Hünxe. Im Interview blickt der erste Bürger der Gemeinde auf Herausforderungen und Meilensteine in 2023 zurück und wagt einen Ausblick aufs neue Jahr.
Im Jahr 2023 gab es für die Gemeinde Hünxe wieder einige Herausforderungen zu meistern. Vor allem die Unterbringungen von geflüchteten Menschen war oft ein Thema. War das auch die größte Herausforderung für die Gemeinde im Jahr 2023 und wie ist der aktuelle Stand?
Ja, die Unterbringung von geflüchteten Menschen war im Jahr 2023 eine bedeutende Herausforderung für unsere Gemeinde. Der Zuzug vieler Menschen aus vielen Teilen der Welt erforderte eine umsichtige Planung und Koordination, um eine angemessene Unterbringung und Integration sicherzustellen. Das konnten wir dank des hohen Engagements der Mitarbeitenden in der Verwaltung erreichen. Derzeit befinden wir uns in intensiven Gesprächen mit verschiedenen Akteuren, um die Situation kontinuierlich zu verbessern und nachhaltige Lösungen zu finden. Bis zum 8. Januar wird es aufgrund des sogenannten Weihnachtsfriedens keine weiteren Zuweisungen geben, das lässt mich etwas beruhigt auf die kommenden Tage blicken.
Hünxe ist eine der Gemeinden, die im September den Brandbrief an Ministerpräsident Hendrik Wüst mitunterzeichnet hat. Bei welchen der im Brief angesprochenen Themen drückt in Hünxe am meisten der Schuh und hat sich seither aus Richtung Düsseldorf irgendetwas bewegt? Und wären mit einer auskömmlichen Finanzierung der Gemeinden für ihre Aufgaben viele der Probleme einfach auszuräumen?
Die im September unterzeichnete Resolution an Ministerpräsident Hendrik Wüst betonte verschiedene Herausforderungen, darunter auch finanzielle Belange. Die finanzielle Situation in Hünxe ist ebenso angespannt wie in vielen andere Kommunen in NRW und wir stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Das Zusammenwirken von Zuweisungskürzungen, stark steigenden Kosten für Sachaufwendungen und Personal sowie stetig neuen Erwartungen an Leistungen der Daseinsvorsorge überfordert insbesondere kreisangehörige Kommunen. Bislang gab es keine unmittelbaren Veränderungen im Hinblick auf die im Brief genannten Forderungen, aber wir werden unsere Anliegen weiterhin auf Landes-, und Bundesebene mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgen. Angesichts des bundesweit höchste Kommunalisierungsgrades in NRW wäre eine aufgabenangemessenen Finanzausstattung ein erster wichtiger Schritt, um viele der aktuellen Herausforderungen zu bewältigen.
In vielen Gemeinden fehlt das Personal. Wie sieht es zurzeit bei der Gemeinde Hünxe aus? Wie viele Stellen sind unbesetzt und in welchen Fachbereichen wird Personal gesucht? Gab es da eine positive Entwicklung im Jahr 2023?
Wie in vielen anderen Gemeinden auch, gestaltet sich die Personalgewinnung auch in Hünxe schwierig. Insbesondere im Geschäftsbereich Bauen und Planen suchen wir dringend nach qualifizierten Kräften, um die Vielzahl der Planungsvorhaben zeitnah umzusetzen. Im Jahr 2023 konnten wir zwar für alle Geschäftsbereiche neue Mitarbeitende gewinnen, dennoch gibt es weiter Personalbedarfe, die wir bislang nicht decken konnten. Wir setzen verstärkt auf gezielte Maßnahmen, um vakante Stellen zeitnah zu besetzen.
Wie alle Verwaltungen ist man auch im Hünxe seit nun mehreren Jahren im Dauerkrisen-Modus: Erst Corona, dann Energiekrise, dann die Flüchtlinge. Wie wirkt sich das auf die Mitarbeiter im Rathaus aus?
Die anhaltenden Krisen stellen zweifellos eine Belastung für unsere Mitarbeiter im Rathaus dar. Die Flexibilität und Einsatzbereitschaft des gesamten Teams sind bemerkenswert. Wir haben jedoch erkannt, dass es wichtig ist, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv zu unterstützen, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern und ihre Gesundheit zu schützen.
Gibt es – im Angesicht der vielen Herausforderungen – auch Lichtblicke?
Trotz der Herausforderungen gab es auch positive Entwicklungen. Das ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde Hünxe ist ungebrochen stark. Die vielen Bewerbungen für den Heimatpreis, den ich am 20. Dezember übergeben durfte, sind ein Beleg für dieses Engagement. Dieses Engagement und die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger haben gezeigt, dass wir als Gemeinschaft stark sind und gemeinsam viel bewegen können.
Welches Fazit aus Sicht der Verwaltung ziehen sie für das Jahr 2023?
Das Jahr 2023 war geprägt von Herausforderungen, die uns viel abverlangt haben. Wir haben dabei aber auch die zufriedenstellende Erfahrung gemacht, dass eine starke Gemeinschaft, der Zusammenhalt und der Wille, diese Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen, die Leistungsfähigkeit und Resilienz stärkt. Wir haben wichtige Schritte unternommen, um die Lebensqualität in Hünxe zu erhalten und zu verbessern. Das erfüllt mich mit großer Freude und Stolz.
Die Gemeindeprüfungsanstalt NRW hat in ihrem Bericht im November für Hünxe einen hohen Investitionsbedarf bei Infrastruktur und Gebäuden festgestellt: Welche Projekte in diesem Bereich sollen 2024 umgesetzt werden?
Die Empfehlungen der Gemeindeprüfungsanstalt NRW nehmen wir sehr ernst. Auch in diesem Jahr werden wir erforderliche Instandhaltungsarbeiten am kommunalen Infrastrukturbestand durchführen. Die Straßen und Gebäude sind in die Jahre gekommen, Ersatz kostet viel Geld, welches wir nicht haben. Die Erneuerung der kommunalen Infrastruktur wird fortwährende Aufgabe der nächsten Jahre sein. Aktuelle Planungen laufen im Bereich des Schul- und Sportzentrums Hünxe. Diese Planungen und stellen einen wichtigen Schritt zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität in unserer Gemeinde dar.
Welche Projekte stehen für das Jahr 2024 auch Sicht der Gemeinde ganz oben auf der Agenda? Gibt es ein Projekt, dass Ihnen persönlich besonders am Herzen liegt?
Für dieses Jahr stehen wichtige Planungen an, die ebenfalls eine große Bedeutung für die positive Entwicklung der Gemeinde Hünxe haben werden. Besonders am Herzen liegt mir die Entwicklung der Bauleitplanungen für das Wohngebiet am Waldweg in Bruckhausen, sowie die im Bereich des IGP Bucholtwelmen. Diese Planungen stellen wichtige Meilensteine auf dem Weg zu einem Mehr an Umweltfreundlichkeit und wirtschaftlicher Stärke dar.
Was ist – zum einen aus Ihrer Sicht als Bürgermeister, zum anderen aus der Sicht als Privatmensch – Ihr größter Wunsch für das Jahr 2024?
Mein größter Wunsch als Bürgermeister ist es, dass wir die kommenden Herausforderungen gemeinsam meistern und unsere Gemeinde weiter zum Positiven entwickeln können. Ich wünsche mir auch, dass wir uns alle immer mal wieder Momente der Besinnung und der Dankbarkeit gönnen, in denen wir erkennen, welches Privileg es ist, in einer Ära des Wohlstands zu leben, den die Generationen vor uns nicht gekannt haben und den die Generationen nach uns vermutlich nicht kennen werden. Inmitten der Herausforderungen unserer Zeit dürfen wir nicht vergessen, die Vorzüge zu schätzen, die uns umgeben. Als Privatperson hoffe ich auf Gesundheit und Zufriedenheit für Familie, Freunde und alle Bürgerinnen und Bürger von Hünxe. Weiterhin wünsche ich mir starke und liebevolle Beziehungen zu Familie und Freunden, sowie mehr Zeit für diese wichtigen Beziehungen.
Im Jahr 2025 steht wieder eine Kommunalwahl an. In diesem Jahr werden also schon die Wahlkämpfe beginnen. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, ob Sie wieder als Bürgermeisterkandidat für die Gemeinde Hünxe antreten wollen?
Es ist zu früh, konkrete Aussagen zur kommenden Kommunalwahl zu treffen. Aktuell liegt mein Fokus darauf, die anstehenden Aufgaben bestmöglich zu bewältigen. Die Entscheidung über meine erneute Kandidatur als Bürgermeister wird zu gegebener Zeit getroffen und mit den Bürgerinnen und Bürgern von Hünxe geteilt.