Dinslaken. Nach einer Sanierung gilt in einem Abschnitt der Bergerstraße Tempo 70. Seitdem beschweren sich Anwohner bei der Stadt Dinslaken - ohne Erfolg.

Die Bergerstraße ist eine gut ausgebaute Straße mit breiten Fahrbahnen, mit Radwegen auf beiden Seiten. Doch sorgt sie, seit die Sanierung vor einigen Jahren abgeschlossen wurde, für Ärger bei den Anwohnern. Denn nach dem die Bagger weg waren, dürfen in einem Abschnitt die Autos mit Tempo 70 düsen. Davor galt lange Zeit Tempo 50. Seit 2021 wollen Anwohner eine Änderung, haben Schreiben an die Stadtverwaltung geschickt. Ohne Erfolg.

Deshalb hatte sich Anwohner Michael Hesse am Donnerstag, 22. Februar, auf den Weg ins Rathaus gemacht. Dort tagte der Ausschuss für Bürgerbeteiligung, öffentliche Ordnung und Sicherheit. Er sprach das Thema im Rahmen der Fragestunde für Einwohner an. Die CDU hatte bereits angekündigt, unter Anfragen der Ausschussmitglieder ebenfalls das Thema ansprechen zu wollen.

Wie Phillip Brüggemann (CDU) dann erklärte, sei die Antwort der Stadtverwaltung aus dem Jahre 2021 nicht zufriedenstellend. Die Anwohner hätten das Gefühl, die Verantwortung würde zwischen Behörden hin und her geschoben. Und er kritisierte, dass Bürger sehr, sehr lange auf eine Rückmeldung warten müssen.

Bislang gab es keinen Ortstermin mit den Anwohnern

Aber das ist nicht der einzige Grund, warum die Anwohner verärgert sind. Wie am Montag bei einem Ortstermin mit der NRZ betont wurde, könne man nicht verstehen, warum es bisher keinen Termin mit den Anwohnern gegeben hat. Vor Ort könnte man auf die Problemstellen, auf die Gefahren hinweisen. Im Ausschuss mündete dieser Aspekt in diese Fragen in Richtung Verwaltung: Warum wird man nicht tätig? Warum hält man am Tempo 70 fest? Zumal auf der Bergerstraße zwischen Ziegelstraße und Kreisverkehr wechselnde Geschwindigkeiten gibt. Das mache, so Brüggemann, auch aus Sicht der Polizei keinen Sinn.

Tagsüber gilt auf einem Abschnitt der Bergerstraße ein anderes Tempo-Limit als in der Nacht.
Tagsüber gilt auf einem Abschnitt der Bergerstraße ein anderes Tempo-Limit als in der Nacht. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Man habe sich vorbereitet, man wolle das Thema versachlichen, begann Christiane Wenzel, die bei der Stadt den Bereich Bürgerservice, Recht, Ordnung leitet, ihre Antwort auf die Fragen der CDU. Und wiederholte die Standpunkte, die schon 2021 in einem Schreiben an die Anwohner aufgeführt wurden. Die Schäden auf der Fahrbahn hätten für die Einführung von Tempo 50 geführt und nach der Sanierung habe es keinen Anlass gegeben, es dabei zu belassen. Man befinde sich außerhalb einer geschlossenen Ortschaft. Das würden auch entsprechende Schilder deutlich machen. Also wäre hier sogar Tempo 100 möglich. Wegen der Kurven habe man die Geschwindigkeit auf 70 reduziert. Zudem habe sich der Verkehr auf der Bergerstraße nach Öffnung der Ober-Lohberg-Allee halbiert, auf rund 5000 Fahrzeuge pro Tag. Im Zeitraum vom 1. September 2023 bis zum 22. Februar 2024, an dem Tag tagte der Ausschuss, habe es keinen Unfall gegeben. Somit sei eine weitere Reduzierung des Tempos nicht gerechtfertigt.

Das sehen die Anwohner, die sich am Montag mit der NRZ getroffen haben, anders. Man hat den Eindruck gewonnen, die Verwaltung hat das Thema gar nicht mehr auf der Agenda. Sie hat sich auf die Positionen aus dem Jahre 2021 zurückgezogen. Damals ist die Verwaltung zu dem Schluss gekommen, dass es keine Veranlassung für die Straßenverkehrsbehörde gebe, die Geschwindigkeit weiter zu reduzieren.

Diese Problemstellen gibt es

Die Problemstellen haben die Anwohner ausgemacht: In Höhe des P-Dorfes sei eine Querungshilfe dringend nötig. Bei den vorhandenen Kurven sei selbst Tempo 70 noch zu hoch. Leute, die mit ihren Fahrzeugen Grundstücke verlassen wollen, die die Bergerstraße queren wollen, werden spät gesehen. In Fahrrichtung Dinslaken ist direkt hinter einer Kurve eine Bushaltestelle. Barrierefrei ausgebaut. Das bedeutet: Es gibt keine Bucht und der Bus hält auf der Fahrbahn.

Die Anwohnerin Ilse Born kann beim einscheren in den Verkehr die schnell fahrenden Autos erst sehr spät sehen am Montag, den 26. Februar 2024, in Dinslaken an der Berger Straße 44-52. Die Anwohner verstehen nicht, warum auf der Bergerstraße Tempo 70 gilt. Die Straße ist schlecht einsehbar. Und das hohe Tempo ( 70 km/h) macht es nicht ungefährlicher sich aus der eigenen Ausfahrt in den Verkehr einzufädeln.
Die Anwohnerin Ilse Born kann beim einscheren in den Verkehr die schnell fahrenden Autos erst sehr spät sehen am Montag, den 26. Februar 2024, in Dinslaken an der Berger Straße 44-52. Die Anwohner verstehen nicht, warum auf der Bergerstraße Tempo 70 gilt. Die Straße ist schlecht einsehbar. Und das hohe Tempo ( 70 km/h) macht es nicht ungefährlicher sich aus der eigenen Ausfahrt in den Verkehr einzufädeln. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Anwohner äußern ihr Unverständnis darüber, dass auf der Ober-Lohberg-Allee während der Zeit der Krötenwanderung Tempo 30 gilt, sonst Tempo 50, nur auf einem kurzen Stück darf man 70 fahren. Und sie argumentieren mit den unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die auf der Bergerstraße erlaubt sind. Ab der Ziegelstraße beginnt ein Bereich, in dem 50 erlaubt ist. Dann kommt ein Stück mit Tempo 70, nachts darf hier nur 50 gefahren werden, um die Anwohner zu schonen. Dann müssen Autofahrer tagsüber wieder auf 50 abbremsen und fahren in den Kreisverkehr. Autofahrer, die aus Richtung der Autobahn kommen, müssen nicht vor dem Kreisel abbremsen: Hier ist bis zum Kreisverkehr Tempo 70 erlaubt.

Temposenkung in den Nachtstunden

Christiane Wenzel wies im Ausschuss darauf hin, dass sich ein Teil der Bergerstraße außerhalb einer geschlossenen Ortschaft befinde. Warum wird es nicht geändert? Aus Sicht der Anwohner kommt man zu dem Schluss, dass alle Merkmale einer geschlossenen Bebauung gegeben sind. Somit wäre die von der Stadt angeordnete Geschwindigkeit nicht zulässig. Dazu gab es von der Verwaltung im Ausschuss keine Antwort. Aber: Das werde man mitnehmen und prüfen, versprach Wenzel.

Die Temposenkung während der Nachtstunden sei eine gut gemeinte Maßnahme, dabei werde aber übersehen, dass der Verkehrslärm auch tagsüber gesundheitsschädlich sei, meinen die Anwohner. Sie könne auch nicht dafür entschädigen, dass die Grenzwerte für Lärmemissionen tagsüber überschritten werden. Bislang ist nichts passiert, habe es keinen schweren Unfall gegeben. Darauf stützt sich die Verwaltung. Aber muss erst etwas Schlimmes passieren, bis gehandelt wird, fragen die Anwohner.