Voerde. Tecklenburg baut in Voerde zurzeit ein neues Wohnquartier. Insolvenzantrag lässt Frage nach Realisierung aufkommen. Bürgermeister äußert sich.
Die Nachricht lässt auch Menschen in Voerde aufhorchen: Das Bauunternehmen Tecklenburg mit Hauptsitz in Straelen hat am Mittwoch beim Amtsgericht in Kleve einen Insolvenzantrag gestellt. Die Entscheidung sei unumgänglich gewesen und Folge der „aktuellen Entwicklung der Bauindustrie, die unter anderem mit einem Einbruch der Nachfrage am Wohnungsbau einhergeht“, teilt die Tecklenburg GmbH mit. Die Firma hat am Niederrhein und darüber hinaus mehrere Bauvorhaben in der Mache. Darunter ist auch ein Projekt in Voerde.
Auf dem 43.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Friedrichsfelder Straße gegenüber der neuen Polizeidienststelle hat Tecklenburg die Errichtung von 78 Doppelhaushälften und sieben Mehrfamilienhäusern mit je 19 Eigentumswohnungen vorgesehen. Im Sommer 2023 begannen die Bauarbeiten für das Wohnquartier. Bei einem offiziellen Termin Ende August nahmen Firmenchef Hermann Tecklenburg und Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann die Grundsteinlegung vor, mauerten gemeinsam eine Zeitkapsel ein. Der Verwaltungschef betonte damals die Bedeutung des Vorhabens für die Kommune: „Das ist das größte Wohnbauprojekt in der Stadt Voerde in den vergangenen Jahrzehnten.“
Drei Monate Zeit für Sanierungsplan
Wie es angesichts der Zahlungsunfähigkeit des Investors nun im Einzelnen um die Realisierung des Wohnquartiers in Voerde steht, ob diese gefährdet ist, konkrete Fragen dazu wurden von Unternehmensseite mit Hinweis auf das gerade erst begonnene, schwebende Verfahren im Gespräch mit der NRZ nicht beantwortet. Drei Monate blieben nunmehr Zeit, einen Sanierungsplan zu erarbeiten. Zu der Thematik allgemein heißt es aber: „Erklärtes Ziel von Hermann Tecklenburg ist es, das Unternehmen weiterzuführen und sämtliche Bauprojekte in der zugesicherten Qualität und Termintreue fertigzustellen.“
Auf diese Aussage beruft sich „hinsichtlich der Prognosen“ auch Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann. Die Stadt selbst auch habe am Mittwoch von dem Insolvenzantrag der Tecklenburg GmbH erfahren. Die Bauarbeiten auf dem Grundstück an der Friedrichsfelder Straße wurden an diesem Tag weiter fortgeführt, heißt es aus dem Rathaus. Die finanzielle Schieflage des Unternehmens, die nun in den Insolvenzantrag mündete, habe sich für die Stadt nicht abgezeichnet. Diese will zeitnah Gespräche mit Tecklenburg im Hinblick auf die Fertigstellung des entstehenden Wohnquartiers in Voerde führen.
Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Markus Kier von der Kanzlei Piepenburg bestellt. Dieser werde die
Ausgangslage eingehend analysieren und gemeinsam mit der Geschäftsleitung verschiedene Optionen für die Sanierung prüfen, teilt das Unternehmen mit. Die Auswirkungen vergangener und aktueller Krisen hätten zu erheblichen Belastungen in der Immobilienwirtschaft geführt. Als wesentliche Ursachen dafür nennt Tecklenburg etwa die „mangelnde Planbarkeit und Zuverlässigkeit auf politischer Seite“, die sowohl institutionelle als auch private Investoren und Kunden von Investitionen abhielten, gestiegene Zinsen, teurere Baumaterialien oder Lieferketten-Probleme. Dadurch sei das Traditionsunternehmen Tecklenburg, das seit 146 Jahren besteht, „in Schwierigkeiten geraten“.