Dinslaken. DiWa und „Music and more“ fürchten um ihre Existenz. Vor beiden Zufahrten sind Baustellen. Kunden und Gäste müssen abenteuerlichen Weg nehmen.
„Die DiWa ist auf alle Eventualitäten gut vorbereitet.“ So wirbt Thomas Grosse, Betreiber der Event-Location im Alten Walzwerk sowie der Kuka auf seiner Homepage. Auf diese Eventualität war er allerdings nicht vorbereitet: Seit Monaten ist der Zugang zur DiWa, zu zwei Dutzend Proberäumen und zum Musikladen „Music and more“ durch eine Baustelle der Stadt blockiert. Zusätzlich versperrt nun eine weitere Baustelle der Stadtwerke die Zufahrt über die Landwehrstraße. Thomas Grosse und Tim Menzel vom Musikladen fürchten um ihre Existenz. Denn die einzig verbleibende Zufahrt ist schwer zu finden und führt zudem über Betriebsgelände.
Bei der Baustelle der Stadt Dinslaken handelt es sich um ein viele Jahre altes Projekt: die Freilegung des Rotbachs. Die Rotbachroute für Fahrradfahrer und Wanderer wird bislang zwischen Bahnlinie und Thyssenstraße unterbrochen, weil das Gewässer dort unter einem Deckel floss. Dieser wird seit einigen Monaten entfernt - damit soll auch der Gewässerzustand verbessert werden. Das Gesamtkonzept wird von den Wasserbehörden als Musterbeispiel für die Revitalisierung eines Bachlaufs in einem Industriegebiet gesehen.
Vor dem Eingang zur DiWa ist nun ein Loch
Allerdings waren genau dort, wo der Bachlauf überdeckelt war, auch Zufahrt und Eingang zur Veranstaltungslocation DiWa und dahinter zum Musikladen sowie zu zwei Dutzend Proberäumen für Bands. Wo bisher der Eingang zur DiWa war, ist nun ein Loch. Die Baumaßnahme sei eine Gemeinschaftsmaßnahme des Eigentümers der Gebäude, in denen sich Kuka, DiWa und Musikladen befinden und der Stadt Dinslaken, erklärt die Stadtverwaltung.
Die Besucher und Kunden von Music & more könnten ja die Zufahrt über die Unterführung an der Landwehr nutzen, habe man ihm bei Einrichtung der städtischen Baustelle gesagt, so Grosse. Er habe daraufhin den Hintereingang in einen repräsentativen Zustand gebracht – und dafür auch Geld bekommen. Neuerdings aber ist die Landwehrbrücke ebenfalls gesperrt. Für Fußgänger und Radfahrer ist eine Umleitung über die Krengelstraße ausgeschildert. Und Autofahrer?
Für diese sei, so betonen Stadt und Stadtwerke, eine Umleitung ausgeschildert. Genau genommen, erklären Thomas Grosse und Tim Menzel, sei erst am Donnerstagmittag ein Mitarbeiter der Stadtwerke-Baustelle mit Schildern gekommen – also kurz nach der Presseanfrage der NRZ und nachdem das Thema schon bei Facebook die Runde gemacht hat – zwei Wochen nach Einrichtung der Baustelle. Da hatte Grosse aber selbst schon Schilder angebracht.
So kommt man zu DiWa und Musikladen
Die Zufahrt zu DiWa und Musikladen? Ganz einfach die nächste Einfahrt an der Thyssenstraße links, die Kartbahn links liegen lassen (Sackgasse) und dann auf das offensichtliche Firmengelände mit dem Warnschild „Kameraüberwachung“. Von dort, so Grosse, „am Schrottplatz vorbei, hinter der Waage links, übers Gelände, dann wieder rechts, vorne wieder links, dann wieder rechts“. Dann erreicht man einen matschigen Parkplatz, der aktuell auch Ablage für Baumaterial und Rangierfläche für Bagger ist. „Wem will man das zumuten?“, fragt Grosse. Vor allem: Welchem Fußgänger?
In der DiWa finde jeden Samstag etwas statt. Einige Interessenten – etwa für Hochzeiten – hätten sich angesichts der Baustelle schon abgewendet. Grosse stellt nun Personal ab, das die Gäste durch die Versorgungsgänge der Kuka zur DiWa leitet. Tim Menzel kann das nicht. Wenn Kunden angesichts des versperrten Wegs nicht direkt online kaufen, sondern anrufen, erklärt er ihnen die Zufahrt – oder schließt den Laden ab, sprintet quer über das Industriegelände und zeigt den Kunden den Weg. Gerade einmal zwei seien am Donnerstag gekommen. Ebenso wie die Musiker in den Proberäumen ist er auf eine Zufahrt angewiesen: So ein Schlagzeug oder E-Piano lassen sich schlecht zu Fuß transportieren.
Daran arbeiten die Stadtwerke
Seit Ende vergangenen Jahres werden an der Landwehrstraße und seit etwa Wochen werden an der Krengelstraße die Kabelverbindungen vom neuen Schalthaus gegenüber der Kuka zur Umspannanlage an der Landwehrstraße gebaut, erläutern die Stadtwerke auf Nachfrage. Die betroffenen Unternehmen sowie die Proberäume seien „jederzeit über die Thyssenstraße gemäß der Ausschilderung, mit dem Auto zu erreichen. Über die Landwehrstraße ist am Wochenende der Zuweg für Fußgänger gewährleistet.“ Im Übrigen sei mit „dem Betreiber der Kuka persönlich telefoniert“ worden, so die Stadtwerke.
Allerdings nur, so Grosse, weil er selber bei den Stadtwerken angerufen habe. Er hätte sich gewünscht, dass man vorher Kontakt gesucht hätte. Möglicherweise hätten die Stadtwerke mit der Einrichtung der Baustelle warten können, bis die Stadt die Brücke über den Rotbach fertiggestellt hätte, meint Grosse. Der Bereich dahinter hätte womöglich als Parkplatz genutzt werden können. „Das ist existenzgefährdend“, sagt er. Denn Kuka, DiWa und Proberäume „hängen zusammen. Wenn die Proberäume und die DiWa wegfallen, kann ich 60 Leute entlassen.“
Nach Angaben der Stadtwerke sollen die Arbeiten zwei Monate andauern. „Sollten Verzögerungen auftreten, werden wir die anliegenden Unternehmen informieren“, so die Stadtwerke. Grosse hofft, dass es keine Woche länger dauert. Denn im April startet für die DiWa die Hochzeitssaison.