscht „Trägerhoheit“
Die anschließende erste Platzvergabe läuft allerdings nicht zentral. In Dinslaken herrsche „Trägerhoheit“. Heißt: In dieser Phase „vergeben die Kitas beziehungsweise die Träger ihre Plätze autonom“, so Runberger. Die Kriterien, nach denen die Stadt Dinslaken die Kinder in ihren Kitas aufnimmt, stehen fest und sind auf der Homepage der Stadt einzusehen: Bevorzugt werden etwa Kinder aus Dinslaken, Kinder in einer Notlage, Kinder deren Eltern berufstätig sind, deren Geschwister die Einrichtung besuchen oder die schon älter sind.
Hintergrund
Rein rechnerisch fehlen in Dinslaken „nur“ 203 Kindergartenplätze. Diese Rechnung basiere allerdings „auf den bloßen Kinderzahlen und weiteren rechnerischen Größen“ wie einer angenommenen Bedarfsgröße im U3-Bereich von 50 Prozent, erläutert Stadtsprecher Marcel Sturm. Danach fehlen 78 Ü3- und 125 U3-Plätze. Die 300 Eltern die keinen Platz in ihrer Wunschkita bekommen haben, basieren auf den tatsächlichen Anmeldungen, so Sturm Die von Herrn Runberger berichteten rund 300 fehlenden Plätze basieren auf den tatsächlichen Anmeldungen bei KITAONLINE zum kommenden Kita-Jahr 2024/2025, so Sturm
Die Träger aber haben eigene Aufnahmekriterien, die der Stadt „nicht bekannt“ sind, so Maik Runberger. In konfessionellen Kitas werden, so Holger Mrosek, Geschäftsbereichsleiter Jugend und Soziales bei der Stadt, etwa gemäß der „pastoralen Grundversorgung“ zunächst entsprechend getaufte Kinder aufgenommen. Die Entscheidung liege bei den Leitungen der Kindergärten, die Stadt habe dabei „keinerlei Einflussmöglichkeiten“, so Runberger. Vor Weihnachten bekommen dann die Eltern, deren Kinder aufgenommen werden, von den Einrichtungen eine Zusage. Oder eben nicht. Denn viele bleiben unversorgt, weil auch in Dinslaken der Platzmangel nicht von der Hand zu weisen sei, so Maik Runberger.
Die Eltern der unversorgten Kinder werden von der Stadt angeschrieben. Wenn sie ihren „Bedarf aufrechterhalten“ wollen - also weiterhin einen Kindergartenplatz haben möchten - sollen sie sich innerhalb von zwei Wochen bei der Stadt zurückmelden. Diese versuche dann, den Kindern noch einen Platz zu verschaffen - der dann aber nicht in der Wunschkita ist. Diesmal hat die Stadt etwa 300 Kinder angeschrieben, 253 Eltern haben sich zurpückgemeldet, die noch einen Kitaplatz für ihre Kleinen benötigen.
Erst in der zweiten Phase hat die Stadt Einflussmöglichkeiten
Die zweite Phase der Kitaplatzvergabe läuft dann gemeinsam: In Kooperation mit den Trägern versucht die Stadt die Kinder in Kitas unterzubringen - die Kriterien legt dann die Stadt fest. So versuche man, vor allem ältere Kinder unterzubringen. Ein fünfjähriges Kind, das im Folgejahr in die Schule kommt, sollte noch ein Jahr frühkindliche Förderung erhalten, so Maik Runberger. Auch Kinder, bei denen der Allgemeine Soziale Dienst der Stadt dringenden Bedarf sieht, werden bevorzugt, außerdem gelten weiterhin die bekannten Kriterien wie Berufstätigkeit der Eltern.
Druckmittel Geld
Nur wenn Träger sich generell nicht mehr in der Lage sähen, den Eigenanteil zu tragen und dieser stattdessen von der Stadt übernommen werde, könne die Stadt auch verlangen, dass die Kita „den Sozialraum widerspiegeln“ muss, erläuterte Holger Mrosek. Wenn dort also 27 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund leben und entsprechend viele Kinder auf der Warteliste der Kita stehen, müsse die Kita 27 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund aufnehmen. Dem hätten sich bisher die Träger auch angeschlossen. Mrosek betont, dass alle Kinder, unabhängig ihres Glaubensbekenntnisses, einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz haben.