Dinslaken. Rita Rauber will eine Long Covid-Selbsthilfegruppe in Dinslaken gründen. Welche Erfahrungen sie gemacht hat - und worum es bei der Gruppe geht.

Menschen mit Long Covid sind oftmals einsam. Sie sind zu erschöpft, um unter Leute zu gehen. Und Freunde wenden sich ab, weil sie das Thema nicht mehr hören mögen. So ist es auch Rita Rauber ergangen. Während Corona für viele längst abgehakt ist, leidet sie seit fast zwei Jahren an den Langzeitfolgen. Nun will sie eine Long Covid-Selbsthilfegruppe gründen, damit Betroffene sich austauschen können. Denn die Geschichte von Rita Rauber ist die Geschichte von Vielen.

Bevor das Coronavirus die 71-Jährige erwischt hat, war sie topfit. „Ich war kerngesund, habe nicht eine Tablette genommen“, erzählt sie. Dreimal in der Woche hat sie Tennis gespielt, ist walken gegangen, hat im Krankenhaus, in einem Geschäft gearbeitet, sich ums Haus gekümmert, den Fahrdienst in einem integrativen Kindergarten übernommen. Mit ihren Freundinnen ist sie nach Mallorca, nach Barcelona gefahren.

Und plötzlich ging nichts mehr

„Und dann kam Corona, und dann ging nichts mehr,“ sagt sie. Das war im November 2020, „da gab’s noch keine Impfung“, erinnert sie. Sie war im Krankenhaus – und wurde mit Long Covid entlassen, sagt sie. Mit Herzinsuffizienz, Bluthochdruck, Panikattacken – und Müdigkeitserscheinungen. Das sei das schlimmste, sagt Rita Rauber, dieser Erschöpfungszustand. Plötzlich habe sie „vom Schlafzimmer Gott weiß wie lange ins Wohnzimmer“ gebraucht. „Es war katastrophal. Dass man von heute auf morgen nichts mehr machen kann – ich denke, das geht vielen so.“

Wenn sie es vor die Tür schafft, muss sie nach zehn Schritten eine Pause einlegen. „Ich muss dann über mich selber lachen und denke, das bist doch nicht du,“ sagt sie. Einen Rollator will sie nicht. Dann lieber stehen bleiben. „Dann gucke ich mich immer in der Gegend um, damit das niemand so mitbekommt,“ erzählt sie und lacht weg, was für sie ein echtes Problem ist. Denn oftmals traut sie sich eben nicht raus, weil sie Angst hat, auf dem Rückweg keinen der Parkplätze hinterm Haus mehr zu bekommen und weit laufen und dann noch die enge Treppe hinauf gehen zu müssen. Das löst bei der einst so agilen Frau Panikattacken aus.

So reagieren Freunde und Bekannte

Ihre Freunde hätten „anfangs positiv reagiert“, sagt sie und holt der Besucherin ein Glas Wasser „weil ich mich ja wenigstens ein bisschen bewegen muss.“ Aber „je länger das dauert, und das nicht besser wird...“ - sie führt den Satz nicht fort. Anfangs habe sie viel Besuch bekommen. „Das wird aber immer weniger.“ Natürlich habe sie auch „einige gute Freunde“. Und wenn Kontakte einschlafen, „liegt das ja auch an mir.“ Sie sage Einladungen zu – und dann wieder ab. Aus Erschöpfung. Und aus Angst vor dem Parkplatzproblem. Das würden nicht alle Bekannten lange mitmachen.

„Ich kann verstehen, dass viele Leute genervt sind“, sagt Rita Rauber. Sie selbst sei an schlechten Tagen schon morgens unzufrieden. „Und wenn es mir morgens besser geht, mache ich zu viel“, sagt sie – dabei habe sie im Internet gelesen, dass man das eben nicht soll. Sie habe schon vieles ausprobiert: von Zink bis zu Schüssler-Salzen.

Sie gründe jetzt eine Selbsthilfegruppe, habe sie schließlich ihrem Arzt verkündet – und der habe seine Unterstützung zugesagt. „Wenn es eine Gruppe ist, bei der alle betroffen sind, ist das ja eine ganz andere Ausgangsbasis und man kann ganz anders kommunizieren – ohne, dass jemand so macht“, sagt sie, verdreht die Augen – und lacht.

>>Kontakt

Wer Interesse an der Long Covid-Selbsthilfegruppe hat, wird gebeten, sich bei Rita Rauber unter Tel. 02064/1413679 oder per Mail unter ritarauber@gmx.de. Je nach Anzahl der Interessenten kann sie dann einen Treffpunkt suchen.