Dinslaken. Die Caritas lud zum Neujahrskonzert mit Musik von Johann Strauß ins St. Barbara Haus ein. Was den Dirigenten mit dem Komponisten verbindet.

Beschwingt, heiter, unbeschwert. Die Melodien von Johann Strauß‘ Sohn sind prädestiniert für einen unbelasteten, musikalisch-spritzigen Start ins Neue Jahr. Wer aber am Samstag im St. Barbara Haus des Caritasverbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel in der ehemaligen Licht- und Lohnhalle des Bergwerks Lohberg in den Genuss dieses musikalischen Vergnügens kam, hat sich dafür im vergangenen Jahr ehrenamtlich um diejenigen in der Gesellschaft verdient gemacht, deren Lebensumstände eben keine Wiener-Walzer-Seligkeit sind.

Caritasdirektor Michael van Meerbeck begrüßte am Samstagabend Engagierte der Caritas von Dingden bis Dinslaken zu einer Veranstaltung, die er als „Verbeugung vor den Ehrenamtlichen“ bezeichnete. Menschen, die anderen Menschen die Einsamkeit genommen hätten, ihnen in den Hospizen Mut für das, was kommen wird, gegeben hätten, die Kindern Freude geschenkt hätten und sich dabei übers Jahr auch hätten anhören müssen, wie man heute noch in der Kirche bleiben könne. Menschen, die aber auch wissen, „wie schön unser Glaube“ sei. Ehrenamtliche, die übers Jahr der Gesellschaft unerlässliche Dienste erweisen und die für einen Abend einmal abschalten sollten. Bei einem Büfett der Caritas-Großküchen, das keine Wünsche offenließ, und bei einem Ohrenschmaus, der die Sinne beflügelte.

Orchesterfülle gezaubert

Für dieses musikalische Erlebnis sorgte Juri Dadiani, der nicht nur das Programm des Neujahrskonzerts erstellt hat, sondern dafür auch mit einem kleinen Ensemble Orchesterfülle in der kräftigen Akustik der ehemaligen Lohnhalle – heute übrigens die Lounge des am 1. Januar eröffneten Hotels im St. Barbara Haus – zauberte. Anhand der originalen Partituren dirigierte er ein eigens für den Abend zusammengestelltes Streichquintett, dessen Mitglieder ihre jeweiligen Orchesterstimmen spielten, ergänzt um den Klavierauszug der Stücke, mit dem Gabriele Kortas-Zens am Flügel die fehlenden Bläserstimmen ergänzte.

Rüdiger Gönnert spielte Kontrabass und ergänzte damit das Yves Streichquartett der Folkwang Universität mit den Studentinnen Marija Radovanovic (1. Violine), Sojeong Kim (2. Violine), Lucia Molina Alvasez (Viola) und Jana Simic (Cello). Vor allem die erste Geige Marija Radovanovic legte in ihr Spiel so viel glissando-befeuerten Schmelz, dass die Orchestermelodien in dieser kammermusikalischen Besetzung noch an zeit- und ortstypischem Charakter gewannen. Und natürlich ließ es sich Gabriele Kortas-Zens nicht nehmen, nicht nur mit Dadiani vierhändig Liszts turbulent-muntere Ungarische Rhapsodie Nr. 2 zu spielen, sondern auch zu jedem Stück Wissenswertes und Anekdotisches zu berichten.

Familiengeschichte der Dadiani

Die interessanteste Information betraf dabei Juri Dadiani selbst. Er hatte die Niko-Polka ins Programm genommen, die Johann Strauß Sohn 1859 während einer Russlandreise komponierte. Gewidmet ist das Stück, das ein russisches Volkslied zitiert, einem Fürsten aus dem westlichen Georgien, der am Zarenhof ein beliebter Gast war. Sein Name: Nikolaus Dadiani. Und die Namensgleichheit ist kein Zufall. Juri Dadiani entstammt diesem Fürstengeschlecht und so präsentierte er mit der Polka ein echtes Stück Familiengeschichte.

Das Neujahrskonzert ist eine Verbeugung vor den Ehrenamtlichen
Caritasdirektor Michael van Meerbeck - würdigte über das Jahr Geleistetes.

Nun ließ Strauß aber auch keinen von seinen Kompositionen unbedacht. Im Konzert erklangen Polkas für Schützen, Demolierer, wie die Wiener Abrissunternehmer genannt wurden, und Operetten-Banditen. Alles für die Ehrenamtlichen der Caritas, die sich immer wieder begeistert zeigten. Und am Ende eines Abends wurde mitgeklatscht. Natürlich durften auch bei diesem Neujahrskonzert die „Blaue Donau“ als Finale und der Radetzky-Marsch als Zugabe nicht fehlen.

Am Sonntag wird der Abend, dieses Mal für geladene Partner des Caritasverbandes, wiederholt.