Duisburg. Ein Dinslakener (48) schoss in seiner Druckerei auf maskierte Männer, tötete einen 36-Jährigen. Für den Angeklagten war es Selbstverteidigung.

Wegen Totschlags und zweifachen versuchten Totschlags steht ein 48-jähriger Mann aus Dinslaken vor dem Landgericht Duisburg. Am 12. Dezember 2022 schoss er auf drei maskierte Männer, die in seine Druckerei an der Hünxer Straße stürmten. Die Staatsanwaltschaft glaubt nicht, dass der Angeklagte in Notwehr handelte. Auch deshalb, weil eine tödliche Kugel einen 36-Jährigen in den Rücken traf. Doch der Angeklagte stellt das ganz anders dar.

Bereits im Januar 2022 sei er Opfer eines heimtückischen Anschlags geworden, berichtete der 48-Jährige in seiner mit Spannung erwarteten Einlassung. Ein maskierter Mann habe ihn durch einen Schuss verletzt. „Danach habe ich mir eine Pistole besorgt. Ich hatte Angst um mein Leben.“

Angeklagter war kurzzeitig Mitglied der „Hells Angels“

Der gelernte Industriemechaniker, der auch als Türsteher tätig war, sich 2002 mit einer Sport- und Selbstverteidigungsschule selbstständig machte und seit 2016 zusätzlich eine Druckerei führt, hatte durch einen Bekannten Kontakt zu den „Hells Angels“. Er trat als Anwärter ein. Doch nach nicht einmal einem Jahr habe er den Rocker-Club wieder verlassen, so der Angeklagte. „Ein führendes Mitglied verlangte, dass ich auf die Fenster von Vereinskameraden schießen sollte. Ich habe mich geweigert.“

Das seltsame Ansinnen des höherrangigen Club-Kameraden war auch für dessen Ansehen in der Rocker-Vereinigung nicht förderlich. Und so sei er für den Mann, den der Angeklagte für den Drahtzieher des Mordversuchs vom Januar wie des Vorfalls vom Dezember 2022 hält, zum Todfeind geworden. Seitdem hätten er und seine Familien in Angst gelebt, schildert der Angeklagte.

Pfefferspray habe ihm die klare Sicht genommen, so der 48-Jährige

Am 12. Dezember habe er mit einem Kunden in der Druckerei gesessen, als drei maskierte Männer in das Geschäft stürmten. „Der Vorderste hat gleich mit Pfefferspray gesprüht. Ich hatte Panik. Ich wusste, dass die es auf mein Leben abgesehen hatten.“ Als er die Pistole zog, habe er kaum noch Luft bekommen und nur noch verschwommen gesehen, erinnert sich der 48-Jährige.

Deshalb habe er nur grob in die Richtung der Männer gefeuert. Der Angeklagte ist davon überzeugt, dass einer von ihnen eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand hielt. Er habe vier Schüsse, schnell hintereinander abgegeben. „Einer ging zu Boden. Die beiden anderen sind geflüchtet.“ Er wäre froh, wenn er niemanden getroffen hätte, sagt der 48-Jährige. „Es ist eine schwere Last für mich, dass ein Mensch gestorben ist. Ich weiß aber nicht, was ich anderes hätte tun sollen.“ Nach bisheriger Planung soll ein Urteil Ende kommender Woche gesprochen werden.