Voerde. Wie Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann die Verbundenheit der Menschen zum alten Kraftwerk erklärt und welche Bedeutung es für die Stadt hatte.
Bei vielen Menschen in Möllen, Voerde und auch in der Umgebung schwingt Wehmut mit, wenn sie an die bevorstehende Sprengung des Kühlturms denken. „Das war aber auch zu erwarten“, findet Bürgermeister Dirk Haarmann. Es gebe ganz viele Menschen, die wegen des Kraftwerks nach Voerde gekommen sind, „weil sie dort gearbeitet haben“. Als es errichtet wurde, habe die Stadt eine gewisse Blütezeit erlebt. „Das ist ein Stück Strukturwandel, der auch etwas mit den Menschen macht“, sagt Haarmann. Die angestrebte Energiewende mit der Abkehr von klimaschädlichen Energiequellen führte zum Aus.
Mit dem Kühlturm in Voerde verschwindet ein Ankerpunkt von der Bildfläche
Mit der Stilllegung im Frühjahr 2017 seien der Stadt ein Stück Wirtschafts- und Steuerkraft verloren gegangen, „gute“ Arbeitsplätze fielen weg: Die Entstehung eines großen Teils der Siedlungsstruktur in Voerde gehe auf die Ansiedlung großer Unternehmen wie Babcock und der Steag und auch auf den Schacht Walsum zurück, erinnert Haarmann. „Wenn ein Ankerpunkt von der Bildfläche verschwindet, ist das ein Abschied, der immer mit Nostalgie und Wehmut verbunden ist“, meint der Bürgermeister. Aufgrund der persönlichen Verbundenheit, weil das Kraftwerk mal der eigene Arbeitsplatz war, rechnet Haarmann damit, dass am Sonntag bei manchen „die eine oder andere Träne fließen wird“. Das müsse man ernst nehmen.
Bei aller Wehmut aber sei es gut, „den Weg in Richtung Zukunft zu nehmen“, erklärt Haarmann mit Blick auf die Pläne, die RWE auf dem Industriegelände an der Frankfurter Straße realisieren möchte. Der Energiekonzern beabsichtigt, auf der Fläche „in industriellem Umfang“ grünen Wasserstoff zu erzeugen. Eine Investitionsentscheidung dazu hat RWE bislang noch nicht getroffen. Davor müsse es erst Klarheit „über ein künftiges Wasserstoffnetz sowie über den Vergütungsrahmen dieser flexiblen Backup-Kapazitäten“ geben.
Alle Infos zu der Sprengung am Sonntag, 3. Dezember, lesen Sie in unserem Newsblog.